Denke wie eine Sau
(Pfaffenhofen, rt)
Ganz im Zeichen des Schwarzwildes stand die diesjährige Hubertusfeier der Jäger im Landkreis Pfaffenhoffen. Jägervereinsvorsitzender Rudi Engelhard machte deutlich, dass sich die hiesigen Jäger um die Regulierung des Wildes kümmern und darin auch erfolgreich sind. Für die Festrede stand heuer ein ausgewiesener Schwarzwildfachmann zur Verfügung, der fundierte Tipps dazu gab, wie Wildsauen effektiv bejagt werden können.
Landrat Martin Wolf (CSU) bedankte sich in seinem Grußworten namens des Landkreises "für die gute Zusammenarbeit mit den Jägern." Als besondere Herausforderungen für die Jägerschaft sehe er neben der Wildschadenproblematik (die etwa dazu führen würde, dass Jagdpachten ob der grundsätzlichen Erstattungspflicht des Pächters nicht mehr so leicht wie früher zu vergeben seien) den sich mehrenden Freizeitbetrieb in der Natur, der sich unter anderem auch darin ausdrücke, dass es zu Geländemotorradfahrten komme, die rücksichtslos querfeldein durch die Landschaft gemacht würden. Hinzu komme, so der Landkreischef, die in der Bevölkerung zunehmend schwindende Wertschätzung für das Waidwerk.
Handeln und nicht streiten
Zu handeln und nicht zu streiten, das sei der richtige Weg, den die Jägerschaft beschreiten müsse, führte Engelhard eingangs seiner Ansprache zur insgesamt 53. Hubertusfeier im voll besetzten Pfaffenhofener Stockerhof aus. Alsdann leitete er zum thematischen Schwerpunkt des Abends über: Schwarzwild.
Seinen Dank für eine gute Zusammenarbeit der Jäger mit dem Landratsamt sprach bei der Hubertusfeier Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (r.) im Beisein von Jägervereinsvorsitzenden Rudi Engelhard aus.
"Die Jagd auf Wildsauen hat im Landkreis Pfaffenhofen eine lange Tradition", so Engelhard. Es sei bereits mehrmals ausgerottet worden, dann jedoch immer wieder zurückgekehrt. Im Feilenforst haben man Ausgangs des 18. Jahrhunderts bei höfischen Jagden bis zu 1100 Wildschweine erlegt. Im Jahr 1848 sei dann das Schwarzwild, so wie auch das Rotwild, im Landkreis zunächst ausgerottet worden.
Schlaraffenland mit Mais
Nach weiteren Zu- und Abgängen wanderten seit 1982 wieder Sauen ein. Heutzutage hätten sie, "vor allem durch den großflächigen Maisanbau jetzt jedes Jahr ein Schlaraffenland.“ Diese gute Versorgungslage führe dazu, dass die Tiere entsprechen vermehrt Nachwuchs hätten. "Waren es 1984 wurden 31 Sauen, die im Landkreis gestreckt wurden, waren es im Jahr 2011 bereits 681; diese Zahl erhöhte sich in 2012 auf 1259", um danach jedoch wieder zu sinken.
Engelhard betonte dazu, dass die Jäger des Landkreises das "Schwarzwild gut im Griff" hätten und die Reduktion der Sauen auch weiterhin erfolgreich verlaufe. "Derzeit sind einige Bereiche des Landkreises praktisch frei von Schwarzwild."
Ex-Forstpräsident Bartel Klein sprach zum Thema Schwarzwild als Experte über dessen Bejagung.
Wie eine Sau denken
Mit seinem Vortrag "Schwarzwildbejagung ohne Frust" vertiefte Bartel Klein, der langjährige Leiter der Sächsischen Staatsforsten und frühere Forstpräsident, das Thema des Abends. Der Schwarzwildfachmann bezeichnete das Wildschwein als eines der intelligentesten Tiere - ausgestattet mit einem ausgezeichneten Gedächtnis, das auch von daher sein Verhalten schnell veränderten Lebensbedingungen anpassen könne. Dies führe dazu, dass eine Bejagung - unter anderem vor dem Hintergrund, Schäden vor allem in der Landwirtschaft erträglich zu halten und das Gefährdungspotential für den Ausbruch von Tierseuchen und für Verkehrsteilnehmer zu begrenzen - mitunter sehr schwierig sei. Mit guter Ernährung komme es beim Schwarzwild zur Frühreife. Hinzu kämen milde Winter und Frühjahre, die zu einem sicheren Überleben der kleinen Frischlinge beitrügen. Dem Jäger bereite Schwarzwild vielfach ein Wechselbad der Gefühle: Einerseits freue er sich über das Erlegen eines Wildschweines, andererseits verfalle er schnell in Frust, "wenn Sauen des Nachts ein Feld mit seiner Ernte zerstört haben und er bezahlen muss."
Die Jagd auf diese Tiere erfordere besondere Vorgehensweisen, denn sie verstünden es ausgezeichnet, den jagdlichen Gepflogenheiten des Jägers auszuweichen. Daher müsse der Jäger ständig mit jagdstrategischen Maßnahmen, dieses Anpassungsvermögen der Wildschweine unterlaufen.
"Wer viele Nächte sich um die Ohren schlagen muss, um hin und wieder eine Sau zu schießen, der kennt seine Sauen nicht, macht etwas falsch oder ist lieber nachts im Wald als Zuhause." Klein riet dazu, "wie eine Sau zu denken." Das sichere mehr Jagderfolg und ist in Verbindung mit erfolgversprechenden Jagdarten und deren optimaler Durchführung der richtige Weg, um die Wildschweine in den Griff zu bekommen.
"Sauwetter ist bestes Saujagdwetter!", postulierte der Sauenfachmann ergänzend. Grundsätzlich sei auch besonders darauf zu achten, dass Schwarzwild extrem empfindlich auf den Geruch von Menschen und auf laute Knallgeräusche reagiere. Das Waidmannsheil bleibe dann schließlich nicht aus.
Die Jäger zeigten sich bei der Hubertusfeier sehr interessiert am Vortrag über das Schwarzwild.
Wild in Zahlen
Walter Häring trug als stellvertretender Kreisjagdberater die Abschusszahlen des Jagdjahres 2012/2013 vor. Demnach sind 4715 Rehe erlegt worden; dazu 818 Sauen, 1505 Feldhasen, 1355 Füchse, 333 Dachse 682 Fasanen, 294 Graugänse, 5487 Stockenten und 25 Rebhühner.
Auf den Vormarsch scheinen sich nun auch im Landkreis Pfaffenhofen die Waschbären zu begeben, denn vier von ihnen lagen im Erfassungszeitraum auf der Strecke.
Engelhard kommentierte den Rückgang bei erlegten Fasanen als "dramatisch", so wenige habe man in den vergangenen 40 Jahren nicht gehabt. Schwindende Zahlen beim Feldhasen führte der Jägervereinsvorsitzende auch auf viele Opfer im Straßenverkehrs zurück.
Ebenfalls im Stockerstadel war bis zum gestrigen Sonntag die jährliche Hegeschau mit der Präsentation des Kopfschmuckes im Landkreis erlegter Rehböcke, die diesmal vom Hegering Geisenfeld unter anderem mit der Nachbildung eines Lebensraums im Feilenmoos als Großdiorama gestaltet wurde.
Die Mitgliederehrungen im Rahmen der Hubertusmesse folgen in einem gesonderten Beitrag unserer Online-Zeitung.
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