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Der Bürgermeister zahlt heut' nicht

(Scheyern, rs)

"Die Schuidentafel" heißt das neue Stück der Scheyerer Bühne, das heuer 11 (!) Mal zur Aufführung gebracht wird. Dabei sind schon bis auf einige Restkarten so gut wie alle Vorstellungen ausverkauft. Hallertau.info besuchte die Generalprobe, und so viel sei verraten: sein Kommen wird niemand bereuen!

 

"Die Schuidentafel" ist eine bayerische Komödie von Claudia Kanschat. Das Stück ist verlagsfrei, die Aufführungsrechte liegen ausschließlich bei der Autorin. Die Scheyerer Bühne ist nach der Heimatbühne von Claudia Kanschat erst die 2. Theatergruppe, die das Stück öffentlich aufführt. Das will sich die Autorin nicht entgehen lassen und wird persönlich an einem der Spielabende dabei sein.


links: Gerhard Euringer als furchtloser (?) Pfarrer; Mitte: Johann und Michaela Euringer; rechts: Sepp Gremminger sucht Trost im Bier

Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, da ist die Welt für die Männer im bayrischen Dorfleben noch in Ordnung. Die Frauen kümmern sich um den Haushalt und die Kinder, halten sich aber sonst aus allem raus, aus der Politik und auch aus den Geschäften der Männer. Sepp Lederer, der Bürgermeister glaubt daher ein leichtes Spiel zu haben, will er doch seiner Schwägerin Resl die alte Wirtschaft abluchsen. Er wähnt sich schon fast am Ziel, da er und seine "Freunde" ganz einfach ihre Zeche nicht bezahlen und die Wirtin damit in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Doch dann kommt Anna, Resls Tochter, eine selbstbewusste junge Frau, die sich nicht scheut, mit allen Mitteln gegen die Obrigkeit zu kämpfen. Sie möchte die Wirtschaft unbedingt behalten und bringt den Bürgermeister und seine Kumpanen mit ihren "Frechheiten" zur Weißglut, indem sie beispielsweise die "Schuidentafel" öffentlich aushängt und so die Großkopferten des Ortes an den Pranger stellt.

Klischees gibt es deren viele in diesem Stück: die Unantastbarkeit der Männer in der Familie, die naive Frau als "Heimchen am Herd, Korruption, Mauscheleien und falsche Freundschaften. Das alles ist in eine übersichtliche, für den Betrachter nachvollziehbare Handlung gepackt und - wie könnte es anders sein in einem Amateur-Volkstheater - mit allerlei Situationskomik und Slapstick angereichert.

Unter der Regie von Siegfried Einödshofer sind die Rollen geradezu perfekt besetzt. Sepp Gremminger spielt den autoritären und patriarchalischen Bürgermeister derart perfekt, dass Marianne Seltmann als seine Ehefrau gar nicht anders kann als zu duckmäusern. Ramona Gremminger als emanzipierte junge Frau, unterstützt in ihrer Aufmüpfigkeit zunehmend von Philipp Kalthoff als Dorfpolizist, der zunächst etwas naiv und dümmlich daher kommt, zunehmend aber seine Rolle als Schlichter und Gesetzeshüter im dörflichen Gefüge einnimmt.

 

Gerhard Euringer als in der Gemeinde neu angekommener Pfarrer wirkt in einzelnen Szenen so authentisch, dass man sich bei ihm durchaus die Beichte abnehmen lassen würde. Michaela und Johann Euringer als Ehepaar Kufer sowie Irma Schmutterer (Wirtin), Hermine Gamperl (Haushälterin des Pfarrers) und Yvonne Schweigler (Frl. Hager) komplettieren das Ensemble auf der Bühne. Um vollständig zu sein, müssen hier aber auch die fleißigen Hände hinter der Bühne Erwähnung finden: ein wieder einmal gelungenes Bühnenbild (Sepp Gremminger), tolle Kostüme (Doris Kalthoff), perfektes Licht und Ton (Wilfried Kalthoff) sowie Requisite (Sarah Reisenauer) und Souffleuse (Daniela Gantzkow). Als Besucher merkt man sofort: das Team ist als Ganzes eingespielt, da weiß ein jeder, was er wann und wie zu tun hat. Selbst die Generalprobe war - von einigen ganz wenigen Unterstützern der Souffleuse abgesehen - schon annähernd fehlerfrei. Claudia Kanschat wird ihr Kommen nicht bereuen.
 

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