Wertvolle Fahne aus dem Leichenhaus landete im Müll - und wird gerettet
Erst war sie, wohl jahrelang unbeachtet, im Leichenhaus von Pörnbach gehangen, dann wurde sie im Müll gefunden und vor der Vernichtung gerettet: die Fahne des Katholischen Arbeiter- und Männervereins Pörnbach aus dem Jahr 1927. Beim ihrem jüngsten Planungstreffen präsentierte sie Ernst Demmelmair den Vereinsvorständen der Gemeinde mit dem Anliegen, sie für den Ort zu erhalten. Vielleicht wird sie jetzt sogar zum Denkmal - dafür gibt es jetzt positive Signale.
"Sie ist so schön und mit so viel Handwerkskunst gemacht, die darf man doch nicht so einfach wegwerfen", sagt Demmelmair, der die Fahne derzeit verwahrt. Wo sie die Jahre über war, das ist so einfach nicht mehr zu rekonstruieren. Es scheint jedoch so, dass sie zumindest etliche Jahre ein unbemerktes Dasein im Leichenhaus führte. Irgendwer wollte sie dann loswerden und hat sie einfach in eine Mülltonne geworfen, wo sie dann auch gefunden und sogleich herausgenommen wurde. So lautet jedenfalls die bekannte Version ihres Auffindens. Unklar blieb dabei, wer denn nun eigentlich Eigentümer der Fahne ist. "Da diese angeblich aus einer Mülltonne gefischt wurde, könnte die Fahne auch als Fundsache gelten", meinte gegenüber Hallertau.info unlängst Pörnbachs Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW). Den Kameraden- und Männerverein Pörnbach gibt es jedenfalls seit dem nationalsozialsozialistischen Regime - während dessen alle Vereine dieser Art verboten waren - nicht mehr.
Einig war man sich unter den Vereinsvorständen darüber, dass sie für den Ort durchaus erhaltenswert ist, wobei die Frage bestand, wer die Kosten einer dringend notwendigen Restaurierung übernehmen würde. Dabei wurden etwa auch Spendensammlungen bei der Bevölkerung ins Spiel gebracht. Eine weitere offene Frage - mit der man am Ende unbeantwortet auseinanderging - war, wo man die Fahne dann künftig aufbewahren könnte.
Wertvolles Zeugnis der Pörnbacher Vergangenheit
Demmelmair hat sich bereits im vergangenen Frühjahr darum bemüht, die Geschichte der Fahne zu recherchieren und gleichzeitig eine erste Schätzung über die Kosten der Restaurierung eingeholt. Bei der Parament- und Fahnenstickerei von Regens Wagner in Hohenwart stellten Fachkundige fest, dass es sich um ein Motiv (Unter anderem ist darauf der Heilige Josef mit dem Jesuskind zu sehen) aus der Hand des 1926 verstorbenen Augustin Pacher handelt. Jener war Kunstmaler in München gewesen und hatte sich seinerzeit insbesondere mit religiösen Motiven auseinandergesetzt. Die Stickereien seien weitgehend noch gut erhalten, der Seidengrundstoff jedoch großflächig zerrissen oder gar nicht mehr vorhanden. Es gebe drei Möglichkeiten, die Fahne zu erhalten. Die teuerste Lösung wäre demanch, die Fahne als Ganzes herzurichten, was etwa 8 000 Euro kosten würde. In einem weiteren Angebot eines Fahnenrestaurators aus dem Ort Schierling wurden Kosten von etwas über 6 000 Euro ermittelt, um sie herzurichten. In dem Angebot ist von einer "wertvollen Vereinsfahne" die Rede mit einem unbezahlbaren ideellen Wert. "Nicht nur die Stickereien in Kettenstich sind filigran und von großer Stickkunst, auch die Gesamtgestaltung ist eine Augenweide", heißt es dort weiter.
Und Bergwinkel bekundete bereits, dass "Einigkeit besteht, dass diese Fahne erhaltenswert ist" und eine Aufbewahrung in der Gemeinde durchaus vorstellbar sei.
Hallertau.info investigativ
Nach Recherchen von Hallertau .info ist jetzt ermittelt worden, dass der Rechtsnachfolger des Katholischen Arbeiter- und Männervereins Pörnbach im Jahr 1947 das "Werkvolk - Süddeutscher Verband katholischer Arbeitnehmer" und, nach einer Umbenennung, heute in der hiesigen Region die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung der Diözese Augsburg (KAB) ist. Deren Diözesansekretär Peter Ziegler will sich zusammen mit weiteren Fachleuten aus der Diozöse die Fahne gerne vor Ort ansehen, wie er gegenüber unserer Zeitung am heutigen Freitag erklärte.
"Für uns spielt natürlich das Interesse vor Ort eine große Rolle, denn wenn die Fahne hergerichtet wird, soll sie später der dortigen Öffentlichkeit auch zugänglich gemacht werden", sagt Ziegler. Ein Glaskasten im Rathaus könnte nach Prüfung der örtlichen Gegebenheiten beispielsweise in Erwägung gezogen werden. Fälle wie die Auffindung einer derartigen Fahne seien selten. Er kenne nur einen ähnlich gelagerten Fall aus Bayern.
Die Fahne als Denkmal
Die Aussichten, das es in Pörnbach auch klappen könnte mit der Zurschaustellung einer restaurierten Vereinsfahne sind gut, denn auch Markus Ullrich vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege will sich für den Erhalt der Fahne einsetzen. Im Gespräch mit Hallertau.info erklärte der Denkmallisten-Referatsleiter, dass "eine Prüfung durch das Landesamt schon lohnenswert" sei; womöglich komme dabei am Ende heraus, dass es sich tatsächlich um ein Denkmal handle. Es folge dann die Beratung des Eigentümers - nur der kann die Prüfung der Denkmaleigenschaft veranlassen - wie mit der Fahne weiter umgegangen werden könne und welche Fördertöpfe es dafür gebe. "Ziel ist dabei ist immer die Erhaltung des Denkmals, in diesem Fall eben der Vereinsfahne von Pörnbach", erklärt Ullrich.
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