Brennende Erlebnisse
Erste Instruktionen über das Verhalten im Wald gab es vor dem Start von zwei Waldpädagogen und dem Forstchef des Landkreises.
Von Brennhaaren bis zum Zilpzalp: Was es alles im Wald zu entdecken gibt, das erfuhren zahlreiche Schüler bei etlichen Walderlebnistagen, die vom Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) unter Aufbietung zahlreicher Förster organisiert wurden. Wissensvermittlung mit Spiel und Spannung sind dabei in idealer Weise zur Freude der Kinder in den Forsten bei Scheyern und Hög kombiniert worden.
Lehrer von insgesamt 14 Grundschulen zwischen Gerolsbach und Vohburg nahmen zusammen mit ihren Drittklässlern das Angebot des AELF wahr und starteten zu einem abenteuerlichen Unterrichtstag unter freiem Himmel.
"Wir machen ganz lustige Spiele und man bekommt hier draußen weniger geschimpft von den Lehrern", begeisterte sich einer der vielen jungen Waldläufer im Alter von acht bis zehn Jahren. Kreativ aber auch forschend nahmen die Kinder Tiere und Pflanzen unter die Lupe und erfuhren unter Einsatz aller Sinne so einiges über die Geheimnisse der Wälder.
Fichtenzapfen-Zielwurf kam gut bei den Schülern an.
Unter anderem war auch die Klasse 3a der Langenbrucker Grundschule zusammen mit ihrer Lehrerin Beate Ruhle-Burkhardt und der Inklusionsbegleiterin Kerstin Schaeffer auf des Försters Spuren in Hög unterwegs. Betreut wurden sie dort unter den wachsamen Augen des AELF-Forstbereichsleiters Wolfgang Oberprieler und dazu von den angehenden staatlich zertifizierten Waldpädagogen Manuela Köberlein aus Beilngries und Josef Tremml aus Neuburg. Beide bereiten sich derzeit mit vorgeschriebenen Praxisstunden auf ihre Abschlussprüfung im Herbst vor.
Mit Feuer und Flamme dabei waren Jungen wie Mädchen bei den geschickt eingestreuten Spielen, die natürlich unter anderem auch zur Wissensvermittlung dienten. So galt es etwa, an einer Station im Wettbewerb verschiedene Baumarten zu erkennen und die durcheinander liegende Baumscheiben von Fichte, Kiefer, Lärche, Buche, Eiche und Birke richtig zuzuordnen. Gewisser Geschicklichkeit bedurfte es dann, sie so aufeinanderzustapeln, dass sie nicht gleich einstürzen.
Genaues Zielen - unter den anfeuernden Rufen der Klassenkameraden - war beim Fichtenzapfen-Zielwurf gefragt. Und beim Reh-Luchs-Spiel galt es, als Reh mit verbundenen Augen die anschleichenden Pinselohren rechtzeitig zu hören und sie abzuklopfen.
Richtig angefasst, brennt die Brennnessel nicht auf der Haut.
Darüber hinaus gabt es freilich auf dem Weg durch den Wald noch vielerlei Entdeckungen zu machen. So löste etwa der Fund eines Mistkäfers schon kleine Jubelstürme bei den Kindern aus. Dass es, wie anfangs erhofft, kein Wild im Wald zu sehen gab, war dann schon nicht mehr so wichtig. An einer Jagdhütte mitten im Revier gab es immerhin verschiedene Präparate von Wildtieren zu bestaunen und an Rätseltischen lernte die Klasse, welcher Zweig zu welchem Baum gehört und wie Tiere die Früchte der Bäume für sich nutzen.
Mehrere Schülerteams übten sich erfolgreich im Stapeln von Baumscheiben.
Besonderes Interesse weckten bei den Kindern aber auch die menschlichen Zeichen, die allenthalben an den Stämmen in wirtschaftlich genutzten Forsten zu finden sind. Unter anderem lernten sie, dass eine Wellenlinie an einem Baum ein so genannter Biotopbaum ist und damit quasi oftmals das "Mietshaus" höhlenbewohnender Vögel und Säugetiere. Ein derart gekennzeichneter Stamm wird von den Waldarbeitern selbst dann nicht umgeschnitten, wenn er dürr und angebrochen ist. Der Zilpzalp - ein Vogel aus der Gattung der Laubsänger - war dagegen nur zu hören und bewohnt keine Höhlen. Dafür nistet er aber in Brombeerhecken, die im Höger Forst ebenfalls an zahlreichen Stellen zu finden sind.
Auf das Achtungs-Signal von Lars mussten alle jungen Waldläufer hören.
Der Buchstabe "K" stehe dagegen für einen vom Borkenkäfer befallenen Baum, wie Oberprieler erklärte, während er das feine Bohrmehl aus der Hinterlassenschaft dieses Forstschädlings in die Hände der Kinder verteilte. Die ganz mutigen unter den Waldbesucher konnten dann auch noch ausprobieren, ob es denn möglich ist, eine Brennnessel so anzufassen, dass es nicht in der Hand brennt. Es geht übrigens, wenn man weiß, welche Strategie sich die Pflanze zu schützen versteht. Doch Erfahrungen mit den Brennhaaren musste von dem einen oder anderen erst einmal mitunter schmerzhaft erspürt werden. Mit einem Fichtenzapfen als "Mikrofon" beendeten Köberlein und Tremml in einer Interviewrunde den vielfältigen Vormittag. Dabei wurde deutlich, dass es durchaus genussvoll ist, den Wald und seine Besonderheiten hautnah zu erleben.
Fürs Mitmachen gibt es am Ende von den Waldpädagogen eine beschriftete Holzscheibe als Erinnerung und für die Lehrer Astholzbleistifte und Baum-Quartette für den späteren Unterricht im Klassenzimmer.
Fachsimpelten über den Geruch von Holzarten (v.r.): AELF-Forstbereichsleiter Wolfgang Oberprieler, dazu die Waldpädagogen in spe Josef Tremmel und Manuela Köberlein.
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