Dr. Angelika Niebler zu Gast bei der Firma Linner
„Auch im Wahlkampf möchten wir Anregungen mitnehmen und nicht nur Lob einsammeln“, so die einleitenden Worte Karl Straubs, der gestern Dr. Angelika Niebler, MdEP, bei der Firma Linner in Wolnzach begrüßen durfte. Hier wurde der Abgeordneten des Europäischen Parlaments nicht nur das Unternehmen mit einer Präsentation und Werksführung vorgestellt, sondern es folgte auch eine rege Diskussionsrunde, insbesondere zum Schwerpunkts -Thema „Fachkräftemangel“, der den Betrieben im Landkreis Pfaffenhofen schwer zu schaffen macht.
Schon zu Beginn der Gesprächsrunde betonte Dr. Angelika Niebler, dass sie sich nun vor Ort ein Bild über die tatsächliche Lage der mittelständischen Unternehmen auf dem Lande machen wolle und gerade mit dem Blick auf die Demographie langfristig Maßnahmen gegen den Mangel an Fachkräften unabdingbar seien.
Als Paradebeispiel für ein solches Unternehmen des Mittelstands dient dabei die Wolnzacher Firma Linner Werkzeugfabrik GmbH. Zuhause in der Metallverarbeitung und Zerspanung, beschäftigt das regional stark verwurzelte Unternehmen 100 Mitarbeiter und positioniert sich zwischen dem Standard-Handwerk sowie der Industrie. Auch die Geschäftsführung, die sich derzeit im Generationenwechsel befindet und somit aus Gerhard Linner sowie seinen Kindern Katharina, Ludwig und Lorenz Linner zusammengesetzt ist, sieht sich direkt mit der Problematik des Fachkräftemangels konfrontiert.
Das Ausweichen auf ausländische, entsprechend qualifizierte Mitarbeiter konnte das Problem für die Firma jedoch bisher nicht lösen. „Wir haben schon gesucht, aber nicht gefunden“, so Ludwig Linner. Problematisch seien hier einfach zu große Vorleistungen, die erbracht werden müssten, um die Fachkräfte nach Deutschland zu holen. Erst im Nachhinein könne dann aber festgestellt werden, ob die Mitarbeiter überhaupt das Know-How aufweisen, das tatsächlich gebraucht wird. Zudem stellen auch nach wie vor die Sprachbarrieren einen häufigen Hinderungsgrund dar, Fachkräfte aus dem Ausland zu finden. „Wir arbeiten mit sehr wertvollen Maschinen und da können sprachliche Missverständnisse zu gravierenden Fehlern führen“, zeigte Lorenz Linner auf.
Doch auch zahlreiche andere Firmen des Landkreises kämpfen mit fehlendem Nachwuchs. „Gerade in der Automobilbranche haben wir aufgrund der Lage zwischen Audi und BMW großen Fachkräftemangel“, erläuterte Karl Straub. So bilden die kleinen Betriebe die jungen Schulabsolventen vor Ort aus und sobald diese ihre Ausbildung in der Tasche haben, locken die hohen Gehälter der Großkonzerne. Mittelständler können da nicht mithalten – das ist einleuchtend. Dass in Zeiten steigender Preise und Mieten aber auch die Arbeitnehmer nicht auf ein hohes Einkommen verzichten wollen, ist ebenso klar.
Als Rezept dagegen, wurden in der Diskussionsrunde zwei Aspekte genannt: Zum einen die Attraktivität des Wohnorts. „Wichtig ist genügend bezahlbarer Wohnraum und ein hoher Freizeitwert, sodass sich unsere Einwohner wohl fühlen“, erklärte Bürgermeister Jens Machold. Zum anderen erläuterte Dr. Angelika Niebler die Notwendigkeit einer guten Integrationsarbeit vor Ort. Aber auch das von Erika Görlitz thematisierte, gezielte Begeistern von weiblichen Nachwuchskräften für technische Berufe könnte zu einem neuen Potential an Fachkräften führen. Insgesamt hielt die Europa-Abgeordnete aber fest, dass es für sie von besonderer Bedeutung sei, den Firmen dieses Thema nicht ohne Unterstützung zu überlassen.
Doch auch im Allgemeinen betonte Dr. Angelika Niebler die Notwendigkeit des Abbaus von Handelsbarrieren. „Es ist die Aufgabe der Politik den Ball am Laufen zu halten und den internationalen Markt zu erschließen“, betonte Dr. Niebler. Denn gerade auch für die Firma Linner ist ein weltweit funktionierender Handel wichtig. Nur wenn ihre Kunden – im In- wie im Ausland – erfolgreich sind und nicht von abgeschotteten Märkten oder Handelsbarrieren beeinträchtigt werden, kann auch der Wolnzacher Betrieb erfolgreich sein. Ein Zusammenhang, der für Deutschland als Exportnation besonders bedeutsam ist. Globalisierung bedeutet nämlich nicht zuletzt auch große Abhängigkeit von- und untereinander.
Zum Abschluss gab es für Dr. Angelika Niebler aber nicht nur Verbesserungsvorschläge, Anliegen und Bitten, sondern auch ein Lob für die bisherige Politik. So bedankte sich Wilfried Daum von der Firma Linner insbesondere für die Einführung der Kurzarbeit, die es dem Unternehmen möglich gemacht habe, über die Krise zu kommen und zu den Mitarbeitern zu halten. Auch der Bürgermeister lobte die EU-Abgeordnete für das Ermöglichen der Dorferneuerung, die eine erhöhte Lebensqualität mit sich bringt und somit wiederum das Behalten der Fachkräfte vor Ort positiv beeinflussen kann.
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