Die Stimme eines Überlebenden
Zeuge unvorstellbarer Grausamkeiten ist Shlomo Wolkowicz während des Zweiten Weltkriegs geworden. Als siebzehnjähriger jüdischer Schüler aus Lemberg ist er seiner Ermordung nur durch eine Verkettung unwahrscheinlicher Umstände entronnen.
Viele Jahrzehnte hat es gedauert, bis Wolkowicz, der heute in Haifa lebt, bereit war, von seinen Erlebnissen zu berichten.
Bei seinem Vortrag im Begegnungszentrum Oase Steinerskirchen erzählte der heute neunzigjährige Zeitzeuge von seiner abenteuerlichen Flucht vor SS-Einsatzgruppen und ukrainischen Schergen: Er entgeht durch Schicksalsfügung einem der schlimmsten Massaker im Osten und überlebt den Krieg schließlich in verschiedenen Arbeitslagern. Die Möglichkeit zur Vergeltung an verbrecherischen Kollaborateuren, die ihm die Rote Armee nach seiner Befreiung bietet, lässt er ungenutzt. Später sagt er als Zeuge in mehreren Prozessen gegen NS-Kriegsverbrecher aus.
Wolkowicz spricht frei, mit fester Stimme und ohne Mikrofon in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragssaal. Bei all der unfassbaren Grausamkeit, die er schildert, ist seine Erzählung aber auch packend, und es entstehen sogar Momente der Heiterkeit.
Wie die Veranstalter betonen, werden Gelegenheiten, mit Zeitzeugen des Holocaust zu sprechen, immer seltener. Um so erfreulicher ist es, dass am Mittwoch auch zehlreiche Jugendliche - Angehörige der letzten Generation, denen diese Möglichkeit noch geboten ist - den Weg in die Oase Steinerskirchen gefunden haben.
Wer den Vortrag versäumt hat, der kann Wolkowiczs Bericht auch nachlesen: Sein Buch "Shlomo. Ein jüdischer Junge überlebt den Holocaust" ist gerade im Freisinger Laubsänger-Verlag neu aufgelegt worden und für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich.
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