Angstmache unbegründet
Immer wieder flammt die Diskussion um die Anschaffung eines vierten Rettungswagens für den Landkreis Pfaffenhofen auf und verunsichert die Bürger. Erst kürzlich wurde erneut die Angst geschürt, dass eine fachkundige Hilfe im Notfall womöglich zu spät kommen könnte. Und zwar mangels einer ausreichenden Zahl von Rettungswägen im Landkreis. Doch diese Sorge ist unbegründet und schlich nicht haltbar, das zeigte sich auch auf der jüngsten Rettungsdienst-Versammlung des Pfaffenhofener BRK-Kreisverbandes (siehe dazu auch "Aufwärtstrend bei BRK-Einsatzzahlen" auf Hallertau.info) mit beeindruckenden Zahlen.
"Nach dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz darf die Fahrzeit eines Rettungswagens bis zum Einsatzort in der Regel zwölf Minuten nicht überschreiten", erklärt Günther Griesche die so genannte Hilfsfrist innerhalb derer die Retter vor Ort sein sollen. Der Geschäftsführer im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Region Ingolstadt ist verantwortlich für die Sicherstellung des Rettungswesens in der Planungsregion 10, zu der die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen und Stadt Ingolstadt gehören. "Vom Gesetzgeber her wird verlangt, dass der jeweilige Einsatzort innerhalb dieser Zeit von über 80 Prozent der Fälle erreicht wird. Bei uns in der Region, und damit auch im Landkreis Pfaffenhofen, erreichen wir ihn in 90 bis 95 Prozent der Fälle", so Griesche. Mit diesem ausgezeichneten Wert sollte eigentlich klar sein, dass die Versorgung durch den Rettungsdienst im hiesigen Landkreis gesichert ist und die Chancen darauf, einen weiteren Rettungswagens finanziert zu bekommen, gegen Null tendieren. Doch weit gefehlt.
Verbandsräte nicht tatenlos
Vorwürfe, in Sachen vierter Rettungswagen untätig zu sein, richteten sich unlängst insbesondere an Pfaffenhofener Verbandsräte im Rettungs-Zweckverband. Diese werden von den Landkreis der Planungsregion aus dem Pool der Kreisräte heraus auf Vorschlag ihrer jeweiligen Fraktion in dieses Gremium entsendet. Jeweils einen Sitz für den Kreis Pfaffenhofen haben dort in der ja noch laufenden Legislaturperiode die Christsozialen mit Landrat Martin Wolf, Rudi Engelhard und Otto Raith, dazu auch die Sozialdemokraten mit Jörg Schlagbauer.
Griesche kann derartige Vorwürfe anhand der vorliegenden Tatsachen nicht nachvollziehen und sagt, dass "der Zweckverband in den letzten Jahren in allen vier Kreisverwaltungsbereichen die Bereitstellung von neuen Rettungswägen erreicht hat." Und zudem sei auch der Bedarf an Krankentransportkapazitäten bedarfsgerecht erhöht worden. Das heißt, dort wo es sachlich, finanziell und rechtlich durchsetzbar ist, wird auch für eine angemessene Ausstattung, und eben auch mit Fahrzeugen, gesorgt. "Bei einem erkannten Bedarf wird der Zweckverband tätig", versichert Griesche. Auf der Basis der so genannten TRUST-Studien, eine Nachbetrachtung über die rettungsdienstliche Versorgungsstruktur des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement, sind die drei im Landkreis Pfaffenhofen stationierten Rettungswägen nach dem gegenwärtigen Stand ausreichend. Derzeit läuft bis zum Ende dieses Jahres auch ein Probebetrieb mit einem weiteren Rettungswagen, der in Ingolstadt-Süd für zwölf Stunden am Tag in Bereitschaft ist und unter anderem auch die Rettungswache Reichertshofen unterstützt (Hallertau.info berichtete).
Angemessener Bestand an Rettungswägen im Landkreis
Das Verlangen nach einem weiteren Rettungswagen, der im Landkreis stationiert wäre, bekomme demnach keine Empfehlung und damit würde das Fahrzeug von den Krankenkassen als Kostenträger auch nicht bezahlt, so Griesches kllare und deutlich Aussage. Zu beachten sei dabei auch, dass unlängst durch eine Erhöhung von Vorhaltestunden im Krankentransport weniger Krankentransporte - also etwa Fahrten vom Wohnort eines Erkrankten von oder zum Krankenhaus - mit Rettungswägen gemacht werden müssten. Diese damit eingesparten Fahrzeiten stünden somit für Notfalleinsätze zur Verfügung.
Hilfe auch aus den Nachbarlandkreisen
"Das System der Notfallrettung ist so ausgelegt, dass die Rettungsfahrzeuge aus den grenznahen Bereichen oft im anderen Bereich tätig sind. Genauso wie die regionsfremdem Fahrzeuge in unserem Bereich hinein fahren, fahren unsere in die andere Region um zu helfen", legt Griesche dar. Dies funktioniere in der Praxis hervorragend und sei Teil des Systems.
Der Zwecksverbandschef weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in der fachunkundigen Öffentlichkeit "die Tatsache oftmals so nicht wahrgenommen wird, dass es sich beim Rettungswesen um ein Verbundkonzept handelt an dem alle in der Planungsregion liegenden Landkreise und Ingolstadt ihren Teil dazu beitragen, dass das Rettungswesen hier so gut funktioniert." Von daher würden bei Notfällen auch jene Rettungswägen alarmiert, die ansonsten nicht innerhalb des Landkreises stationiert seien. "Im Rettungsdienst macht man vor kommunalen Grenzen eben keinen Halt."
Herbert Werner, Kreisgeschäftsführer des BRK in Pfaffenhofen, sagt, dass die Bedarfsanmeldung für einen vierten Rettungswagens für den Landkreis zu gegebener Zeit zuverlässig erledigt würde: "Das macht schon der Zweckverband, wenn es einmal notwendig werden sollte."
Würde es demnach in den nächsten Jahren zu wesentlichen Veränderungen in den Einsatzzahlen nach oben kommen und daraus womöglich eine Veränderung in der Hilfsfrist, wäre eine Aufstockung des Fahrzeugbestandes durchaus vertretbar. "Leider ist aber der vierte Rettungswagen zur Zeit noch nicht zu begründen, so dass die Krankenkassen hier auch ihre Zustimmung nicht erteilen. Der Zweckverband ist natürlich immer für eine Erhöhung der Vorhaltung um die Bedürfnisse der Bürger noch besser versorgen zu können." verdeutlicht Griesche.
"Natürlich kommt es vor, dass viele Fahrzeuge im Einsatz sind, deshalb haben wir hier die Rückfallebenen der Spitzenabdeckungen und des Rettungshubschraubers uns auch die Rettungsfahrzeuge der nicht zu unserem Bereich gehörenden Nachbarlandkreise sind in unserem Einsatzleitsystem hinterlegt." Im letzteren Fall müsse natürlich dann in der zuständigen Leitstelle die Freigabe veranlasst werden um nicht dort ein Problem zu verursachen. "Das ist jedoch auch in allen anderen Bereichen in Bayern gleich!", betont Griesche.
Insgesamt gibt es übrigens gegenwärtig in der gesamten Planungsregion 16 First Responder beziehungsweise Helfer vor Ort, zehn Rettungswachen, 26 Rettungs- und Krankenwagen neun Notarztstandorte und einen Rettungshubschrauber.
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