Du hast die Dosen – wir die Mauern!

15 Jahre „Be Inspired“ wurden bei der gestrigen Graffiti-Vernissage im Haus der Begegnung gefeiert. Zu Häppchen und Getränken wurde die Ausstellung mit Fotos von 30 Best-Of Graffitis aus Pfaffenhofen eröffnet.

Den Graffitikult kennen womöglich die meisten nur als zerstörerische Möchtegernkunst, doch es steckt viel mehr dahinter. Der Stadt Pfaffenhofen, der Stadtjugendpflege und vor allem dem Graffiti-Projekt „Be Inspired“ gelang es, für die lokalen Sprayer eine Möglichkeit der entkriminalisierten Kunst zu schaffen. Seit 1998 setzt sich Be Inspired aktiv für die Erhaltung der Graffitikunst im Landkreis und vor allem in Pfaffenhofen schon ein, veranstaltet Workshops und regelmäßige Writer-Treffen am ersten Sonntag im Monat, wo die Künstler frei ihrem Hobby nachgehen können. Dabei bedienen sie sich der freien Flächen in Pfaffenhofen in der Hohenwarter Straße, bei der Unterführung Dr. Bergmeister-Str. / Krankenhausstraße und in Niederscheyern.

Einen humorvollen Aspekt über den Graffitikult trug Jugendreferent Martin Rohrmann vor: Er erhielt einen anonymen Brief eines Schülers, der sich über Graffitis und deren Sachbeschädigung ausließ. Nicht ganz unerheblich ist dabei zwar die Schadenssumme, die unerlaubte Graffitis in Deutschland jährlich verursachen (rund 200 – 500 Millionen Euro), allerdings kann man nicht in all diesen Fällen davon ausgehen, dass die Sprayer damit immer Straftaten begangen haben. Hier muss man „strafbar“ von „schadensersatzpflichtig“ unterscheiden – in Deutschland entstand so eine „Grauzone“, denn eine Sachbeschädigung wird als ein Eingriff in die Sachsubstanz beschrieben. Dieser Eingriff liegt bei Graffitis allerdings nicht vor, da sie oberflächlich besprüht werden. Ein Sachschaden entstand üblicherweise durch das Entfernen der Werke, die eine Sachbeschädigung mit sich führten. Eine Gesetzesänderung schloss letztendlich diese Lücke – so sind die Sprayer immer mehr auf freie, legal besprühbare Flächen angewiesen.

Im Anschluss der Vernissage im Haus der Begegnung wurde die „Session“ im Kreativquartier bei der Alten Kämmerei mit Musik und weiteren Ausstellungsstücken fortgeführt. Präsentiert werden hier bis einschließlich 19. Juli rund 170 kleine Formate und weitere 400 Bilder der in Pfaffenhofen entstandenen Spraywerke. Man bedenke außerdem, dass die Graffitis zwar alle in Pfaffenhofen entstanden sind, jedoch Künstler aus ganz Deutschland und den umliegenden Ländern herkamen, um legal ihre Möglichkeiten zu nutzen.