Hebräisch plus mittelhochdeutsch = jiddisch
Eine Stilrichtung, die der Pfaffenhofener Musikinteressierte nicht alle Tage erleben darf, gab es am Sonntagabend in der Aula der Mittelschule zu hören: die Gruppe Klezmorim trat im Rahmen der gerade stattfindenden "Interkulturellen und Interreligösen Wochen" auf und spielte Klezmer-inspirierte Weltmusik - hebräische und jiddische Lieder.
"Was Sie schon immer über Juden und Israelis wissen wollten und sich nicht zu fragen getrauten" hieß das dargebotene Programm. So ungewöhnlich der Titel, so treffend charakterisiert er die Art der Performance ebenso wie deren Grundthematik. Ja sicher, es war ein Konzert; mit sehr guten Musikern, die traditionelle und auch eigene Lieder spielten. "Ich Hob Dich Tsu Fil Lib" etwa, das die Geschichte einer ungleichen Liebe erzählt, wie sie ganz sicher auf der ganzen Welt und in allen Kulturen vorkommen kann. Oder eben auch den hebräischen Klassiker "Mazel tov", was soviel heißt wie "Viel Glück" und das Publikum durch das Programm begleiten sollte.
Die Musik stellte jedoch nur einen Rahmen dar für die Geschichten und Informationen zwischendurch, erzählt von der Sängerin und Frontfrau der Band, Nirit Sommerfeld. Ein Gastspiel von Klezmorim lebt von ihrer Frische und fast Unbekümmertheit, mit der sie von Beginn an auf das Publikum zugeht, die Geschichte(n) zu und hinter den Liedern vermittelt und während des gesamten Programms versucht, etwaige Beklemmungen - entstanden aus der deutsch-jüdischen Geschichte - in die Normalität der heutigen Beziehungen zu transferieren. "Was? Nicht jeder hier spricht hebräisch? Na, dann wird die Geschichte des jüdischen Volkes, die wir hier vermitteln wollen, etwas länger dauern als die geplanten zwei Stunden, wahrscheinlich so zweieinviertel Stunden." Jedwede möglicherweise aufkommende Stimmung von Ehrfurcht oder Bedrücktheit wird durch diese durch und durch positive Person auf der Bühne im Keim erstickt. "Wir Juden haben das Opferdasein nicht für uns gepachtet, wir sind zwar stark betroffen, es gab aber in der Weltgeschichte immer wieder menschen-verachtende und völker-mordende Kriege in allen Regionen."
So erlebten die über 100 Besucher in der Aula der Mittelschule am Sonntagabend eine abwechslungsreiche Musikdarbietung, lernten viel über die jüdische Geschichte und freuten sich über einen kulturell anspruchsvollen, dabei aber äußerst unterhaltsamen Abend. Das Konzert von Klezmorim wurde vom Internationalen Kulturverein Pfaffenhofen organisiert; es ist Teil der gerade laufenden "Interkulturellen und Interreligösen Wochen", die unterschiedliche Veranstaltungen noch bis zum 9. Juni bieten. Informationen dazu gibt es auf der Homepage des Vereins.
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