35 Jahre Anonyme Alkoholiker in Pfaffenhofen
35 Jahre Anonyme Alkoholiker in Pfaffenhofen
Zu einem öffentlichen Informationsmeeting im katholischen Pfarrheim luden die Anonymen Alkoholiker Pfaffenhofens anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens ein. Der Satz ist, wie Sie bei genauerer Betrachtung merken werden, etwas fragwürdig. Wie kann etwas Anonymes öffentlich sein, und was sind das eigentlich für welche, die „ Anonymen Alkoholiker“?
Bei diesem öffentlichen Informationsmeeting mit circa 60 Besuchern haben eine Alkoholikerin, ein Alkoholiker und eine Angehörige ihre Geschichte erzählt. Die eigene wahre Geschichte ist immer die stärkste und somit auch die schmerzhafteste. Diese Erfahrung zu teilen, erfordert Mut und Offenheit, sie ist eines der Geheimnisse von AA, dem Wunder, trocken leben zu können. „Komm einfach vorbei und höre zu!“ ist oft der erste Satz, den ein Betroffener zu hören bekommt, wenn er bei einer Kontaktstelle anruft. Dieses Zuhören, dabei die eigene Geschichte reflektieren können, ohne Ratschläge genötigt sein, etwas zu sagen, das erstaunte Gefühl, mit seinen Problemen nicht allein zu sein; Vieles könnte noch darüber geschrieben werden, erfahren kann es nur jeder selbst.
Vorurteile und Unwissenheit haften dem Alkoholismus natürlicherweise an, der Penner mit der Rotweinflasche, die abgestürzte, willenlose Existenz am Rande der Gesellschaft. Verlorene Seelen, nicht stark genug, um sich im darwinistischen Wettkampf zu behaupten, asozial, arbeitsscheu und schwach, der Bodensatz jeder Gesellschaft. Genau diese vielen Verallgemeinerungen stehen wie eine Mauer am Anfang jeder Überlegung eines Menschen der, wie auch immer, seinen Alkoholkonsum, oder besser sein Trinkverhalten, hinterfragt.
Der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören, die Einsicht, dem Alkohol gegenüber machtlos zu sein, die Ohnmacht und Angst, die jeder Rückfall in alte Muster hinterlässt, braucht Gemeinschaft, Erfahrung, Kraft und Hoffnung, die geteilt sein will. Ein spezielles Thema, das Spezialisten braucht, Menschen die gelernt haben, wie im Fall der Anonymen Alkoholiker mit der Sucht zu leben, nicht gegen sie.
Die AA entstand in Amerika als unabhängige Bewegung und hat sich als Idee über die ganze Welt ausgebreitet. Die Erkenntnis zweier stark trinkender Menschen, Bill und Bob, bei einem ehrlichen Gespräch über ihr Trinkverhalten keinen Suchtdruck, sprich keinen inneren Zwang zum Trinken, mehr zu verspüren, gilt als Geburtsgeschichte der Anonymen Alkoholiker. Einige niedergeschriebene Schritte als Leitfaden für die Gruppentreffen bildeten den Grundstock einer Bibliothek, die mittlerweile in so ziemlich allen Sprachen erhältlich ist. Am Anfang steht immer die Erkenntnis der Machtlosigkeit und der Mut, die Dinge, die ich ändern kann zu ändern und die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Alkoholismus ist eine körperliche, geistige und seelische Krankheit, die ich nur zum Stillstand bringen kann, eine Heilung ist nicht möglich, die Folge bei fortlaufendem Missbrauch des Suchtmittels Alkohol ist immer tödlich. Der Übergang zu abhängigem Trinken ist im wahrsten Sinn des Wortes fließend, ein kontrollierter Konsum danach nicht mehr möglich.
Trotz, oder genau deshalb ist AA in Pfaffenhofen mittlerweile seit 35 Jahren am Arbeiten. Viele 24 Stunden, die erste Zielmarke trocken zu bleiben, haben sich aneinander gereiht. Sehr viele Menschen sind gekommen, wenige wirklich geblieben und doch wird immer einer bei den zwei wöchentlichen Terminen da sein. Es sind Freunde, die ihr gemeinsames Problem Alkohol besprechen, Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen und anderen Alkoholikern dabei helfen, nüchtern zu bleiben.
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