Aufheulen im Wald
Lebensgefahr besteht fast immer bei der Arbeit im Wald. Vor allem der Umgang mit der Motorsäge will dabei geübt sein. Zumindest die Grundlage der Handhabung für das "Fichtenmoped" will das Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) vermitteln und so zu mehr Sicherheit bei der Waldarbeit beitragen. Seit geraumer Zeit gibt es sogar Motorsägenlehrgänge extra für Frauen. Dieser Tage endete die Lehrgangssaison nahe des Kastlberges bei Ronnweg.
Der Nachfrage nach derlei Kursen, die natürlich auch für Männer beziehungsweise gemischte Gruppen angeboten werden, kann das AELF kaum mehr nachkommen. Spezielle Frauenkurse mit jeweils maximal acht Teilnehmerinnen gibt es pro Saison drei an der Zahl. AELF-Försterin Annette Walter führt die Anmeldeliste dazu: "Im Spätsommer, wo die Möglichkeit besteht, sich für einen Kurs eizuschreiben, muss ich die Teilnehmerinnenliste schon nach wenigen Tagen schließen." Die Nachfrage sei seit Jahren ungebrochen. Noch mehr dieser Spezialkurse anzubieten, das übersteigt jedoch die Personalressourcen des AELF.
Waldbesitz ist die Voraussetzung, um überhaupt zu einem dieser kostenfreien Lehrgänge zugelassen zu werden. Diese Anforderung erfüllten alle fünf Teilnehmerinnen, die in Ronnweg zur Ausbildung antraten. "Das ist allerdings nur ein Grundkurs, der einfache Verhältnisse im Wald, also gerade stehendes, mittelstarkes Holz berücksichtigt", darauf wies AELF-Forstchef Wolfgang Oberprieler hin. Ergänzend dazu gebe es noch spezielle Starkholzkurse oder auch welche für die Aufarbeitung von Katastrophenholz beziehungsweise Bäumen, die etwa durch Windwurf unter Spannung stehen.
Kettensägenzähne und Motorenheulen
Die Motorsäge heult auf und zahllose Späne fliegen durch die Luft. Kettenzähne fressen sich ins Holz. Es folgt ein lautes Knacken: "Achtung, Baum fällt!" Schnell noch einen letzter, beherzter Schlag auf den Keil im Stamm und die Kiefer fällt. Die Kursteilnehmerinnen im Alter von 22 bis 66 Jahren staunen, was es alles zu beachten gibt, bevor so ein Baum vor ihnen liegt.
Im theoretischen Teil, tags zuvor, drückten die Damen dagegen noch die Schulbank und lernten vieles über vor allem Schutzausrüstung, Unfallverhütung und Ketteninstandsetzung Sicherheit und Wartung der Motorsäge mit den Themen. Da war es vergleichsweise deutlich weniger anstrengend. Aufgegeben wird aber nicht, die Frauen sind ehrgeizig. Auch die 66-Jährige Mathilde Moll aus Vieth hält durch. Sie ist mit dabei im Kurs, "damit ich mit der Motorsäge besser umgehen lerne als Witwe." Früher hatte sie die Waldarbeit vollständig ihrem Mann überlassen.
"Die Frauen wollen aber auch mitreden können und ihren Männern auch mal fachkundig auf die Finger schauen", weiß Oberprieler aus den Erfahrungen vergangener Kurse zu berichten. Doch legten sie durchaus gerne selbst Hand an. Das allerdings erfordert einiges an Kraft.
Tatsächlich sagten denn auch alle Kursteilnehmerinnen im Alter übereinstimmend , dass das Händeln der bis zu zehn Kilo schweren Motorsägen bei ihnen schon nach kurzer Zeit in die Arme gegangen ist. Was nach kurzer Zeit dann auch schmerzhaft zu spüren sei.
Max führt das Kommando
Auch im Wald führt Kursleiter und Forstwirt Max Schmidmeir das Kommando. Alle Frauen mussten ihre eigene Schutzausrüstung mitbringen, ohne die geht nichts. Da kennt Schmidmeir kein Pardon. Besondere schnittfeste Schuhen oder Stiefeln und Hosen mit Schnitzschutzeinlage sind vorgeschrieben. Hinzu kommt der Forstschutzhelm mit Gesichts- und Gehörschutz. Unfallverhütung wird in jeglichen Bereichen großgeschrieben und beginnt bereits bei der Arbeitsplatzvorbereitung. Die Arbeiten werden sogar an den noch im Wald stehenden Stämmen begonnen, was bei derartigen Kursen durchaus nicht selbstverständlich ist. Vor mach einer Überraschung ist man dabei nicht sicher, denn "oftmals schneiden die Leute zuerst, danach fangen sie das Denken an", klagt Schmidmeir, und ergänzt schmunzelnd, in dieser Hinsicht schon einiges erlebt zu haben. Was übrigens gar nichts damit zu tun habe, ob es sich dabei um Männer oder Frauen handele.
Über den oftmals sorglosen Umgang mit der Motorsäge schüttelt er nur verständnislos den Kopf. Vor dem Schlimmsten konnte er die Teilnehmer bei seinen Unterweisungen aber immer bewahren. Ganz wichtig sei ihm von daher während des gesamten Kursverlaufes die Beachtung der Regeln zur Arbeitssicherheit, betont der Forstwirt eindringlich. Neben einer ergonomischen Arbeitsweise bei der Entastung gibt es dann auch noch Tipps zum fachgerechten Zerteilen eines Baumstammes.
Ende gut ...
Das Motorsägerinnenquintett jedenfalls hat es geschafft. Nach insgesamt zwei Tagen lernten sie alles, was sie über den Umgang mit der Kettensäge rund um die Holzernte in Theorie und Praxis wissen müssen. Schmidmeir musste zwar hie und seine Eleven noch korrigieren, ist aber mit ihrer Leistung am Ende dann doch "sehr zufrieden" und entließ sie mit einer Bescheinigung nach Hause, dass sie jetzt das Holzfällerhandwerk in seinen Grundzügen beherrschen.
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