Die kurze Nacht der noch kürzeren Filme
Bei kühler Witterung am Abend draußen zu hocken war kein Vergnügen, auch wenn viele Filmfreunde zur Kurzfilmnacht im Rahmen des Kultursommers teilweise ihre Wolldecken mitgebracht hatten oder zumindest warm angezogen waren. Doch die gut 150 Besucher der Filmnacht auf der „Insel“ hatten damit kein Problem, auch wenn einige nach kurzer Zeit wieder den Platz verließen.
Aber wer das Sitzen auf Bierbänken auf der langsam feucht werdenden Inselwiese bis zum Schluss aushielt, wurde mit interessanten, teilweise recht ansprechend gemachten Kurzfilmen gut unterhalten, wobei der Kurzfilm gelegentlich nur einige Minuten, andere wiederum eine gute halbe Stunde dauerten. Es waren auf keinen Fall Kino- oder Spielfilme, sondern teilweise „handgemachte“ und semiprofessionelle Filme, besonders die einiger Schüler der Funk- und Fernsehhochschule München.
Gestartet wurde mit dem Kurzfilm (2:50 Min.) „Freiheit-Vielfalt-Europa“ von Schülern des Schyren-Gymnasiums, in dem sie sich als Vertreter ihres Heimatlandes mit jeweiliger Flagge vorstellten, um sich dann unter der Europaflagge zu versammeln. Entstanden ist der Film für einen Wettbewerb in der Woche der Brüderlichkeit. Fast schon professionelle Filme zeigten die Geschichte der Pfaffenhofener Skaterhalle, mit fetziger Musik unterlegt und die durch eine gute, dynamische Kameraführung brillierten (3:40 Min.). Skateboardfahrer zeigten in „Westcrowt“ (6:50 Min.) ihre Tricks mit Grabs, Flips, Grinds und Flats in Kombination Spins und die Filme machten Lust auf diese Sportart und wären bestens zur Werbung für die Pfaffenhofener Skaterhalle im Regionalfernsehen geeignet.
Ein etwas trauriges Schicksal griff der Film „Crushed Willi“ (6:00 Min.) auf, in dem ein 62jähriger Landkarten-Falter (Beruf!) wegen Digitalisierung seinen Job verlor und als Quoten-Opa durch die Arbeitsvermittlung in eine Bar vermittelt wurde, in der er als Kellner servieren sollte. Mit den inzwischen umgangssprachlich sehr differenzierten Begriffen für Getränke kam er natürlich nicht zurecht, was zum Schluss dazu führte dass er den Laptop eines Gastes nutzte (und dabei natürlich zerstörte), um einen anderen Gast vor dem Ersticken zu retten.
Als weiteres wurde ein Zeichenfilm geboten (an adventurous afternoon, 6:00 Min.), ein Film über den „normalen“ Umgang der Bevölkerung mit dem durch Volksentscheid stillgelegten Atomkraftwerk Zwentendorf in Österreich (28:00 Min. – Erntefaktor Null), ein kurzer Film über Selbstfindung (3:50 Min.-Human out of Order), eine Tragikomödie (Tu es, 30:00 Min.), ein Film über die Suche nach einer Zufallsbekanntschaft (Gesucht-11:00 Min.) und über ein „Verlängertes Wochenende“ (23:00 Min.).
Alles in allem ein vielfältiges Angebot mit sehr unterschiedlichem Niveau von Filmstudenten und privaten Filmemachern. Ein Lob der Stadtjugendpflege für ihre interessante Arbeit und Vorbereitungen, denn auch für Essen und Trinken zu günstigen Preisen war gesorgt.
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