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Sozialtourismus, Opfer-Abo oder Döner-Morde

Sozialtourismus, Opfer-Abo oder Döner-Morde – das waren einige der Schlagworte, die in den letzten Jahren zum Unwort des Jahres deklariert wurden: Diese sprachkritische Aktion spricht jedes Jahr ein breites Publikum an und sorgt bundesweit immer wieder für kontroverse Diskussionen.

Die Schüler der Q 12 des Hallertau-Gymnasiums hatten nun am Donnerstag die Gelegenheit Informationen zum Vorgehen bei der Wahl des Unwortes aus erster Hand zu erhalten. Das HGW hatte eine prominente Referentin für einen Vortrag gewinnen können: Die Linguistik-Professorin Dr. Nina Janich ist die Sprecherin der Jury, die jedes Jahr im Januar das Unwort des Jahres vorstellt und dürfte damit dem ein oder anderen Zuhörer durchaus aus den Medien bekannt gewesen sein.

Frau Dr. Janich begab sich zunächst mit den 5. Klassen auf eine „Entdeckungsreise in der Welt der Wörter“. Dabei überlegte sie unter anderem gemeinsam mit den Schülern, welche Zusammenhänge es zwischen dem Wort und dem damit Bezeichneten gibt oder wie man zu neuen Wörtern kommt. Diese können im Ausland „bestellt“ oder auch aus alten Wörtern zusammengebastelt werden. So entstehen etwa kreative Wortschöpfungen wie Gangnamstyle-Musikvideo-Youtube-Adresse.

Dass aber die Schöpfer von Wortneubildungen - vor allem, wenn es sich dabei um Politiker oder Manager handelt - oft ihre eigenen fragwürdigen Ziele verfolgen, war anschließend das Thema des Vortrags zum Unwort des Jahres. Frau Janich räumte dabei zunächst mit einigen Vorurteilen auf. So sind durchaus kritikwürdige Begriffe wie Bratwurstversteuerungsdifferenzierungsproblem oder Wörter für ungeliebte Sachverhalte wie Abiturprüfung keinesfalls „Kandidaten“ für das Unwort des Jahres „bringen“, sondern es werden Wörter ausgewählt, die verschleiernd, diffamierend, euphemistisch oder bewusst unverständlich sind.

Die Sprachkritiker wollen in diesem Zusammenhang jedoch keine politische Position beziehen oder political correctness um ihrer selbst willen einfordern. Vielmehr sollen die Sprecher dazu angeregt werden über den eigenen Sprachgebrauch nachzudenken. Daher beendete die Referentin ihren Vortrag mit dem Appell an die Zuhörer Verantwortung dafür zu übernehmen, was man sagt und wie man es sagt. Im anschließenden Gespräch mit den Schülern verwies Frau Dr. Janich darauf, dass etwa das Unwort des Jahres 2011, Döner-Morde in der aktuellen öffentlichen Berichterstattung durch NSU-Morde ersetzt worden sei. Hier habe offenbar tatsächlich ein Bewusstseinswandel stattgefunden.
 

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