Auf Orgeltour in der Hallertau
Im Zusammenhang mit den Ingolstädter Orgeltagen bot der Ingolstädter Verein „Freunde der Musik am Münster“ am Wochenende eine Exkursion zu Kirchen und Orgeln vor den südlichen Toren Ingolstadts in die nördliche Hallertau an. Es war eine Besichtigung der Orgeln in Waal/Rohrbach Lohwinden, Gosseltshausen und Wolnzach geplant mit Erläuterungen und Orgelspiel.
Doch was sich nach einer trockenen Vortragsreise anhörte, entpuppte sich nicht nur für die Laien, sondern auch für Orgel-Kundige zu einem wahren Leckerbissen. Schon allein die kleine Kirche in Waal bot mit ihrer zweitältesten Orgel im Landkreis Pfaffenhofen eine wahre Rarität. Die über 110 Teilnehmer waren begeistert vom Inneren der Kirche und der noch im Original von 1844 erhaltenen Orgel mit 7 Registern.
Der Moderator der Veranstaltung, der Kunsthistoriker, Orgelbauer und Kirchenmusiker Dr. Ottmar Heinz, erläuterte fachmännisch die Historie und den Aufbau der Orgel, die vom Neuburger Orgelmacher Anton Schin gebaut wurde. Dr. Heinz erläuterte, dass die Register einer Orgel wie einzelne Musikinstrumente wirken würden (z.B. wie Flöte, Trompete oder Streichinstrument) und der Organist damit Musikstücke inszenieren könnte wie ein Regisseur eine Schauspieltruppe dirigiert. Der die Veranstaltung begleitende Organist, Maximilian Pöllner aus Eichstätt, tätig als Assistent des Eichstätter Domkapellmeisters, demonstrierte welche Kapazitäten die Orgel hat und wie sie tönt. Zusammen mit dem Trompetenvirtuosen Hans Jürgen Huber, geboren in Geisenfeld, bot Pöllner den Anwesenden dann ein kleines Orgelkonzert mit Trompeten-Begleitung. Die Anwesenden wurden aber auch über die kleine Waaler Kirche von Dr. Heinz informiert. Er konnte dabei auf lockere Weise die einzelnen Altardarstellungen erläutern, so dass die Teilnehmer begeistert die Kirche verließen und in ihren privaten PKW zur nächsten Station fuhren.
die Orgel in Waal
In der Wallfahrtskirche Lohwinden/Wolnzach wurden die Exkursions-teilnehmer von Pfarrer Schemmerer begrüßt, der ihnen gern seine ab 1701 gebaute Kirche geöffnet hatte, wusste er doch, dass er sehr interessierte Besucher hatte. Dr. Heinz ging in seinen Erläuterungen erst einmal auf das Thema Wallfahrt und den historischen Hintergrund der Kirche ein, ebenso auf die Altar- und Heiligendarstellungen in der Kirche. Die 1884 vom Pfaffenhofener Orgelmacher Martin Binder gebaute Orgel hat 9 Register und ist noch im historischen Zustand erhalten. Auch hier demonstrierte Maximilian Pöllner die Klangmöglichkeiten und –farben der Orgel und auch hier gab er ein keines Konzert mit Hans Jürgen Huber zur Erbauung. Das Stück stammte vom Komponisten Johann Gabriel Rheinberger, der den Orgelbauer Binder damals bei der Abstimmung der Orgel behilflich war. Übrigens wurde die Orgelbauerwerkstatt später von Pfaffenhofen nach Regensburg verlagert und entwickelte sich zu einer der größten Orgelbauwerkstätten Bayerns.
die Orgel in Lohwinden
In Gosseltshausen/Wolnzach besuchten die Teilnehmer die Marienwallfahrtskirche, die 1721 erbaut wurde. Das barocke Orgelgehäuse ist zwar noch erhalten, doch die Orgel selbst stammt aus dem Jahr 2007 und wurde vom Orgelbauer Dieter Schingnitz mit 17 Registern ausgestattet. Hier spielten Maximilian Pöllner und Hans Jürgen Huber ein Stück von Johann Sebastian Bach. Ein alter Holledauer war von der Kirche so begeistert und erstaunt darüber, dass er als Wolnzacher gar nicht wusste, wie schön diese Kirche ist. „Da fährt man sonst achtlos dran vorbei und ahnt nicht, dass dort ein Kleinod ist“, so seine Meinung. Auch hier gelang es wieder dem Moderatoren Dr. Heinz, den Besuchern die herrliche Kirche kunsthistorisch näher zu bringen. Von Gosseltshausen war es dann nur ein kleiner Sprung zur nächsten Station.
die Orgel in Gosseltshausen
Den Abschluss der Exkursion bildete der „Hallertauer Dom“, die Pfarrkirche St. Laurentius, deren Turm gerade saniert wird. Die Größe und prächtige Ausstattung der Barockkirche faszinierte die Besucher. Es war ein ganz anderes Gefühl im Vergleich zu den zuvor kleineren Kirchen. Die äußerlich noch immer barock wirkende Orgel aus dem 18. Jahrhundert wurde im Laufe der Jahre immer wieder umgebaut und verfügt heute über 28 Register vom Orgelbauer Michael Weise aus dem Jahr 1966. Da die Register elektromagnetisch betrieben werden und damit etwas verzögert auf das Tastenspiel des Organisten reagieren, ist ein künstlerisches Orgelspiel nur erschwert möglich. Trotzdem verstand es Organist Pöllner hervorragend, ein wunderbares Konzert zusammen mit Hans Jürgen Huber zu zaubern.
Altar im Hallertauer Dom, Wolnzach
Dr. Heinz machte den Teilnehmern in seinem Vortrag mit den verschiedenen Klangbeispielen deutlich, dass eine Orgel zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet wird. Denn kein Instrument ist in der Lage, eine solch große Vielzahl von Tönen, einen solchen Klangzauber zu erzeugen. Vor über 100 Jahren war die Orgel in Kirchen eigentlich nicht als Gesangsbegleitung vorgesehen, sondern als sakrales Instrument zur Unterstützung der feierlichen Kirchenmesse und zur Erbauung der Gläubigen.
die Orgel in Wolnzach
Die Teilnehmer dankten Dr. Heinz, Maximilian Pöllner und Hans Jürgen Huber mit langanhaltendem Beifall für die Exkursion, die der kleine Kichenmusikverein aus Ingolstadt auf die Beine gestellt hatte. Diese Veranstaltung am letzten Sonntag vor dem Barthelmarkt hat inzwischen eine Tradition, so dass man sich schon heute den Termin für das nächste Jahr vormerken sollte. Erfreulich waren auch die Musiker, die alle ihr Fach im In- und Ausland studiert hatten. Hans Jürgen Huber gilt dazu auch als der beste Trompeter des mittelbayrischen Raumes. Und Interessierte dürfen gespannt sein, ob diese hervorragende Künstler im nächsten Jahr wieder dabei sind.
Fotos klein Pöllner u Huber
Hans Jürgen Huber, Maximilian Pöllner, zwei Helfer
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