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Kurioses, Sagenhaftes und Geschichten aus der Heimat

 

Die Landfrauen des Kreises Pfaffenhofen hatten mal wieder den richtigen „Riecher“, als sie Reinhard Haiplik, Stadtrat der ÖDP in Pfaffenhofen, einluden, um von ihm Geschichten, Kurioses, Sagen und Begebenheiten aus dem Landkreis zu hören, denn Haiplik ist ein ausgewiesener Kenner des Metiers, hat er doch vor Jahren bereits sein Buch "Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau - Heimatkundliche Wanderungen zwischen Ilm, Paar und Abens" veröffentlicht. Und der zweite Band ist bereits in Arbeit. Außerdem ist er im Stadtrat mit dem Gebiet Heimatpflege betraut.


Und das Haiplik Geschichten erzählen kann, die die Zuhörer fesseln, war deutlich im vollbesetzten Sportheim Rohrbach zu spüren. Denn Haiplik erzählte ohne Unterbrechung eine volle Stunde, ohne das bei den Zuhörerinnen Langeweile aufkommen wollte – sie hörten ihm gespannt bis zum Schluss zu. Und der begeisterte Applaus war ehrlich gemeint. Haiplik, hauptberuflich Lehrer, freute sich und meinte „Sie haben alle ganz aufmerksam zugehört – als Lehrer erlebt man so etwas sehr selten bis gar nicht“. Die Vorsitzende Christine Schwrzmeier bedankte sich im Namen der Landfrauen und schenkte Reinhard Haiplik das traditionelle Hopfenkissen.


Reinhard Haiplik und Christine Schwarzmeier

Seine Geschichten rankten sich vor allem um Begebenheiten aus dem 30jährigen Krieg und den Jahrhunderten danach. Er verknüpfte die Geschichten mit den Orten in der Hallertau und erwähnte, dass er von der Landschaft, besonders um Rinnberg, fasziniert sei, da er doch seit geschätzt fünfzig Jahren seine jährliche Radltour von Pfaffenhofen nach Rinnberg unternimmt. Dort hatte Johann Andreas Schmeller um 1790 seine Jugend verbracht und war als Germanist auch Sprachforscher und hatte schon früh ein vierbändiges Bayrisches Wörterbuch veröffentlicht. Schmeller war auch bekannt mit dem damaligen Herren von Koch, der Schmeller zu seiner Münchener Zeit etwas in Bedrängnis gebracht hatte, lebte Schmeller doch in wilder Ehe mit einer Porzellanmalerin zusammen und hatte mit ihr eine Tochter, die Schmeller beim Besuch des Rohrbachers von Koch schnell verstecken musste, damit er nicht ins Gerede komme.
Haiplik erzählte auch alte Geschichten von einer verarmten Baronin, die bei Herrn von Koch Geld erbettelte und 10 Gulden erhielt oder vom Brand des Pfarrhauses in Rohr, bei dem der Brandstifter als letzter Täter in Rohrbach 1812 hingerichtet wurde. Im 30jährigen Krieg hatte die Region stark gelitten und die Pest raffte einen Großteil der Bevölkerung dahin, Höfe verkamen und Österreicher und Tiroler kamen in die Region und übernahmen die leeren Höfe. Und der Krieg war grausam, viele Menschen wurden ermordet und gerade von den Schweden ging viel Gewalt aus. Später im österreichisch-französischen Krieg zogen marodierende Franzosen durch die Region, mordeten und plünderten, nahmen keine Rücksicht auf Kirchen und plünderten deren Schätze. Am Kastlberg wurden die Österreicher vernichtend von den Franzosen geschlagen. Dabei soll ein französischer Offizier gegen viel Geld eines Österreichers seine Reitertruppe in den Sumpf geschickt haben, damit sie elendig ertranken. Und bei Pörnbach soll eine Gräfin, die von ihrem Gatten verstoßen wurde und ihr Kind getötet hatte, durch die Wälder streifen – wer sie trifft und mit ihr redet, erlöst sie von ihrem Leid.
Aus der Kirche St. Kastl sollen die Franzosen 1796 bei der Schlacht um St. Kastl die Originalfigur des Heiligen Kastulus gestohlen haben, heute steht dort angeblich eine Nachbildung. St. Kastl war bereits lange vor dem 30jährigen Krieg ein Wallfahrtsort und die Tradition lebte nach Kriegsende wieder auf. Auch Lohwinden als Wallfahrtsort wurde nach einer Legende bekannt, weil dort ein stummer junger Salzburger nach intensivem Gebet an der Marienstatue plötzlich wieder sprechen konnte, und zwar nicht im Dialekt, sondern hochdeutsch. Daraufhin wurde eine Kapelle und später eine Kirche errichtet, zu der immer noch Menschen regelmäßig pilgern. Auch Hexenprozesse gab es viele in der Region. So wurde eine Regina Meier aus Reichertshofen über eine Stunde gefoltert und erst dann gestand sie Taten ein, die ihr vorgehalten wurden, obwohl sie zuvor stetig bei Gott geschworen hatte, keine Hexereien betrieben zu haben. Selbst im letzten Jahrhundert schaffte es eine zugewanderte Frau aus Burgstall mit ihrer Hellseherei die Menschen zu täuschen und Männer gegen hohe Geldspenden zu ermuntern in der Nähe der früheren Burg nach versteckten Schätzen zu suchen. Die Geschichten ließen sich noch länger fortführen, doch das können Interessierte gern im Buch von Reinhard Haiplik nachlesen.
 

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