Die Welt der Zahl und Mobbing im Haus der Begegnung
Die Welt der Zahl und Mobbing im Haus der Begegnung
Die Jugendgruppe des Theaterspielkreises Pfaffenhofen hat zwei Stücke auf die Bühne gezaubert, die unterschiedlicher nicht sein können. Mit „Ich habe nichts getan“ beschäftigten sich, unter Anleitung von Sylvia Ott, neun Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren mit dem leider aktuellen Thema „Mobbing“. Das Stück „Die Welt ohne Zahl“ beschäftigt acht noch ganz junge Nachwuchsschauspieler.
Charlotte ist tot. Selbstmord. Sie hat eine Überdosis Schlaftabletten geschluckt, weil sie das wochenlange Ärgern, Hänseln, Bedrohen und Erpressen, das auf Neudeutsch „Mobbing“ heißt, nicht mehr ausgehalten hat. Ihre Mitschülerin Donna spricht freimütig über ihr Verhältnis zu Charlotte: „Warum wir Charlotte geärgert haben? Keine Ahnung - machte einfach Bock. Wir haben immer mal jemanden auf dem Kieker, ganz egal wen…“
Ausgangspunkt der Handlung ist das Polizeirevier, in dem sich Emily nach dem Tod von Charlotte dem Geschehen stellen muss. In Rückblicken wird von den Qualen erzählt, die Charlotte in ihrer Klasse ertragen musste. Ihr Ausspruch „Ich habe nichts getan“ transformiert sich am Ende des Stückes von einer Entschuldigung zu einer Erkenntnis.
Das Thema hat bei der Bearbeitung einiges an Bauchschmerzen verursacht, wie Jugendbetreuerin Silvia Ott berichtet. Das von allen Beteiligten überzeugend und ehrlich gespielte Stück zeigte aber, dass die Botschaft angekommen und verdaut ist. Verantwortung übernehmen ist der vielleicht wichtigste Teil der vielen Lernerfahrungen, die im „Schauspiel“ von den Mitgliedern der Jugendgruppen gemacht wird. Der gefühlte Mut und die Freude am gemeinsamen Spiel vor Publikum machen einen „öffentlichen Menschen“ aus den Beteiligten. Was die Schule mit ihrem Leistungsdruck und den Lehrplanzwängen nicht mehr leisten kann oder will, wird hier von der hervorragenden Nachwuchsförderung des Theaterspielkreises Pfaffenhofen ergänzt. Vielleicht findet sich ja ein mutiger und großzügiger Schulleiter, der die Gruppe zu einem Gastspiel einlädt.
Eine Welt ohne Zahlen (Stefanie Ott und Birgit Yakin) beschreibt das „kleinere“ Stück, das lebenslustig und textsicher über die Bühne huschte. Die Nähe zur eigenen Lebenssituation „ Mathe Hausaufgaben“ was wären die ohne Zahlen, bringt nicht nur bei den kleinen Akteuren erstaunliche Erkenntnisse. Die gute Fee, die die Zahlen wegzauberte, hat Löcher im Alltag hinterlassen, mit denen die Kinder auch nicht leben wollen. Nach vergeblichem Ruf nach der „Maaammaa!“, findet sich aber doch noch ein Zauberer, der die Welt der Zahlen wieder herstellt und sogar die Hausaufgabe sinnvoll macht.
Wie bei den Großen gab es kräftigen Applaus mit Verbeugung, Blumen und Anerkennungsurkunden. Ob die aufgestellte Spendenkasse noch ein gemeinsames Fest finanziert, war nicht zu erfahren, verdient hätte er es sich, der Nachwuchs.
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