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Hopfenmarkt: Dr. Fritz Briems Kontra

Erstmals setzte der Ring Junger Hopfenpflanzer nicht die Verbandsspitzen auf sein lang erwartetes Podium zum Hopfenmarkt 2013/14, sondern neben Barth-Geschäftsführer Peter Hintermeier drei wenig bekannte Repräsentanten wie z.B. Dr. Fritz Briem, Juniorchef der Lupex Au. Mit seinen Bemerkungen eines Außenseiters pro höheren Hopfenpreis kam er bei den Pflanzern gut an, sorgte aber auch für eine emotionale Diskussion.

Dr. Briem überraschte zunächst mit seiner lässigen Sitzhaltung. Seinen Vortrag über den Hallertauer Hopfenmarkt hielt er ohne Zahlen – „die kennt Ihr sowieso besser als ich“ – mit dem Hinweis, dass er seinen Laptop vergessen habe. Umso mehr holte er als Diplombraumeister mit Prinzipiellem aus: dass die Brauer durchaus mehr bereit wären, höhere Vertragspreise zu zahlen, wenn es gelänge, Transparenz von Kosten und Mengen zu schaffen. Im Mälzerei-Gewerbe konnte so der Verarbeitungspreis von 100 auf 200 €/t angehoben werden. Selbst südostasiatische Brauer gingen bei der Hopfen-Qualität kein Risiko mehr ein. Die Hallertau bietet beste Qualität in der Hopfenwelt und solle Preise nehmen, die die Betriebe langfrist erhalten.

Den Handelskollegen warf er noch vor, in den Krisenjahren 2007/08 die Marktlage schamlos ausgenutzt zu haben und so eine langfristige Vertrauensbasis verspielt zu haben. Da meldete sich in der Diskussion der nicht als Redner gesetzte Dr. Pichlmaier schnell zu Wort: Viele Einkäufer der Brauereien wüssten ja selbst nicht, wieviel Hopfen in welchen Sorten sie bräuchten. Der Kunde müsse doch ernst genommen werden, auch wenn er zuviel ordere.

Der hohe Lagerbestand an Bitterhopfen-Alpha war am Montagabend überhaupt nicht erwähnt worden. Offensichtlich belasten die 6-7000 t Alpha die Märkte kaum. Informell wurde die schwache Ernte 2013 nur mit einer Minderung dieses Lagerbestands von 500 t eingestuft. Ein anderer meinte, der Wert läge näher an 1000 t.

Beim ersten Redner, Pascal Piroué, von HopSteiner ging es beim US-Hopfenmarkt nur um die neue Ausrichtung der Produktion dort auf Aromahopfen. Die Nachfrage übersteigt immer noch das Angebot. Die Ernte 2013 war unterdurchschnittlich bei diesen Sorten. Immer mehr Hochalphasorten wichen bewährten und neuen US-Aromasorten, so dass hier eine Chance besteht, mit deutschem Herkules sogar Downstream-Produkte dort zu erzeugen. Bitte beachten Sie die Powerpoint-Darstellungen von Piroué in unserer Bildergalerie. Der Hype der Craft-Brewers wird noch lange anhalten. Ihre hopfenbetonten Biere brauchen rund 35 % der Hopfenproduktion der USA. Allerdings beziehen sie Hopfen sehr national. Der Verkauf der größten US-Brauerei Anheuser-Busch an den ausländischen InBev-Konzern löste diesen neuen Nationalismus der US-Biertrinker und –produzenten aus.

Peter Hintermeier fällt schon seit Jahren die Beurteilung des europäischen Auslands und Chinas zu. Während in Tschechien die Fläche wieder steigt bei verkaufter Ernte aber mäßigem Preisniveau, holt Polen seine drastische Flächeneinbuße nicht mehr auf. Die Ernte war nur zu 75 % durch Kontrakte verkauft (2012 45 %). Polnische Hopfen finden fast nur bei polnischen Brauern Einsatz. International sind die polnischen Sorten nicht gefragt. In Slowenien kam es 2013 zu einer katastrophalen Ernte (-50 %) wegen Hagels und starker Hitze. Nur 65 % der Ernte sind durch Vorkontrakte verkauft (2012: 40 %).

In China ging die Fläche 2013 weiter zurück (seit 2008: -49 %). Es fehlt an Infrastruktur und Organisation. Die Preise liegen bei 260–330 €/t. Bei den Preisen der europäischen Nachbarn bleibt ein deutlich geringeres Hektareinkommen als in Deutschland, so dass Hintermeier das Wachstumsziel von Tschechien von + 600 ha bis 2016 als preislich gefährdet sieht. Die anderen werden auf niedrigem Niveau weiter stagnieren.

Für die deutschen Gebiete außerhalb der Hallertau hielt Dr. Kaltner, Hopfenhändler der BayWa, die Deutungshoheit. Tettnang werde weiter schrumpfen, da Sonderkunden absprangen und der Obstbau lukrativere Preise biete. Für Elbe-Saale sehe er auch pessimistisch in die Zukunft: der Herkules gedeiht auf den traditionellen Hopfenböden schlecht. Spalt stagniere auf niedrigem Niveau mit der HVG als einzigen Marktpartner. Es laufe also alles auf die Hallertau hinaus. In Bruckbach wird Dr. Kaltner sein Büro bekommen und in der Vermarktung mitmischen. Dabei verweist er auf die Marktmacht der BayWa (18 Mrd. € Umsatz) die durch internationale Zukäufe von Fruchthändlern noch wachsen wird. Ob der Hopfen im Portfolio des Konzerns Sinn ergibt, wird die Zukunft zeigen. Zunächst soll die Präsenz auch personell verstärkt werden.

Aufmerksam hörte den Ausführungen. Christine Schneider zu. Die Moderatorin des Bayerischen Rundfunks, Sendung „Unser Land“, war in den Reich-Saal gekommen, um für die Aktion „Sternstunden‘“ einen Scheck über 2000 € entgegen zu nehmen. Das Geld kam beim Verkauf des Kalenders der Jungbauern und –bäuerinnen zusammen, der ein großer Erfolg wurde. Längst ist er vergriffen. Doch für Frau Schneider fand sich ein Exemplar doch noch. Frau Dr. Schneider: „Als Akteurin darin bin ich schon zu alt.“

Der Vortrag Dr. Briems ließ sich doch noch am Tisch mit Preisangaben unterfüttern. So stiegen die Kontraktpreise deutlich. Für 100 kg Hallertauer werden 650 € geboten, für Perle 500 €. Die Flächen seien marktgerecht. Der Herkules wird mit 21 – 23 €/kg Alpha verkauft, was mindestens 375 €/100 kg ergibt. Die Krise nach dem Auslaufen der sehr guten Verträge von 2007 bleibt damit aus – dank der US-Craft-Brewer.
 

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