Die Welt des Lambic und Gueuze – klein aber fein!
„Es ist eine ganz besondere, sehr kleine Welt, die des Lambic und Gueuze.“ So begrüßte Dr. Christoph Pinzl seine Gäste zu einem Bierseminar der besonderen Art. Denn nicht nur von der Technik des Bierbrauens sind die sauren Biere nicht mit den deutschen Produkten vergleichbar, auch geschmacklich heben sich diese speziellen Getränke deutlich ab vom Mainstream und Bekannten.
„Es ist generell unerklärlich, dass diese Art des Bierbrauens bis heute überlebt hat“, erklärte Dr. Pinzl den rund zwanzig Teilnehmern. Viele Brauereien trauen sich dennoch nicht mehr an die Kunst des Lambics. Nur noch sieben Betriebe, hauptsächlich aus Belgien, stellen Jahresvolumen von je 200 bis 4000 Hektoliter her – eine geringe Menge, die bereits darauf schließen lässt, dass diese speziellen Biere nur einen handverlesenen Kreis an Konsumenten bedienen. „Es ist allerdings auch so, dass keine Brauerei mit dem Lambic neu anfangen würde, denn es sind nicht nur aufwändige Gerätschaften, sondern auch das entsprechende Know-How erforderlich“, fügte der Biersommelier an und betonte, dass die Kunst des Lambic-Brauens nichts mit dem ‚Zusammenmischen‘ irgendeines Bieres zu tun hat. Nur wenige Traditionsfamilien sind dazu heute noch in der Lage und verfügen über das rare Wissen.
„Wenn man sich auf diese spezielle Biersorte einlässt, ist man meist schnell infiziert, man fühlt sich dann einfach um 100 Jahre zurückgebeamt“, so Dr. Pinzl, der seine Gäste anschließend mitnahm auf eine geschmackliche Erfahrungsreise, die trotz ihrer Bezeichnung näher am Wein, Champagner oder Whiskey lag, als am typisch bayerischen Grundnahrungsmittel Bier. So war für viele bereits der erste Schluck des Lambic aus der Brauerei Cantillon in Brüssel eine Überraschung. Mit zartem Apfelhauch, viel Holz und leicht vanillig konnte der Geschmack des Bieres kaum mit dem typischen Gerstensaft der Hallertau in Verbindung gebracht werden. Auch die gewisse Säure und das fehlende Hopfenaroma hebt die Lambic-Biere deutlich ab. „Es ist die spontane Vergärung, die diese Getränke auszeichnet. Es wird kein Hefe hinzugemischt, sondern viel mehr darauf gewartet, dass die natürlichen Hefen und andere Mikroorganismen von selbst ihren Weg in die Flüssigkeit finden“, erklärte Dr. Christoph Pinzl. Von besonderer Bedeutung sind für die Brauer dabei die im deutschen Bier verpönten Brettanomyces – Hefestämme, die besonders lange gären.
„Es gibt einfach nur wenige, die aus einem so unkontrollierten Prozess so eine qualitativ hochwertige Spezialität machen können“, verdeutlichte der Biersommelier und erklärte seinen interessierten Gästen im Anschluss den Unterschied zur Gueuze. Im Prinzip ist der Lambic der Grundstoff für die Gueuze, die durch das gekonnte Verschneiden vieler junger Lambics, von etwa einem Jahr, und alter Lambics mit mindestens zwei bis drei Jahren Alter entstehen. Neben einer Kostprobe des Oude Geuze von De oude cam, durften die Gäste auch ein klassisches Kriek verkosten, bei dem sie Sauerkirsche geschmacklich im Vordergrund stand. Auch das Framboise Boon lag fruchtig auf der Zunge. Zum Abschluss konnte zudem noch der italienische Beerselmorning bei den Teilnehmern punkten. Ausgezeichnet mit der Goldmedaille des European Beer Stars bildete das Genussgetränk die Krönung des Abends.
Bei den anwesenden Gästen stieß das ganz spezielle Seminar dabei auf große Begeisterung, denn auch wenn die Lambic- und Gueuze-Welt eher beschaulich und nicht jedermanns Sache ist – wer Bier einmal auf eine andere Weise erleben wollte, der war bei diesem Abend im Deutschen Hopfenmuseum genau richtig. Und ob klassisch oder nicht – der Hallertauer Hopfen ist so oder so ein wichtiger Hauptbestandteil eines jeden Bieres.
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