Ein Herz für Brotzn
Damit der Nachwuchs eine Chance hat, retten die Mitglieder des Bund Naturschutz alljährlich zahlreiche Kröten und andere Amphibien vor dem drohenden Verkehrstod.
Zur Brotznparty eingeladen in den Rohrbacher "Alten Wirt" hatte die Pfaffenhofener Kreisgruppe des Bund Naturschutz in Bayern (BN) ihre aktiven Mitstreiter. Über 80 Naturschützer feierten dort ihren mittlerweile seit 35 Jahren erfolgreich praktizierten Amphibienschutz.
Liebestolle Lurche, Kröten (in Bayern Brotzn genannt) und Frösche machen sich alljährlich auf den Weg zu ihren Laichgewässern; sie haben dazu noch Winter- und Sommerlebensräume, das sind weitere Gründe, weshalb sie wandern. Doch ihre Wege, die sie häufig über meist stark befahrenen Straßen führt, sind für die Tiere mitunter lebensgefährlich. Hunderttausende kommen dabei um.
Ehrenamtliche Retter vom BN sind deshalb Jahr für Jahr unterwegs, um sie an extra aufgestellten Amphibienzäunen abzufangen. BN-Kreischef Max Kainz betonte bei seiner Begrüßung, dass der Amphibienschutz das Aushängeschild der Pfaffenhofener Kreisgruppe sei. Das würde sogar bayernweit gewürdigt: "Da brauchen wir uns nicht zu verstecken!"
An die Anfänge der Schutzbemühungen erinnerte in einem Dia-Vortrag der frühere BN-Kreisvorsitzende Hermann Kaplan, der als ehemaliger Lehrer zusammen mit seinen Schülern bereits 1976 mit dem Aufsammeln der wandernden Tiere begonnen hat. Ein erster Krötenzaun ist dann 1979 bei Nötting an der B 16 gebaut worden. Der spätere Landrat und damalige Forstbeamte Rudi Engelhard habe im Forstministerium "ein gutes Wort eingelegt", denn das schließlich realisierte Vorhaben, einen 1 500 Meter langen Schutzzaun zu bauen, sollte an fehlendem Geld nicht scheitern.
Hermann Kaplan ist der Pionier des Amphibienschutzes im Landkreis Pfaffenhofen.
Kaplan machte deutlich, dass der Bestand an Kraftfahrzeugen im Landkreis Pfaffenhofen von 1977 mit 39 069 Fahrzeugen auf 112 000 im vergangenen Jahr dramatisch angestiegen sei. Schon deshalb ergebe sich, meint Kaplan, für Pfaffenhofen eine Verpflichtung zum Amphibienschutz.
"Es hat sich rentiert", resümierte Kaplan in seiner Rückschau. "Wir können uns auf 300 000 gerettete Amphibien etwas einbilden, aber zufrieden sein, das können wir damit nicht." Kaplan verwies dabei auf rückläufige Zahlen bei den Tieren. So waren im hiesigen Landkreis 1994 noch an 19 Stellen Amphibienzäune aufgestellt an denen 20 457 Tiere abgefangen wurden, 1995 waren es nur noch 10 055 und in diesem Jahr sind an zehn Zäunen nur noch 2 588 Tiere abgefangen worden. In der Regel handelt es sich dabei überwiegend um Erdkröten, doch kommen auch etwa Grasfrösche und Molche vor, obgleich in deutlich geringerer Zahl.
Ulrike Geise findet das jahrzehntelange Engagement für Amphibien für äußerst bemerkensert.
Ulrike Geise, Sprecherin des BN-Arbeitskreises Arten- und Biotopschutz im Landesverband, lobte ausdrücklich die Kreisgruppe für ihr herausragendes Engagement und machte deutlich, dass es über die Jahre hinweg wohl 15 Tonnen Amphibien gewesen seien, deren Leben man vor den todbringenden Reifen der Autos gerettet habe.
Seinen "Krötenbericht" lieferte Bastian Partzsch ab, der als Biologiestudent die Amphibienrettung von Salzburg aus wissenschaftlich-statistisch betreut. Partzsch sprach angesichts 35-jähriger dokumentierter Amphibienrettung von einer "phänomenalen Datenreihe", die so vermutlich anderswo nicht zu finden sei. Er wies auch darauf hin, dass die verringerten Fangzahlen nicht zwangsläufig bedeuten müssten, dass die Amphibien im Landkreis am Aussterben seien. So könnte es beispielsweise sein, dass sich Wanderwege veränderten oder Ersatz-Laichgewässer abseits von Straßen gefunden würden. Es scheint also noch eine gewisse Hoffnung zu geben, dass der Landkreis auch weiterhin seinen Bestand an Amphibien halten kann.
Freut sich über eine aktive Mitgliederschar, die für den Schutz der Natur eintritt: BN-Kreisvorsitzender Max Kainz.
Als Gäste begrüßten die Naturschützer neben dem stellvertretenden Landrat Josef Finkenzeller (FW) unter anderem auch Bürgermeister Anton Steinberger aus Ilmmünster und den Rohrbacher Vize-Bürgermeister Hans Wolf (beide CSU).
Christine Janicher-Buska (l.) leitet die Geschäftsstelle des BN in Pfaffenhofen.
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