StraßenSchuhFreiePrivatZone KÄTUMORI Lorenz Kettner
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Der Mensch ist es nicht wert, dass man mit ihm verkehrt, die Erkenntnisse eines sprechenden Hundes, das Reiseziel zweier Ameisen oder dadaistische Jugenderkenntnisse eines Schriftstellers als Werbeeinblendungen der literarischen Art. Zum geheimnisvollen Titel „KÄTUMORI“ – es ist ein Wortspiel aus den Anfangsbuchstaben der Autoren, die an diesem Abend zum Vortrag kommen sollten: Neben Erich Kästner waren das Kurt Tucholsky, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz.
Manfred Mensch Mayer hatte wieder einmal sein Wohnzimmer aufgesperrt und viele neue Gäste kamen, um das ungewöhnliche StraßenSchuhFreieFormat zu begutachten. Lorenz Kettner, der Leiter und Gründer der Gruppe „Lesezeichen", Gedichte und Prosatexte aus den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Der inzwischen pensionierte Gymnasiallehrer Lorenz Kettner mit Lehramt für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde hatte seinen Wirkungskreis vor allem am Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen. Er gründete die Gruppe Lesezeichen bereits vor über einem Vierteljahrhundert. Mehrmals im Jahr tritt die Gruppe in unterschiedlichen Bestzungen in Cafés und Kleinkunstbühnen der Region, meist von Musikern unterstützt, mit verschiedenen Programmen auf.
Erich Kästner für Erwachsene war eine Sammlung sehr beklemmender Texte, die dem Schöpfer von „Emil und die Detektive“ in ein anderes Licht rücken. Zynisch, fast bösartig, die verfallenden Werte seiner Zeit kommentierend, bleibt wenig vom Klischee des Kinderbuchautors übrig. Der erstaunliche Nachruf auf Kurt Tucholsky,“wer?“, Palmström´s Erkenntnisse, „was nicht sein kann, das nicht sein darf“ als kompletter Morgenstern - Text, Lorenz Kettner hatte seine Lieblingsgedichte dabei. Vielen vielleicht in Bruchstücken noch bekannt, andere neu entdeckt, jedenfalls sehr gut gelesen.
Zuhören ist wieder in Mode gekommen, doch nicht digital wird ein Erlebnis draus, da sollte schon ein Platz, eine Stimmung, ein Mensch als erfahrbarer Zeitgenosse den Ton bestimmen. Er, Kettner, bringt auch noch den großen Vorteil mit, dass er das, was er liest, auch noch selber ausgesucht hat und uns teilhaben lässt an seinen Erfahrungen. Ein Dank sei auch noch dem Erschaffer des zum Abschluss gereichten„Quittenbrotes“ geschuldet, auch so einem ungewöhnlichem Geschmack aus der Vergangenheit.
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