Mathias Tretter zwischen Twitter und Facebook
„Irgendwie bin ich noch im Rausch“, begann Mathias Tretter sein aktuelles Bühnenprogramm im Landgasthof Zeidlmaier. Er spielte damit auf das Wahlergebnis der FDP bei den vergangenen Wahlen an. „4,8% - ich bin Kabarettist, was soll ich ohne die Liberalen nur machen?“ Doch auch wenn der gebürtige Franke noch ein wenig den „Freien Demokraten“ nachtrauerte, boten ihm bestimmte Entwicklungen wahre Steilvorlagen. Besonders die neuen Strömungen von Facebook, Twitter und co. nahm er dabei kritisch unter die Lupe.
„Eine Software zu schreiben, mit der man Freunde findet“, das fasst nur ein Nerd!“ Und damit war er mitten im Thema und fand schnell den Weg über das „Displaypetting“ zur neuen Weltreligion Apple. Der angebissene Apfel als Firmenlogo scheint ihm dabei mehr als sinnbildlich und nimmt dabei schon fast religiöse Züge an. „In diesem Sinne wäre Steve Jobs die Schlange für das analoge Zeitalter.“
Genau dieses digitale Zeitalter aber macht ihm das Leben schwer. „Zwei Stunden sind heute schon eine Epoche – es wird getwittert, gesimst und im Netz interagiert – da kann mein Programm schon wieder veraltet sein, wenn es zu Ende ist.“ Dabei ist seine Angst eher unbegründet, denn zwar müssen Politiker heute fast immer Statements abgeben und tun dies bevorzugt gleich online - „ein Politiker ohne Statement ist wie ein Bänker ohne Geld, also ein Grieche“ - doch sind 98% dieser Aussagen seiner Meinung nach nicht mehr als heiße Luft.
Neben den ständig twitternden Politikern widmete er sich aber auch der ganz normalen Gesellschaft, die sich heute mehr denn je auf die neue Onlinewelt stürzt. „Heute gibt es eine App für alles – ja sogar eine Nanny-App.“ Was dabei den wenigsten klar zu sein scheint, ist dass gerade dieses ein neues Zeitalter der „post-privacy“eingeläutet hat. Suckerberg ist für ihn in diesem Zusammenhang wie Dr. No aus Ian Flemmings James Bond. „In 45 Minuten habe ich alle eure Daten.“ Dabei wird dann Google zum digitalen Psychoanalytiker, der die Dinge schon weiß, bevor jemand weiß, dass er es wissen will.
Gekonnt gelang es dem gebürtigen Würzburger, der wie er sagte selbst einmal ein Nerd, also ein Computerfreak war, die Probleme des neuen Onlinezeitalters humorvoll und witzig darzustellen und dabei seinen Gästen die Probleme jedoch in aller Deutlichkeit vor Augen zu führen. Sein Fazit am Ende einer mehr als zweistündigen Show: „Wir haben nicht nur Politik sondern unser Leben auf 140 Zeichen eingedampft.“ Und so stellte er sich zum Schluss noch vor wie es denn wäre, wenn einfach einmal alle Stecker dieser Welt gezogen werden würden. „Das wäre ein absoluter Traum.“
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