Dicht an dicht beim Landfrauentag
Erna Stanglmayr, Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbandes, freute sich über einen mehr als gut besuchten Landfrauentag 2014, der die Reichertshofener Paarhalle bis auf den letzten Platz mit Gästen füllte.
Für eine prallvolle Paarhalle sorgte das Motto des Landfrauentags 2014 "Miteinander auf dem Weg", den der Bayerische Bauernverband (BBV) veranstaltete. Eine wahre Armada von Politikern und Verbandsvertretern konnte Kreisbäuerin Erna Stanglmayr begrüßen, dazu als Hauptredner den Münchner Mundart-Professor Helmut Zöpfl.
Mit einem Gottesdienst - höchst musikalisch umrahmt vom Landfrauenchor unter der Leitung von Barbara Muthig -, den Pfaffenhofens Stadtpfarrer Frank Faulhaber zelebrierte, begann der gesellige Nachmittag. Das Kirchenlied "Beginne du all meine Tage" stimmte darauf ein.
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas rezitierte Faulhaber unter anderem den Passus über die Begegnung zweier Jünger mit dem wiederauferstandenen Jesus, der sie, zunächst unerkannt, auf ihren Weg begleitete. Erst im Gespräch und in seinem Handeln wurde ihnen dann klar, wem sie dort begegneten. An das Evangelium anknüpfend, predigte der Stadtpfarrer: "Wir können nicht miteinander leben, ohne miteinander darüber zu sprechen, was uns bewegt - und einander zuhören." Dies sei besonders in unserer Zeit leider nicht selbstverständlich. Im Vergleich mit dem österlichen Emmausgang rief Faulhaber dazu auf, den Landfrauentag analog zu diesem zu nutzen: "Das ist viel mehr als nur 'Geratsche'!
Ehrengäste über Ehrengäste
Kreisbäuerin Erna Stanglmayr knüpfte in ihrer Begrüßung das Miteinander weiter und appellierte dazu, an diesem Tag einmal die Arbeit in den Hintergrund zu rücken. Mehr als 60 Ehrengästen galt dann ihr Willkommensgruß. Mit dabei war neben dem Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer und dem Landtagsabgeordneten Karl Straub auch Landrat Martin Wolf und seine Stellvertreter Anton Westner (alle CSU) sowie Franz Rothmeier (SPD). Bezirksrätin Barbara Breher (CSU) war ebenso da wie beinahe alle Bürgermeister der Landkreisgemeinden. Nicht gefehlt haben auch BBV-Ehrenkreisbäuerin Annemarie Randelzhofer und der BBV-Kreisobmann Max Weichenrieder, dazu etliche Königinnen, wie etwa auch mit Franziska Seifert jene Hoheit des Honigs. Als Vertreter des Landwirtschaftsamtes war dessen Leiter Josef Konrad zu Gast.
Von Kamelen und Kerschgeist
Einige der Ehrengäste freilich wurden von Stanglmayer auf die Bühne gebeten, um auch einmal persönliche Dinge preiszugeben. Was sie denn wohl auf eine einsame Insel mitnehmen würden, war so eine Frage. Irlstorfer würde neben Frau und Kindern ein "Flascherl Kerschgeist" einpacken, um ein Mittel gegen Zahnweh dabei zu haben. Wolf dagegen gab sich den Anschein des Unersättlichen und würde gleich für ein ganzes Semester Hauswirtschafterinnen - "die alles können" - mitnehmen. Vollkommen in eine andere Richtung tendierte dagegen Konrad mit dem Wunsch nach Papst Franziskus als Gesprächspartner auf dem ja nur phantasierten Eiland.
Was man mit dem Begriff Heimat verbinde war eine weitere Frage der Kreisbäuerin. Reichertshofens Bürgermeister und Hausherr Michael Franken (JWU) sieht da seine Fußballkumpel im Fokus, während Straub das Wolnzacher Volksfest favorisiert. Und auch die Frage nach der bevorzugten Faschingsverkleidung förderte erstaunliche Aussagen zu Tage: Breher will Kamel sein, das lange Durststrecken überstehe und dazu auch schlau sei. Straub dagegen gab Anlass zu gewissen parteipolitischen Spekulationen - in Zeiten selbst der 'nur' kommunalen Wahlen wird jedes noch so unverdächtig erscheinende Wort aus dem Mund eines Politikers auf die Goldwaage gelegt - als er bekannte, doch eher Pirat sein zu wollen.
Pägdagogik-Professor und Autor Helmut Zöpfl hielt die Festrede beim diesjährigen Landfrauentag.
Zöpfl über Weg und Zeit
Das Motto des Landfrauentags griff Mudartdichter und -schreiber Zöpfl thematisch umfassend auf und trug gewohnt launig auch die ernsteren und nachdenkenswerten Passagen aus Büchern und Manuskripten vor, die überwiegend aus seiner eigenen Feder stammten. Garniert mit eigenen Begegnungen und Erlebnissen, die für so machen Lacher im Publikum sorgten.
Einen Navigator, wie man ihn im Auto habe, gebe es im Leben nicht. „Der Weg ist etwas was gar nicht besonders modern ist“, sagte Zöpfl. "Gemeinsam zu gehen auf einem Weg - auch das ist nicht mehr selbstverständlich."
Mit der Hektik des Alltages sei der gesunde Lebensrhythmus verloren gegangen. "Das ist auf dem Land noch etwas anderes", bemerkte der in München lebende Autor und frühere Pädagoge. Neben den weiten Begriffen Zeit und Weg thematisierte er dazu passend auch die seiner Ansicht nach zunehmend sich verlierenden Bezüge der Menschen zur Theologie und die Ausuferungen bei der Kindererziehung.
Nach einer Kaffee- und Kuchenpause endete der Landfrauentag schließlich mit einer kurzweiligen Trachtenmodenschau.
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