„Frauen helfen Frauen“ bei Misshandlung und Gewalt
Zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Polizeipräsidium Niederbayern und der Opferberatungseinrichtung „Frauen helfen Frauen e.V.“ fanden sich zahlreiche Persönlichkeiten im großen Sitzungssaal des Mainburger Rathauses ein.
Der erste Bürgermeister Josef Reiser freute sich sehr, die beiden verantwortlichen Projektmitarbeiterinnen Maria Simon und Silvia Biebl, die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Kelheim Gabi Schmid, die Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder beim Polizeipräsidium Niederbayern Barbara Wilhelm, den Polizeipräsidenten Josef Rückl sowie den Chef der Polizeiinspektion Mainburg und ersten Polizeihauptkommissar Johann Stanglmair und Polizeikommissar und Schwerpunktsachbearbeiter für häusliche Gewalt, Werner Maier, begrüßen zu dürfen.
Nach ein paar Worten der Begrüßung gab Herr Reiser das Wort an Frau Wilhelm, die das Ziel dieser Kooperationsvereinbarung erörterte. Diese zielt auf den sogenannten pro-aktiven Beratungsansatz ab und möchte das bestehende Projekt „Ausweitung des Beratungsangebotes zu häuslicher Gewalt“, welches seit dem 01.01.2012 vom Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ erfolgreich erprobt wird, um den Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Mainburg ausdehnen.
Es soll eine möglichst schnelle und effiziente Hilfe für betroffene Frauen sein, die von sich aus keine Hilfseinrichtungen aufsuchen oder gar nicht auf den Gedanken kämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Erfahrungen der alarmierten Polizisten bei häuslicher Gewalt und der Sozialpädagoginnen in den Opferberatungsstellen zeigen, dass professionelle Hilfe für die Opfer häuslicher Gewalt sehr wichtig ist, um aus der Spirale der Gewalt ausbrechen zu können.
Laut Frau Wilhelm sind die Betroffenen sehr oft aufgrund der erlittenen physischen und psychischen Gewalt selbst nicht mehr in der Lage, einen Kontakt zu einer Beratungsstelle herzustellen. Gerade hier kommt der pro-aktive Beratungsansatz zum Tragen. Bei polizeilichen Einsätzen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, sexualisierter Partnergewalt sowie Stalking durch den Partner werden den Frauen Beratungsangebote unterbreitet.
Diese Übereinkünfte zur Kooperation gibt es bereits seit 2007 in Landshut, Vilsbiburg und Rottenburg, und seit 2009 in Deggendorf und Plattling.
Gewalt gegen Frauen und auch Kinder hat unterschiedliche Formen, angefangen von körperlicher Gewalt wie schlagen, treten, würgen, fesseln, verletzen; seelischer Gewalt, wie einschüchtern, drohen, beleidigen, abwerten, beschimpfen, Angst machen, kontrollieren; sexueller Gewalt, wie Zwang zu sexuellen Praktiken, vergewaltigen, nötigen, bis hin zu ökonomischer Gewalt, wie Arbeitsverbot, Arbeitszwang und Geld als Druckmittel.
Damit sich die betroffen Frauen trauen, aus diesem „Teufelskreis“ der Abhängigkeit und Gewalt auszubrechen, kommt u.a. die Arbeit von Frau Schmid und Frau Biebl ins Spiel.
Nach dem Einverständnis des jeweiligen Opfers übermittelt die Polizei die erhobenen Daten an den Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“, deren Angebot weder mit Kosten, mit Mitgliedschaft, noch mit irgendeiner anderen Verpflichtung verbunden ist.
Innerhalb von drei Werktagen wird die betroffene Frau von einer Mitarbeiterin der Beratungsstelle zunächst telefonisch kontaktiert, um eine Beratung anzubieten. Im folgenden persönlichen Gespräch wird der Sachverhalt unter Rücksichtnahme der emotionalen Erlebnisse erörtert und ein zielführendes Hilfsangebot vorgeschlagen.
Alle Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht und es wird weder geurteilt noch weiterer Druck ausgeübt, wie z.B. darauf gedrängt, sich zu trennen. Wie sich die Betroffene letztendlich entscheidet, wird respektiert. Auch wenn diese die Beziehung trotz allem noch weiterführen, es doch noch Mal versuchen möchte, findet die Frau weitere Unterstützung, falls sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder Hilfe braucht oder sich dann doch zu einer Trennung entscheidet.
Herr Stanglmair, Polizeichef von Mainburg begrüßt diese Vereinbarung sehr, denn die Fälle häuslicher Gewalt nehmen stetig zu und werden im Moment durchschnittlich auf ca. zwei Einsätze in der Woche beziffert.
Der Polizei sind in Fällen häuslicher Gewalt die Hände gebunden, sie kann den Streit zwar schlichten und evtl. ein kurzzeitliches Kontakt- und Näherungsverbot aussprechen, aber oft bleibt ein ungutes Gefühl bei den Beamten.
Die PI Mainburg ist deshalb erleichtert, dass sie die Opfer ab sofort nicht mehr mit ihrer Situation alleine lassen müssen, sondern an diese großartige Einrichtung verweisen können.
Im Anschluß an die sehr interessanten Ausführungen der Kooperatioanspartner unterschrieben Polizeipräsident Josef Rückl und die beiden verantwortlichen Projetkmitarbeiterinnen Maria Simon und Silvia Biebl den Vertrag, und beide Seiten freuten sich auf eine zukünftige gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.
Hilfesuchende Frauen können den Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ unter der Telefonnummer: 0941/24000 erreichen. Das Telefon ist zwar nicht rund um die Uhr besetzt, doch außerhalb der Beratungszeiten, wird auf die Handynummer einer Mitarbeiterin verwiesen, die in Bereitschaft ist.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.