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„Don Camillo und Peppone“ – ein Stück Italien in Wolnzach

Minutenlang applaudierte das Publikum am Ende und bejubelte nicht nur die Akteure auf, sondern auch hinter der Bühne. Alleine damit ist eigentlich schon alles gesagt. Das neue Stück „Don Camillo und Peppone“ schlug bei den Wolnzachern voll ein und bescherte dem Team um Regisseur Vitus Rebl einen Jubelsturm, der der dem Wolnzacher Jubiläum mehr als gerecht wurde, und an den man sich noch lange erinnern wird.

„Ein derartig großes Projekt haben wir bislang noch nie gewagt“, so Vitus Rebl, sichtlich erleichtert nach der gelungenen Premiere. Unter freiem Himmel, vor rund 400 Gästen und auf einer mehr als 25 Meter langen Bühne zu spielen, das ist etwas ganz Besonderes. „Alleine mit der Textauswahl und der richtigen Besetzung war es dieses Mal nicht getan“, erklärte der Regisseur und verwies damit auf die „drei Millionen Kleinigkeiten“, die es bei diesem Mammutprojekt zu beachten galt. Von Notausgängen über den Jugendschutz bis hin zum äußerst aufwändigen Bühnenbau stellte das Freilichttheater die Organisatoren vor große Herausforderungen.

Schon 2012 begannen die ersten Planungen für dieses Projekt. Damals hatte man sich entschlossen, anlässlich der 1200-Jahr-Feier einmal Open-Air zu spielen. „Ohne ein so gigantisches Team hätte ich dies wohl nicht gewagt“, bedankte sich Vitus Rebl bei allen, die vor, hinter, auf und neben der Bühne dafür gesorgt hatten, dass dieser langgehegte Traum für den 1. Vorstand des Theaterbrettls in Erfüllung gehen konnte. So ermöglichte es vor allem die Bildung von selbstständig agierenden Arbeitskreisen, dass das Stück letztlich gemeinsam gestemmt wurde. In enger Zusammenarbeit entstand im Zentrum Wolnzachs eine einzigartige Kulisse. „Es trat wieder einmal das Wolnzacher Phänomen zum Vorschein“, so Rebl weiter, denn als bekannt wurde, welches Stück er auf die Bühne bringen will, kamen viele, um mitzuhelfen, damit im Herzen der Hallertau ein kleines Stück Italien wachsen konnte.

Wem die beiden Streithähne Don Camillo und Peppone aus dem Fernsehen noch nicht bekannt waren, der durfte zur Premiere vor der eigenen Haustür ins das Leben des kleinen Dorfes Boscaccio eintauchen. Konservatives Christentum gegen kommunistischen Faschismus und dazwischen eine herzzerreißende Liebesgeschichte - so lässt sich der Kern des Stückes am treffendsten auf den Punkt bringen. Schon in der ersten Szene gerieten dabei Johannes Hartleitner als Don Camillo und Erich Lehmair alias Bürgermeister Giuseppe „Peppone“ Bottazzi heftig aneinander, wobei der Pater den frisch gewählten Sozialisten erst einmal nach göttlicher Anweisung auf die Bretter schickt. Zwischen die politischen Fronten des Dorfes gerät dabei auch das Liebespaar Mariolino und Gina. Die Heiratspläne der Tochter des Großgrundbesitzers Pasotti und des Brusciatas - einem Anhänger der roten Bewegung - sollen kräftig durchkreuzt werden.

Im Rahmen des zwischen den Parteien ausgebrochenen Kleinkrieges fliegen so die Fetzen. Nicht nur Tauben geraten ins Visier der Kontrahenten, auch Don Camillo entgeht in letzter Sekunde durch göttliches Geschick einer Kugel. Doch nach zahlreichen Prügeleien und Schüssen greift Jesus, gespielt von Josef Öttl, in das Geschehen ein und redet seinem Mitarbeiter deutlich ins Gewissen. Der nun zur Versöhnung bereite Pfarrer kann daraufhin die Kluft der verfeindeten Lager mit besänftigenden Worten verengen. Doch erst der drohende Freitod der verliebten jungen Leute, die sich in den Po stürzen wollen, ruft die hitzköpfigen Sturschädel zur Raison. Am Ende konnte somit begleitet von klassisch-bayrischer Blasmusik Hochzeit und Frieden gefeiert werden.

Bis kurz vor Mitternacht entführten die Akteure das Publikum ins Nachkriegsitalien. Die insgesamt mehr als drei Stunden dauernde Premiere ließ aber bei den Wolnzachern keine Langeweile aufkommen. Gespickt mit zahlreichen Lachern und so manch handfester Auseinandersetzung wurden die Besucher an die Sitze gefesselt. Doch während die Gäste entspannt die ihnen dargebotene Schauspielkunst genießen konnten, stand Regisseur Vitus Rebl nicht nur bevor der erste Vorhang fiel, sondern auch die ganze Dauer der ersten Aufführung noch unter Strom. „Vor allem bei den Massenszenen war es für uns sehr spannend zu sehen, wie die Dynamik der Gruppe funktioniert und sich die einzelnen Darsteller verhalten. Steht jeder richtig? Sind alle sichtbar und dort wo sie hin sollen? Solche Fragen schießen einem dann durch den Kopf“, erläuterte der Theaterchef.

Spätestens nach dem tosenden Abschlussapplaus löste sich bei Vitus Rebl aber die Anspannung der vergangenen Monate und er konnte nicht nur seinem Team zu einer brillanten Premiere gratulieren, sondern im Anschluss auch mit Bier und italienischen Schmankerln gemeinsam mit Bürgermeister Jens Machold anstoßen. „Einfach phänomenal“, so die Worte des Rathauschefs, der damit nicht nur vor der gesamten Leistung der Schauspieler, sondern auch des restlichen Teams vom Theaterbrettl den Hut zog.

Minutenlang applaudierten die Wolnzacher und wollten, trotz später Stunde, die Stars gar nicht mehr von der Bühne lassen. „Es ist wirklich sehr gut gelaufen heute Abend“, so Erich Lehmair, der am Morgen noch mit einem skeptischen Blick gen Himmel schaute: verregnete es die Premiere? Nein, in Wolnzach ist noch nie ein Großereignis ins Wasser gefallen und so war es zwar etwas frisch, doch das tat der Stimmung unter den Zuschauern keinen Abbruch. „Die größere Herausforderung für uns war es, den Rollen einen eigenen Charakter zu geben und nicht die Vorbilder aus Film und Fernsehen einfach zu kopieren“, fügte Johannes Hartleitner an. Und das ist ihnen allen auch wirklich gelungen. So kann man dem ganzen Team um Regisseur Vitus Rebl wirklich nur zu dieser gelungenen Aufführung gratulieren. „Chapeau, was da auf die Beine gestellt wurde!“
 

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