Lesezeichen aus dem Rosenkavalier
Lesezeichen aus dem Rosenkavalier
Der Rosenkavalier dürfte im Strauß Jahr den meisten Zuhören ein Begriff sein. Das Libretto dazu, verfasst von Hugo von Hofmannsthal, dem genialen Schreiber des Walzerkönigs, wortwörtlich zu hören, ist eine sehr eigene Art, die alten Künstler zu feiern.
Die Gruppe Lesezeichen um Lorenz Kettner und Christian Weigl, hatte sich diesmal junge Mit- Leser, oder sagen wir besser Mitspieler für ihr sprachliches Versuchsprojekt, eingeladen. Mit Verena Seidenberg (Fürstin Werdenberg), Peter Sampel ( Octavian) , Moria Grohe´(Sophie von Faninal), Maria Ilg (Jungfer Marie, Leitmetzerin Annina) und Manuel Andre in Dreifachbesetzung (Vakzacchi/Haushofmeister/Kommissar) betraten spannende Nachwuchstalente die Lesezeichen Bühne im Sparkassenkasino. Den Baron Ochs auf Lerchenau spielte in unnachahmlicher Weise Christian Weigl, ohne auch nur einen Ton ernsthaft zu singen. Lorenz Kettner fungierte als gelassener Erzähler und in der ätzenden Rolle des alten Faninal. Nach ihrem gelungenen Experiment zum Richard-Wagner-Jahr 2013 mit den „Meistersingern von Nürnberg“ ist mit dem Rosenkavalier in Schriftform eine gelungene, abendfüllende Inszenierung entstanden.
Versteht man sonst von den Texten nur Bruchstücke, eingespielte Beispiele bewiesen das sehr gut, so stehen hier die Geschichte und die Farbe der Sprache im Vordergrund. Allein der Text der Feldmarschallin würde in jede Zeit passen, Gedanken einer mächtigen, selbstbewussten Frau mit Liebhaber, in Konkurrenz zu jung entflammter Liebe. Der Wiener Hofdialekt zur Zeit der Geschichte ist natürlich die Bravur des Herrn Baron, und wird helfend im ausgeteilten Textblatt ins Hochdeutsche übersetzt.
Der Baron Ochs ist ein wahrer Schwerenöter, und sein chauvinistischer Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, bezeichnend für einen Typ, der anscheinend nicht aussterben mag.
So sucht die Marschallin im Spiegelbild den Schnee vom vergangenen Jahr, und der Chauvi bekommt seine Abreibung. Die Intriganten intrigieren, der Beamte knickt vor der Obrigkeit ein und die Jugend darf ihr Happy End feiern. Nur der kleine Schokoladen Mohammed würde heutzutage einen migrationshintergründigen Kunstnamen bekommen, der Mohr, würde nicht gehen.
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