Kritische Worte der Waldschützer bei 30-Jahr-Feier
Eine der wenigen alten Kiefern, die noch heute im Feilenforst zu finden sind, bestaunten die Waldschützer unter Führung von Rudi Engelhard (Mitte), dem Vorsitzenden der Pfaffenhofener Regionalgruppe in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
Einen informativen Waldspaziergang mit ungewöhnlich kritischen Worten zum Natur- und Landschaftsschutz im Landkreis gab es zum Jubiläum der Kreisgruppe Pfaffenhofen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). "Schon 30 Jahre alt und weiterhin voller Tatendrang", mit diesen Worten präsentierte der SDW-Kreisbeauftragte Rudi Engelhard die zwar kleine, doch ebenso rührige Pfaffenhofener Kreisgruppe zum Jubiläum.
Passend zu einem Auftrag der Schutzgemeinschaft, über den Wald und seine vielfältigen Funktionen zu informieren, gab es einen Waldbegang zum runden Geburtstag im Feilenforst bei Hög.
Allerdings nicht ohne einen besonderen Hintergrund war der Feilenforst zum Jubiläumsausflug ausgewählt worden. Engelhard erklärte, dass für die Gründung der Kreisgruppe am 19. Januar 1984 die ständigen Versuche ursächlich waren, das größte Waldgebiet im Landkreis "für alle möglichen Zwecke zu missbrauchen." Der Waldfachmann nannte exemplarisch die großflächigen Abholzungen für eine Teststrecke der mittlerweile gescheiterten Magnetschwebebahn, zahlreiche Kiesabbauvorhaben oder auch zwei Umgehungsstraßen, die durch den Forst führen sollten. "Wir sind heute froh darüber, dass dieses großflächige Waldgebiet durch Mithilfe unseres anerkannten Naturschutzverbandes als beliebtes Erholungsgebiet für die Bevölkerung und als Rückzugraum für Tiere und Pflanzen erhalten geblieben ist", betonte Engelhard.
Angriff auf behördlichen Naturschutz
Kritisch und in aller Deutlichkeit sprach sich Engelhard gegenüber dem amtlichen Naturschutz hinsichtlich seiner Haltung zur Förderung des Waldes im Landkreis aus: "Die SDW möchte die Waldflächen im Landkreis nicht nur erhalten, sondern wenn möglich auch noch vermehren." Widerstand komme bei diesem Ansinnen vor allem von Seiten des amtlichen Naturschutzes, so Engelhard. Doch dafür bringe er nur äußerst geringes Verständnis auf. So sehe der Behördennaturschutz "offensichtlich seine Hauptaufgabe darin, die Landschaft offen zu halten", wetterte Engelhard bei der Jubiläumsveranstaltung. Dabei gehöre der Landkreis Pfaffenhofen zu den waldärmeren Gebieten Bayerns. Tatsächlich bestehen etwa 76 Prozent der Landkreisfläche aus offener, das heißt bebauter und unbebauter Fläche und nur 24 Prozent aus Wald. Als Vergleichszahl führte Engelhard den Waldanteil in Bayern an, der nach seinen Angaben bei 36 Prozent liege.
"Die natürliche Vegetation ist bei uns nun einmal der Wald", erläuterte der gelernte Förster Engelhard. Und von Natur aus setzten sich unsere Wälder vor allem aus Stieleichen, Hainbuchen, Rotbuchen und Linden zusammen. Nur vereinzelt kämen darin Fichten, Föhren oder Weißtannen vor. Die heutige Dominanz der Nadelhölzer sei eine Folge der Übernutzung der Wälder in den zurückliegenden Jahrhunderten, die vor allem wirtschaftliche Gründe gehabt habe, erläuterte Engelhard. "Die gelten auch für den jetzt verstärkt vorangetriebenen Anbau nordamerikanischer Nadelhölzer wie der Douglasien", so Engelhard. Kritisch gesehen, sei das eine Verfälschung der heimischen Flora, die mit Vorsicht zu betrachten sei.
Geburtstagswunsch an Minister: Großes Naturschutzgebiet
Sozusagen einen Geburtstagswunsch zum Jubiläum richteten die Waldschützer an die Adresse von Forstminister Helmut Brunner (CSU): "Staatsminister Brunner soll sich endlich einen Ruck geben und die verschiedenen Schutzgebiete, die im staatseigenen nördlichen Feilenforst, zwischen der Staatsstraße Geisenfeld-Forstwiesen und Ernsgaden gelegen sind, zu einem großen Vollnaturschutzgebiet zusammenfassen."
"Die dortigen Restbestände auwaldartiger Buschwälder mit Flatterulmen und uralten Eichen in Begleitung einer unvergleichlichen Flora aus Frühlingsblumen und Orchideen müssen erhalten bleiben", fordert Engelhard. "Noch haben wir die Chance, einige Fehler der Vergangenheit, wie beispielsweise das Auspflanzen von Fichten und Kiefern, damit zu revidieren", so der SDW-Kreisvorsitzende.
Vielfältiges Programm
Engelhard machte darauf aufmerksam, dass die SDW in zahlreichen Exkursionen für Klein und Groß dafür wirbt, heimische naturnahe Wälder zu erhalten. Besonders am Herzen liegen der SDW die Behindertenwanderungen, insbesondere jene für Rollstuhlfahrer, die stets mit einem fröhlichen Würstelgrillen ausklingen. Diese werden übrigens erstmals in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule im Landkreis Pfaffenhofen angeboten. Die SDW sei eine Gemeinschaft von engagierten Waldschützern, die die Schönheit und Gesundheit des Waldes erhalten wollen, gleichzeitig aber auch eine waldschonende Nutzung befürworten.
Quasi als Anwalt der Natur will die SDW natürlichen Lebensgrundlagen für Mensch, Tiere und Pflanzen erhalten und das Verhältnis der Menschen, vor allem das der Jugendlichen, zum Wald verbessern.
Deutschlandweit sind insgesamt rund 25.000 Mitglieder in etwa 400 Gruppen organisiert, die als gesetzlich anerkannter Naturschutzverband aktive Naturschutzarbeit vor Ort leisten. Deshalb kann die SDW auch in allen Planungen mitwirken, die Wald und Natur beeinflussen. Eine weitere Aufgabe ist die konstruktive Mitarbeit in vielen wichtigen Gremien des Naturschutz- und Landschaftsschutzes, aber auch in Jagdbeiräten.
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