Letzter Strohhalm aus der Hallertau für Niederbayern
Zwei vollbeladene Lastkraftwagen samt Anhänger traten am heutigen Vormittag ihre Reise von Rottenegg aus ins niederbayerische Bodenmais und nach Winzer im Landkreis Deggendorf an. Beladen mit über 100 Strohquaderballen von dem jeder einzelne gut 300 Kilogramm wiegen dürfte.
Zum einen wird damit ein landwirtschaftlicher Betrieb unterstützt, dessen Eigentümer einigen vom Hochwasser geschädigten Landwirten geholfen hatte, indem er etwa zwei Wochen lang deren insgesamt gut 100 Rinder bei sich im neu gebauten Stall beherbergte. Nachdem er sie dazu auch füttern musste, geriet er jetzt selbst in Bedrängnis und benötigt nun seinerseits Nachschub für die Wiederkäuer. Zum anderen sind es zwei Landwirte, deren Höfe förmlich abgesoffen sind und für die nun die Quader im wörtlichen Sinne so bedeutend sind wie der berühmte "letzte Strohhalm".
Viele Hände waren notwendig, um schnelle Hilfe zu leisten. Beim Abdecken der Quaderballen halfen der Initaitorin des Projektes, Margarete Hausler (v.l.), auch Max Weichenrieder, Pfaffenhofens Kreisobmann vom Bayerischen Bauernverband und Kreisbäuerin Erna Stanglmayr.
Ins Leben gerufen haben die unbürokratische Hilfsaktion das Rottenegger Landwirtsehepaar Margarete und Martin Hausler. Zusammen mit weiteren Helfern standen sie am heutigen Vormittag auf dem Feld und halfen mit beim Beladen der Lastkraftwagen. Bevor es dazu kam, mussten verschiedene Verarbeitungsschritte gegangen werden. So etwa des Pressen der Gerstenstroh-Quader, das bereits zuvor von Peter Heinzlmair übernommen worden war. Von zwei Feldern mit insgesamt zehn Hektar Größe stammten die Halme, wobei eines der beiden Felder Hauslers gehört, das andere dem ebenfalls in Rottenegg wirtschaftenden Landwirt Georg Schmid. Weitere Sponsoren und Helfer waren: Florian Spenger, Josef Höckmeier, Daniel Ernstdorfer, Konrad Winzinger, Erich Kuffer, Ludwig Schäffler, Franz Schneider und zudem die Interessengemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach, die Hopfenverwertungsgenossenschaft sowie die Firmen Thoma und Hopsteiner.
Sie alle trugen tatkräftig mit dazu bei, dass drei vom Hochwasser direkt oder indirekt betroffenen Bauersfamilien in Niederbayern schnell und effektiv geholfen wird.
Gesucht werden jetzt weiterhin Sponsoren, die vorwiegend Grassilage oder auch Heuüberschuss zur Verfügung stellen können. "Auch mit kleinen Mengen kann man viel helfen", appelliert Hausler an seine Landwirtskollegen. Für die vom Unglück heimgesuchten Bauern sei das Stroh so wertvoll wie Gold, fügt er an. Aber auch Fuhrunternehmer sollten sich angesprochen fühlen, denn ohne entsprechende Transportfahrzeuge funktioniert die Hilfskette ja nicht. Der Fachberater des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) für den Landkreis Pfaffenhofen, Franz Sedlmeier, koordiniert dann von der Verbandsgeschäftsstelle in Ingolstadt aus die weiteren notwendigen Schritte. Unter der Rufnummer (0841) 492 94 - 0 ist er in seinem Büro erreichbar.
Selbst mit Hand angelegt bei der Hilfsaktion hat Max Weichenrieder, Pfaffenhofener Kreisobmann des BBV, zusammen mit Kreisbäuerin Erna Stanglmayr. Weichenrieder machte bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass die BBV-Stiftung "Land und Leben" in Not geratene Menschen finanziell unter die Arme greift. Dies gelte freilich auch für die vom Hochwasser geschädigten Landwirte.
Die Getreideernte ist derzeit in vollem Gange und der nach dem Ausdreschen der Halme übrig bleibende Rest wird als Stroh bezeichnet. Von Laien wird dessen Wert oftmals unterschätzt und die tatsächliche Bedeutung dieses "Abfallproduktes" können häufig nur die Landwirte richtig einschätzen.
Je Hektar fällt bei einem Verhältnis von eins zu 0,7 weniger Stroh als Korn an. In der Regel wird Stroh meist als Humus und Nährstoffquelle in den Boden eingearbeitet oder dient es als Einstreu in Nutztierbeständen und dort dann insbesondere in Liegebuchten-Ställen.
Stroh kann aber auch als Futtermittel, etwa zur Rohfaserversorgung von Milchvieh, eingesetzt werden; so wie dies bei den drei von der Notlage betroffenen niederbayerischen Höfen der Fall ist. Dabei ist der Nährstoffwert abhängig vom Düngeverhalten des Landwirts, von der Bodenart, der Fruchtfolge sowie auch der Getreideart. Stroh ist also ein gefragter und damit auch nicht billig erhältlicher Rohstoff, der mittlerweile auch zur Energiegewinnung eingesetzt wird.
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