Die Heilpflanze Hopfen
Yin und Yang, das Kühlende und das Hitzige – diese zwei Begriffe aus dem Land der Mitte sind mittlerweile wohl auch in Europa den meisten Menschen bekannt. Und dass diese beiden Energien im Ausgleich sein müssen, um Gesundheit zu erlangen, ist häufig ebenfalls nichts Neues mehr. Doch von der vielfältigen und breit gefächerten Wirkung der Hopfenpflanze in der chinesischen Medizin wissen selbst viele Hallertauer noch wenig. Dabei entpuppte sich das grüne Gold in jüngsten wissenschaftlichen Forschungen als wahre Wunderpflanze.
Licht in das Dunkel brachte somit gestern Prof. Matthias Kunth, der sich selbst zwar nicht als Hopfenexperte, sondern lediglich als „einfachen Professor der chinesischen Medizin“ vorstellte, den interessierten Gästen aber auf humorige Weise detailliertes Hintergrundwissen über die Kultur- und auch Heilpflanze der Hallertau vermittelte. Gerne war der Pfaffenhofener Arzt, der zudem Ehrenprofessor der Fudan Universität Shanghai ist und dort regelmäßig referiert, dem Ruf der ehemaligen Vize-Hopfenkönigin Andrea Kreitmeier gefolgt, einen kostenfreien Vortrag im Deutschen Hopfenmuseum zu halten. Mit fast vollbesetzten Plätzen wurde dieses Angebot von den Wolnzachern liebend gerne angenommen. Die Spenden der Veranstaltungen gingen dabei an die Regens-Wagner-Stiftung Hohenwarth.
Die Gäste erfuhren dabei vieles über ihre heimische Pflanze. Denn wie es bereits Prof. Shao Lei von der Fudan University of Shanghai zusammenfasste: „Der Hopfen steht für Dualität zwischen Genuss und Medizin“ und ist damit weit mehr als eine wichtige Zutat für das bayrische Lieblingsgetränk Bier. Denn von ganz besonderer Bedeutung sind die Bitterstoffe des grünen Goldes, allen voran das Xanthohumol. Dieses wirkt nicht nur fungizid, antibiotisch und antiviral, auch eine antioxidative Wirkung konnte dem Stoff bereits nachgewiesen werden. Somit senkt der Hopfen die Aktivität freier Radikale und kann dadurch Krebs hemmen. Doch neben dem Einsatz gegen verschiedene Krebsarten, Darmpilz oder Herpes, findet die Pflanze noch bei zahlreichen weiteren Erkrankungen Verwendung.
„Der Hopfen klärt die Hitze und beruhigt das Shen, die Energie des Geistes“, erklärte Prof. Matthias Kunth. Vor allem beim Yin-Mangel, also der fehlenden „Kühlung“ im Körper, ist der Hopfen damit das richtige Mittel. So hilft die Pflanze nicht nur beim Burn-out, wenn der „Motor heißgefahren wird“, ebenso in den Wechseljahren der Frau hat das grüne Gold eine heilsame Wirkung. In der chinesischen Medizin wird zudem die Auswirkung auf die Organe, denen auch eine psychische Bedeutung zugeschrieben wird, genauer betrachtet. Hier kann durch Yin-Mangel zum Beispiel die sogenannte Leber-Hitze entstehen. Dabei werden wichtige Aufgaben der Leber, wie die Entgiftung und Befreiung von Stresshormonen, nicht mehr vollständig ausgeführt, der Mensch wirkt gereizt, aggressiv und hat mit Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen oder Kopfschmerzen zu kämpfen. Hopfen kann dem jedoch effizient entgegenwirken.
Nicht zuletzt unterstützen die Bitterstoffe der Hopfenpflanze ein in Deutschland meist unterschätztes Immunorgan – den Darm. Das in den USA bereits weit bekannte Leaky Gut-Syndrom, bei dem aufgrund von losen Schleimhautzellen Antigene in Blut und Lymphe übertreten, kann mit dem grünen Gold, das die Festigkeit der Zellen unterstützt, behandelt werden. Dadurch werden Allergien vermieden und auch das Immunsystem nachhaltig gestärkt.
„Der Hopfen ist wie ein guter Freund des Menschen“, fasste Prof. Matthias Kunth zusammen. Umso auffälliger ist, dass die Pflanze medizinisch bisher nur sehr gering verbreitet ist. „Die Ärzte müssen dringend mit diesem Thema nach draußen gehen und ihre Erfahrungen austauschen. Der Hopfen deckt ein so breites Spektrum ab und vieles davon ist bereits wissenschaftlich nachgewiesen,“ so der Arzt. Ob in Form von einer Tinktur, Kapseln, Tee oder einem Ölbad – dem medizinischen Einsatz der Heilpflanze Hopfen bei Krebs, Schlaganfällen und vielem mehr steht eigentlich nichts mehr entgegen – die Menschen müssen es nur noch wollen.

Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.