Lesezeichen im Paradies
„Paradisi Gloria“ - Unter diesem Titel veranstaltete die Pfaffenhofener Gruppe Lesezeichen eine Lesung mit Texten und Musik zu Ruhm und Ehre des Paradieses. „Alle Völker, die eine Geschichte haben, haben ein Paradies, einen Stand der Unschuld, ein Goldenes Alter.“ Diesem von Friedrich Schiller angesprochenen Idealzustand des Paradieses haben Lena Kettner, Nora Seiler, Lorenz Kettner und Christian Weigl in fünf Kapiteln mit Erzählungen, Gedichten, Liedern und Szenen nachgespürt.
Die fünf Kapitel: Der Garten Eden, Die Vertreibung aus dem Paradies, Das Paradies auf Erden, Die künstlichen Paradiese und Das himmlische Leben. Vom ersten Buch Mose über die Erschaffung des Weibes bis zum Münchner im Himmel, der Bogen, der über dem paradiesischen Firmament gezogen wurde, war recht bunt und vielfältig. Musikalisch umrahmt wurde diese Lesung mit internationaler Musik der Gruppe „Marazula“. Abweichend von der Tradition, der gleichnamigen Reihe des Münchner Rundfunkorchesters, wurde hier der Lesung mehr Gewicht gegeben. Lesezeichen ist keine unbekannte Gruppe in Pfaffenhofen, dementsprechend war das Sparkassenkasino auch mit sehr viel wissendem Publikum gefüllt.
Vieles, wie die Mainzelmännchen oder das Schlaraffenland, war bekannt, wurde belächelt, erinnert und entsprechend beklatscht. Manches, wie die Legende vom Fußballplatz (Ödön von Horvath) oder der eigensüchtige Riese (Oscar Wilde), war für viele weitgehend unbekannt. Umso genialer passten die nachdenklichen Texte zu den kurzen Buchtiteln, die die Amazon-Suchmaschine zum Thema ausspuckte. „Der Sixt“ von Joseph Maria Lutz zeugte von der herrlichen Schreibweise und den genauen Beobachtungen unseres Heimatdichters, dem dieser Abend und die derzeitigen Paradiesspiele gewidmet sind. Die „Intonation“ des Gelesenen muss passen, dann werden die Figuren lebendig, beim Brandner Kasper, im Originaltext von Wilhelm von Kobell, gelang das, wie natürlich in den anderen Texten auch, in überragender Weise.
Feinfühlig fügte sich die Musik von „Marazula“ (Eva Blonk, Regina Chalupper, Helga Widmann, Oliver Grenz und Burkhart Wagner) zu den einzelnen Themenblöcken. Das gemeinsam mit dem Publikum gesungene „Guten Abend, gut´ Nacht“ entließ dann mit der Empfehlung „Schau im Traum ins Paradies“ die voll entspannten Beteiligten in die kühle Sommernacht. Einer der wohl gelungensten Beiträge zum laufenden Festival, wobei natürlich jeder seine eigene paradiesische Meinung dazu haben wird.
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