Django Asyl ist jetzt Deutscher
Das neue Gefühl, offiziell Deutscher zu sein mit Pass und allem was dazu gehört, war Teil des neuen Programms “Paradigma“, das der Kabarettist Django Asyl im vollbesetzten Stockerhof vorstellte. Er beschrieb dabei herrlich, wie es früher als „Türke“ war, da musste er sich um nichts kümmern, doch als Deutscher muss er alles allein entscheiden.
Denn früher hätten Eltern, Onkels und Tanten immer für ihn entschieden. Mutter, Tanten oder die Nachbarin hätten ihm zum Beispiel bestimmt die Frau ausgesucht, er hätte sie dann nur noch heiraten müssen. Doch heute als Deutscher muss er nicht nur allein entscheiden und die Verantwortung dafür tragen, nein, er muss auch die Verantwortung für Deutschland und Europa tragen. Und immer wenn er früher im türkischen Konsulat seinen Pass verlängert habe, sei er ehrenvoll begrüßt und hofiert worden, doch beim Abgeben seines Passes nach der Ausbürgerung habe man ihm erklärt, er sei so etwas wie der anatolische Florian Silbereisen für die türkische Unterklasse. Mit solchen Sprüchen hatte er natürlich die Lacher auf seiner Seite, was ihm auch über die insgesamt 100 Minuten seines Programms immer wieder herrlich gelang. Er schilderte Situationen und Anekdoten im breitesten niederbayrischen Dialekt, schließlich ist er gebürtiger Deggendorfer. Auch die Politik kam nicht zu kurz bei ihm. So gab er bekannt, dass er mindestens einmal wöchentlich mit Horst Seehofer telefoniert und sie gegenseitig die Texte austauschten, damit beide etwas zum Lachen hätten. Doch er war nie ganz allein auf der Bühne –so ließ er seinen imaginären Tennisfreund über das neue Selbstverständnis von Männern und Frauen sinnieren, seine Stammtisch-Spelzn gaben ihr Unwissen über Politik zum Besten und auch der alte Freund seines Vaters war zu vernehmen, wie der die Welt von heute so sieht. Und sein Sauna-Spezl stellte fest, dass man mit Frauen jetzt über alles reden dürfe, da sie jetzt auf Augenhöhe mit den Männern seien, da bedeute auch, dass man ihnen nichts mehr verschweigen dürfe. Aber „Du hast 5 Kilo zu viel drauf“ – das gehe nun überhaupt nicht!
Seinen betrunkenen Stammtischkumpel ließ er über die Türken allgemein und über den jährlichen Besuch des früheren türkischen Ministerpräsidenten im Kölner Fußballstadion philosophieren sowie über die NATO („die ist so wie die EU, nur mit echten Patronen“). Und über die EU-weiten offenen Grenzen, speziell zu Polen ließ er die beiden Botschafter der Länder ein hoch diplomatisches Gespräch führen, besonders über die PKW-Diebstähle. Der Pole: „Da müssen die Deutschen ihre Autos abschließen und ein Rad abbauen. Denn wenn in Polen ein Auto mit vier Rädern steht, heißt das, Du willst es verschenken“.
Ähnlich Feststellungen gab es zu Johannes Heesters („er ist viel zu früh gestorben und war ja früher ein Freiheitskämpfer“) oder zu Ilse Aigner („Seehofers großer Coup, eine Bundesministerin nach Bayern zurück zu locken – die Bundesbeauftragte für Pferde-Lasagne“) oder Ex-Ministerin Harderthauer („sie war nicht Ministerin für Modellbauten“). Auch („Klassensprecher“) Markus Söder bekam „sein Fett“ weg mit der Klage gegen den Finanzausgleich, die vom hessischen Ministerpräsident Bouffier („heißt auf Deutsch Rohrkrepierer“) unterstützt wurde, der es geschafft habe, die Schwarzen und Grünen in eine Regierung zu bringen.
So ging es dann den ganzen Abend über weiter. Django ging auf Angela Merkel, Joachim Gauck, Europa, die Staats- und Bankenverschuldung ein, auf seinen Versuch, für andere Menschen da zu sein, über Demokratie, Kinder und die digitale Welt, über Dobrindt und die PKW-Maut, Merkels Ehemann Joachim Sauer, der seinen Geburtsnamen bei der Hochzeit behalten habe, über den Abhörskandal der NSA und die deutsche Redaktion oder über den Berliner Flughafen („in Stuttgart haben Bürger einen Bahnhof verhindert, in Berlin haben das Politiker geschafft“).
Beim Einstieg in sein Programm beeindruckte er das Publikum mit wichtigen Daten aus der Stadtgeschichte und den Interpretationen über die Herkunft des Stadtnamens, so dass mancher glaubte, er hätte schon an der Stadtführung am Vormittag teilgenommen. Sein Lob für Pfaffenhofen wurde jedenfalls mit Begeisterung aufgenommen. „Pfaffenhofen ist für Ingolstadt so etwas wie Kitzbühel für München“. Das überwiegend etwas ältere Publikum war begeistert von seinem umfangreichen, aktuellen Programm und es gab immer wieder Zwischenapplaus sowie donnernden Abschlussapplaus. Er wird sicher wieder mal nach Pfaffenhofen kommen, doch zunächst ist er in Deutschland, der Schweiz und Österreich unterwegs, und dann zum „Jahresrückblick“ am 7.12. um 15.00 und 19.00 Uhr im Audi Forum Ingolstadt und am 4.1.2015 beim Rockermeier in Unterpindhart, der Hauptstadt Geisenfelds, um 15.00 und 19.00 Uhr.
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