Internationaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen
Zum heutigen „Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ soll auf das Ausmaß der häuslichen Gewalt auch hier in Niederbayern hingewiesen werden. In den vergangenen Jahren wurde eine stetige Steigerung festgestellt. 2010 waren es noch 1598 Fälle, 2011 waren es schon 1683, 2012 wurden fast 2000 Fälle bearbeitet und auch 2013 stiegen die Fälle weiter an. Frauen und Mädchen sind gerade im häuslichen Bereich und in ihrem sozialen Nahraum besonders stark von Gewalt betroffen.
Diese häusliche Gewalt zeigt sich in verschiedenen Formen, wie körperliche Gewalt, z.B. Ohrfeigen, Faustschläge, Tritte, tätlichen Angriffen mit Gegenständen, Schlag-, Stich- oder Schusswaffen, Morddrohungen oder gar Tötungsdelikten. Die Sexualisierte Gewalt, die von sexueller Nötigung, Vergewaltigung, bis hin zum Zwang zur Prostitution führt.
Auch psychische Gewalt wie Demütigung, Erzeugen von Schuldgefühlen und Einschüchterung gehören genauso dazu, wie ökonomische Gewalt. Diese zeigt sich vor allem in Arbeitsverboten oder Zwang zur Arbeit und alleinige Verfügung finanzieller Mittel. Häufig wird auch soziale Gewalt angewandt, wie die Frauen bzw. Mädchen sozial zu isolieren, indem Kontakte kontrolliert bzw. unterbunden oder verboten werden.
Eine besondere Art der psychischen Gewalt ist „Stalking“, zu der es nicht selten gerade in Trennungssituationen kommen kann, wie z.B. durch ständiges Auflauern oder ständige Anrufe, Mails, SMS vom verlassenen Partner. Besonders tragisch für die Frauen ist diese Situation, wenn Kinder mit im „Spiel“ sind. Denn auch sie sind Opfer, auch wenn sie nicht unmittelbar durch Schläge betroffen sind.
Kinder, die in solch einer von Gewalt geprägten Umgebung aufwachsen, erleben die Angst und die Hilflosigkeit der geschlagenen Mutter, den Zorn und die Wut des Vaters und sie spüren, dass ihre Eltern so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind, dass keine Zeit mehr für ihre Belange bleibt. Nicht selten glaubt das Kind auch, dass es Schuld an der Gewalt zu Hause hat. War vielleicht die schlecht Note in Mathe der Auslöser für die Auseinandersetzung zwischen den Eltern? Ist deshalb der Papa so böse geworden?
Egal ob die Kinder mit dabei sind oder in ihrem Kinderzimmer, sie hören wie der Vater die Mutter anschreit und beleidigt, und sie spüren die bedrohliche Stimmung, somit sind auch sie Opfer dieser häuslichen Gewalt.
Es gibt viele Gründe, warum die Frauen den gewalttätigen Mann nicht verlassen, wie Scham vor der eigenen Familie oder den Nachbarn, sie glauben, dass die Kinder ihren Vater brauchen und „schließlich tut er ja den Kindern nichts“. Auch finanzielle Abhängigkeit ist einer der Gründe, da sie wegen der Kindererziehung schon lange aus dem Berufsleben „raus“ sind oder evtl. gar keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.
Und auch die jahrelangen Demütigungen hinterlassen ihre Spuren, die Frauen haben kein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen mehr, und trauen es sich nicht zu, ein eigenständiges Leben führen zu können. Angehörige und Freunde, die einen Verdacht haben, dass häusliche Gewalt stattfinden könnte, sollten sich bei Beratungsstellen (Frauenhaus, Sozialverband, Frauennotruf) grundsätzlich informieren, evtl. Informationsmaterial besorgen und dieses der Betroffenen geben.
Sie sollten auch den Mut haben, die Frau dahingehend anzusprechen und ihre Hilfe anbieten. In akuten Fällen sollte unbedingt die Polizei eingeschaltet werden, da sie oftmals die einzige Institution ist, die diese Gewaltspirale sofort beenden kann.
Nähere Informationen zu den Anlaufstellen im Polizeipräsidium Niederbayern, sowie weiteres Informationsmaterial können nachfolgendem Link entnommen werden:
http://www.polizei.bayern.de/niederbayern/schuetzenvorbeugen/beratung/frauenundkinder/index.html
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