Von Alps und sich stark vermehrenden Blechbläsern
Was für eine Abwechslung im Programm der Pfaffenhofener Künstlerwerkstatt: gab es vor Wochenfrist noch die Minimalisten Leimgruber / Willers, so waren die Musiker am Donnerstagabend zu siebt auf der Bühne in Wacky Singers Schreinerei. Matthias Schriefl und seine musikalischen Mitstreiter präsentierten "Six, Alps & Jazz" im Rahmen des bayernweit laufenden Musikfestivals [lo:ka:l‘klaŋ].
Brasilianischer Samba bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegen "neue Volksmusik", so könnte man die zeitgleich ausgetragenen Disziplinen in Konkurrenz stellen. And the Winner is: Six, Alps & Jazz! Denn die Künstlerwerkstatt war trotz des Eröffnungsspiel im fernen Sao Paulo bis auf den letzten Platz gefüllt. Und - um es gleich vorweg zu nehmen - sie blieb es auch bis zum letzten Ton der letzten Zugabe "Schlofliadle". Da ging niemand vorher, zu abwechslungsreich, rhythmisch und voller Überraschungen war das Konzert.
Exzellente Musiker standen dort im Eck der Schreinerei, das zwar keine Bühne in diesem Sinne hat, wohl aber eine solche darstellt. Das Klavier in die hinterste Ecke geschoben, Platz gemacht für 5 (!) Bläser sowie je einen Bassisten und Schlagzeuger. Aus der Stammbesetzung der "Six Alps" waren dabei: Matthias Schriefl (Trompete, Alphorn, Gesang), Johannes Bär (Blechhorn, Tuba), Alex Morsey (Kontrabass, Tuba), Gregor Bürger (Fagott, Saxofon) und Peter Heidl (Flöten, Schwegeln). Den an diesem Abend verhinderten Florian Trübsbach ersetzte ohne jegliche erkennbare Eingewöhnungsschwierigkeiten Kristina Brodersen an Oboe, Klarinette und Flöten. Als Gast war noch Bodek Janke am Schlagzeug mit in die Kreisstadt gekommen.
Wie soll man diese Musik beschreiben? Ist es bayerische Volksmusik mit eingeflochtenen, Jazz-inspirierten Improvisationen? Oder doch eher ein beswingter Jazz-Stil, der sich Anleihen aus der alpenländischen Volksmusik bedient? Egal wie herum; Berührungsängste hat Matthias Schriefl (Bild links), der Kopf des Sextetts, in seinen Kompositionen und Arrangements ganz sicher nicht. „S'Deandl vom Wintergrea“, „Bald ischs halb simmne“ oder „Der Vorarlberger Problembär“: denkt man bei diesen Songtiteln an Jazz? "Die Hausmusi vermählt sich mit dem Club-Sound." charakterisiert jemand in der Produktbeschreibung der 2012er CD "Six, Alps & Jazz" auf Amazon. Und irgendwie trifft es das ganz offensichtlich. "Die Dixie-, Swing- und Klassik-Schallplatten meines Vaters sind ebenso Teil meiner musikalischen Inspiration wie die wunderschönen Jodler, Volks- und Gute-Nacht-Lieder, die meine Mutter mir vorgesungen hatte." erklärt Matthias Schriefl seine musikalischen Wurzeln.
Six, Alps & Jazz - ein bemerkenswerter Ausklang der aktuellen Spielzeit in der Künstlerwerkstatt. "Jetzt haben wir ein paar Wochen der Privatsphäre vor uns, können uns bewegen, ohne dass die Fotoapparate auf uns gerichtet sind." kündigte Bernhard "Wacky" Singer die bevorstehende Sommerpause an. Aber mal ganz ehrlich: nach so einem fantastischen Konzert, da freuen sich doch auch die Veranstalter schon jetzt auf den Wiederbeginn im Herbst, oder?
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