Rettet die Bienen
Bienenexperte Walter Haefeker referierte beim Pfaffenhofener Kreisimkertag.
"Warum gesunde Bienen für unsere Ernährung so wichtig sind", darüber referierte vor über Hundert Zuhörern beim Pfaffenhofener Kreisimkertag Walter Haefeker, der Präsident des Europäischen Berufsimkerbundes, Vorstandsmitglied im Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund sowie Koordinator der Arbeitsgruppe Gentechnik beim Weltimkerverband Apimondia . Die Bewirtschaftung der Landschaft muss mit Rücksicht auf die Biologie und die Nahrungsansprüche der Bienen erfolgen, das wurde bei der Veranstaltung deutlich. Ansonsten sieht es um deren Bestand düster aus.
Der Bienenfachmann legte dar, dass sich "Bienen nicht vom Menschen unterscheiden in ihrem kollektiven, sozialen Gesundheits- beziehungsweise Immunsystemsystem." Doch unter dem Einfluss von Nervengiften, die etwa als hochwirksame Insektizide - unter anderem sind dies auch so genannte Neonicotinoide - angewandt werden, leide diese Fähigkeit. Haefeker wies darauf hin, dass es dabei auch zu negativen Wechselwirkungen mit Bienenkrankheiten kommen könne.
Gesunde (Honig-)Bienen bedürften einer Pollenvielfalt, wenig Stress, einer imkerlich orientierten Betriebsweise und der genetischen Vielfalt. Die Imker gäben dabei "den Bienen eine Stimme" und machten für sie die Lobbyarbeit. Davon profitierten etwa auch Hummeln und wildlebende Solitärbienen.
Jedoch gestalte sich diese menschliche Interessenvertretung mitunter schwierig. Nicht gut weg kamen sowohl bei Haefeker als auch bei einigen Zuhörern die staatlichen Bieneninstitute, denen auch an diesem Nachmittag eine gewisse Nähe insbesondere zur chemischen Industrie nachgesagt wurde.
Heraus hob Haefeker die Bestäubungsleistung der Honigbiene an vielen verschiedenen Nutzpflanzen. Zugleich sei aber auch zu berücksichtigen, dass neben jenen auch die nicht domestizierte Bestäuber eine gleichwertige oder gar bessere Bestäubungsleistung erbrächten. "Doch die Vielfalt der natürlich vorkommenden Bestäuber geht rapide zurück!" Drastisch formulierte der Bienenexperte: "Denen geht es noch viel dreckiger." Die Ursachen dafür sieht der Berufsimker-Präsident insbesondere in der Intensivierung der Landwirtschaft, der Vernichtung von Lebensräumen, der Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten und dem Klimawandel.
"In einer bienenfeindlichen Agrarlandschaft bleiben dann nur noch zwei Möglichkeiten: Wanderimker oder Wanderarbeiter." Zu bedenken sei, dass weltweit gesehen Dreiviertel der Produktion von Nutzpflanzen ganz oder teilweise von der Bestäubung durch Insekten abhänge.
Einen Beitrag zur bienenfreundlichen Agrarlandschaft könnten Landwirte schaffen mit einer verlängerten Schnittfolge, so dass Wiesenblumen wieder Zeit hätten um überhaupt zu blühen. Viele Bestäuber würden zudem Opfer des Mähwerks. Haefeker sprach sich daher für eine Zukunft mit bäuerlichen Betrieben und gegen eine Industrialisierung der Landwirtschaft aus. Von einer entsprechenden Weichenstellung sieht Heafeker auch den Fortbestand des Imkers abhängig.
Ansätze für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit entsprechenden Landwirten gäbe es jedoch bereits und so sehe man durchaus einen Hoffnungsschimmer. So würde das international verwendete Imker-Siegel "CERTIFIED BEE FRIENDLY" nicht nur Marketing-Rückenwind für Landwirte bringen, sondern auch dem Schutz der Bienen beziehungsweise deren Nahrungsquellen durch eine entsprechende landwirtschaftliche Produktionsweise dienlich sein.
Die Hoffnung bestehe zudem, mit so genannten "Bienenstromzertifikaten" nach dem Vorbild der Kohlenstoffdioxyd-Zertifikate ab diesem Jahr zumindest bienenfreundliche Stromerzeugung über Biogasanlagen zu erreichen. "Biogas ist nur wirtschaftlich, weil Steuerzahler und Stromkunden dies fördern", so Haefeker.
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