Ein Dorf sorgt sich - vielleicht bald auch ein weiteres
Er hat so gut wie keinen Spielraum, er muss nehmen was kommt. Zumindest wenn es um Unterkünfte für Asylbewerber im Landkreis Pfaffenhofen geht, ist der Pfaffenhofener CSU-Landrat Martin Wolf quasi auf jedes Zimmer angewiesen. Die Auswirkungen von Krieg und Verfolgung in anderen Ländern machen mittlerweile auch nicht mehr vor kleinen Dörfern auf dem Land Halt, auch nicht in Gebrontshausen - und womöglich demnächst auch nicht im Nachbardorf.
Über 50 Interessierte begrüßte am heutigen Abend Wolnzachs 3. Bürgermeisterin Katharina Gmelch (CSU) im Ortsgasthof Steiger. Gekommen sind sie alle, um zu erfahren, wie das so funktionieren könnte mit zehn Asylbewerbern, die in einem derzeit leer stehenden Bauernhof an der Menzingerstraße untergebracht werden sollen. Die Dorfgemeinschaft hat ihre Bedenken: Eine Infrastruktur gebe es nicht im Ort, weder Freizeit- noch Einkaufsmöglichkeiten, keine Busverbindung. Die Bürger befürchten, dass es bei einer ungünstigen Zusammensetzung der Personen zu Problemen kommen könne. Außerdem: Wie gehe man mit psychisch in besonderer Weise angeschlagenen Menschen um und wie könne man sich überhaupt verständigen.
Der stellvertretende Leiter des Ausländeramts Walter Schlegel, Christian Huber vom Sozialreferat und Sozial-Abteilungsleiter Albert Schmid bemühten sich zusammen mit dem Landrat nach Kräften, die vielfältigen Fragen zu beantworten und eventuell vorhandene Ressentiments zu zerstreuen.
Bei den Asylbewerbern handele es sich um Menschen, die ein schweres Schicksal hinter sich hätten, beschwichtigte Wolf. Ihr Interesse gelte in erster Linie der Eingliederung in unsere Gesellschaft. Gleichzeitig machte er klar, dass man sich auch im Landkreis künftig auf weitere Zuweisungen einstellen müsse. Konkret sprach Wolf von 530 bis zum Jahresende, für das kommende Jahr prophezeite der Landkreischef eintausend Asylbewerber."Mein Eindruck ist, dass Asylbewerber die nächsten Jahre Teil unseres Lebens werden."
Wohncontainer nur im Notfall
"Sollten uns keine Wohnungen mehr angeboten werden, müssen wir auf Wohncontainer mit einer Belegung bis zu 40 Personen zurückgreifen", so Wolf. Dies aber wolle man so lange wie möglich vermeiden und eine Unterbringung in Turnhallen oder Zelten komme nicht in Frage. Wohncontainer würden dann vorrangig in jenen sechs Gemeinden aufgestellt, in denen derzeit keine Asylbewerber lebten. Mit den 360 im Landkreis untergebrachten Asylbewerbern habe es - abgesehen von internen Einzeldelikten - bislang so gut wie keine Probleme gegeben. Die bisherige Erfahrung sei, dass nicht zuletzt dank einer "tüchtigen Nachbarschaftshilfe" das Zusammenleben hervorragend funktioniere. Für die notwendige Mobilität, so Wolf, würden den Asylbewerbern Fahrräder zur Verfügung gestellt. Bis ins Zentrum von Wolnzach sind dann drei Kilometer einfache Fahrstrecke zu bewältigen.
Die CSU-Marktgemeinderäte Alois Brummer und Sepp Seidl, beide selbst aus Gebrontshausen, sprachen sich dafür aus, doch möglichst Familien in das Dorf zu holen. Seidl ergänzte dies um die Anregung, doch auch die religiöse Zugehörigkeit zu berücksichtigen. Wolf versprach, dafür zu sorgen, dass nach Gebrontshausen eine oder zwei Familien kommen. Zwar könne der Kreis nicht unbedingt beeinflussen, welche Asylbewerber von der Regierung von Oberbayern dem Landkreis zugewiesen werden, doch gebe es noch die Möglichkeit einer Umbesetzung. Damit räumte Wolf auch Befürchtungen von einigen Bürgern aus, dass es womöglich zu gewissen Konflikten kommen könne, wenn etwa ausschließlich Männer in den Bauernhof einquartiert würden.
Die Marktgemeinderätin und Mitarbeiterin im Wolnzacher Arbeitskreis Asyl Brigitte Hackl (SPD) sagte zur Praxis des Umgangs miteinander, dass sich die Wolnzacher Asylbewerber "sehr aufmerksam" verhielten und es auch so gut wie keine sprachlich bedingten Verständigungsprobleme gebe. Brummer regte schließlich noch an, dass der künftige Vermieter des Bauernhofes doch im Arbeitskreis mitarbeiten solle: "Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit."
Ohne Ehrenamt geht nichts
Schmid räumte ein, dass die Betreuung der Asylbewerber grundsätzlich "auf Ehrenamtlichen fußt." Zwei vom Landkreis bezuschusste Sozialpädagogen der Caritas kümmerten sich um die Belange der Flüchtlinge, die in derzeit 33 Objekten untergebracht seien. Gegebenenfalls von den erlebten Ereignissen in ihrem Herkunftsland Traumatisierte erhielten eine fachärztliche Betreuung, ansonsten sei die Krankenversorgung ebenso gewährleistet. Schlegel betonte, dass bereits in der Zentralen Aufnahmestelle eine Gesundheitsüberprüfung stattfände und somit keine Übertragung etwa von Infektionskrankheiten zu befürchten sei.
Mit der Zuweisung von weiteren Asylbewerbern müsse man in Gebrontshausen nicht mehr rechnen, sagte Wolf abschließend voraus. Doch darauf wolle man ihn doch bitte nicht für alle Zukunft festnageln, schränkte er dann doch schnell noch ein. Bedenken sollten die Bürger aber auch, dass sich "eine guten Nachbarschaft lohnen wird."
Der Mietvertrag für den Gebrontshausener Bauernhof wird nun dieser Tage, rückwirkend zum 1. September, vom Landratsamt für zwei Jahre mit einer Verlängerungsoption abgeschlossen.
Und ein weiteres Objekt wurde den Landkreisvertretern noch während des Abends am Biertisch von einem der anwesenden Gäste angeboten. Das Gebäude steht übrigens im Nachbarort Jebertshausen, es wird demnächst auf seine Eignung als Asylbewerberquartier hin geprüft.
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