Mähtod jetzt verhindern
Aufgefundene Rehkitze dürfen keinesfalls angefasst werden, sonst droht ihnen der Tod. Foto: BJV
Aufgefundene Rehkitze nicht anzufassen und sie an Ort und Stelle zu belassen, dazu ruft die Jägervereinigung Pfaffenhofen jetzt alle Besucher von Wald und Flur auf. Selbst wenn es so aussieht, als ob das Tier von seiner Mutter verlassen wurde und Hilfe scheinbar hilfsbedürftig ist - das ist in der Regel der völlig falsche Eindruck.
Rudi Engelhard, Vorsitzender der Jägervereinigung Pfaffenhofen bittet deshalb darum, Jungtiere nicht anzufassen und erst recht nicht mitzunehmen. "Das ist in den meisten Fällen ihr sicherer Tod, denn gerade unerfahrenen Tierfreunden gelingt nur sehr selten die Aufzucht solcher Jungtiere.“
In diesen Tagen werden im Landkreis Pfaffenhofen die meisten Rehkitze geboren. Der Termin dafür ist regional unterschiedlich und hängt von verschiedenen anderen Faktoren ab. Es ist jetzt auch die Zeit, in der die Natur zu einer gut gefüllten Kinderstube wird. Die sollte möglichst viel Ruhe haben. Das erste Gebot heißt für all jene, die sich draußen aufhalten: Finger weg vom Nachwuchs, auch wenn er noch so niedlich aussieht, und mit den Hunden an der Leine auf den Wegen bleiben.
Rehkitze liegen oft regungslos und durch ihre Fellzeichnung gut getarnt auf einer Wiese, damit sie von ihren Fressfeinden nicht wahrgenommen werden. Die Rehgeiß lässt ihren Nachwuchs durchaus auch mal länger allein. Nicht, weil sie etwa eine "Rabenmutter" wäre, sondern um ihn gerade durch ihre Abwesenheit zu schützen. Das Muttertier ist meist in unmittelbarer Nähe und passt aus der Ferne auf, dass ihrem Nachwuchs nichts passiert.
Den Rehkitzen droht aber noch eine andere Gefahr. Alljährlich geraten im Landkreis Pfaffenhofen mehr als 200 Rehkitze in die Mähwerke der Landwirte. Den Tieren wird dabei ausgerechnet jene Strategie der Regungslosigkeit zum Verhängnis, die sie ansonsten vor ihren Fressfeinden schützt. Engelhard ruft deshalb die Bauern dazu auf, vor dem Mähen den Jagdpächter zu verständigen. Der hat dann die Möglichkeit mit speziell ausgebildeten Hunden die Wiesen abzusuchen.
Der Waidmann wird gefundene Kitze dann vorsichtig unter Verwendung von isolierendem Material aus der Gefahrenzone bringen. Mit seinem sorgfältigen Vorgehen wird die Geruchsübertragung vom Menschen auf das Tier vermieden. Geschähe dies nicht, würde sich das Muttertier von ihrem Nachwuchs abwenden.
Ein Jäger im Landkreis setzt zum Aufspüren des Jungwildes sogar eine fliegende Hochleistungskamera ein, die den Fundort des Jungwildes dann auf ein Positionsbestimmungssystem überträgt. Eine Möglichkeit zur Vergrämung bieten beispielsweise so genannte Wildscheuchen – lange Stangen, an denen raschelnde, bunte Kunststoffsäcke befestigt sind. Durch die kurzfristige Aufstellung dieser Stangen oder das Verbreiten von Menschenhaar wird der Lebensraum verändert und veranlasst in der Regel das Muttertier samt Nachwuchs, die zu mähende Wiese rechtzeitig zu verlassen oder sie erst gar nicht aufzusuchen.
"Das Entfernen des Jungwildes aus den Wiesen ist auch im Interesse des Landwirtes", darauf weist Engelhard ebenfalls hin. "Geraten getötete Tiere in das Viehfutter, so besteht die Gefahr von Krankheiten für die Nutztiere." Und der bayerische Landesjagdverband warnt ganz konkret vor einer möglichen Vergiftung durch Bakterientoxine, da vermähte Kitze im Futter bei Kühen den tödlich verlaufenden Botulismus hervorrufen könnten. Maßnahmen zur Rettung von Tierleben seien auch deshalb sowohl für Jäger als auch für Landwirte gleichermaßen wichtig.
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