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Der Craft-Bier-Trend und die deutschen Hopfenpflanzer

(Wolnzach/USA, Doug Mc Kinnon)

Es ist kein Geheimnis, dass die Craft-Bier-Industrie in den USA mit unglaublichem Tempo wächst. In einem Artikel äußerten sich neulich Analysten, dass sie alarmiert seien, weil die Craft-Bier-Industrie im letzten Quartal über das Jahr gerechnet nur 19 % zulegte anstelle der 21 %, wie sie vorhersagten. Halten Sie sich das mal vor Augen! Würden Sie es nicht für sehr schwierig halten, Ihren Hopfenbaubetrieb jährlich um 20 % wachsen zu lassen?

Die USA sind weit weg von Deutschland. Vielleicht denken Sie, was dort geschieht, berührt uns in Deutschland nicht. Doch was bedeuten die USA für den deutschen Hopfenpflanzer wirklich? Denken Sie, dass diese Nachfrage nach Craft Bier nicht ewig anhält? Bis jetzt hat sich die Nachfrage der amerikanischen Craftbrauer nur in sehr wenigen greifbaren Ergebnissen für die deutschen Hopfenplanzer umgesetzt, trotz der Gerüchte über eine echte, schnell wachsende Nachfrage nach neueren deutschen Sorten wie Mandarina Bavaria, Müller Melon und Hallertau Blanc. Die Preise, die deutsche Hopfenpflanzer erhalten, drücken nicht die echte Nachfrage aus. So bekommen die Hopfenpflanzer nicht die Signale, mehr zu pflanzen. Es wurden nur sehr wenige Hektar dieser Sorten eingelegt. Die Deutschen Hopfenpflanzer fahren dagegen fort, Magnum durch Herkules zu ersetzen, um möglichst wirtschaftlich mehr Alpha zu erzeugen.

Jede Woche liest der deutsche Hopfenpflanzer einen Artikel, dass das amerikanische Craft Bier wächst. Er hört, dass amerikanische Hopfenpflanzer ihren Hochalphahopfen aufgeben und dass bald keine „Alphaproduktion“ dort stattfindet. Sie denken, das ist eine Gelegenheit! Das ist nicht ganz war. Auch Craft Brauer setzen Alphahopfen ein, aber es ist wahr, dass bald nur sehr wenige amerikanische Hopfenpflanzer für die traditionellen Alphamärkte anbauen. Die amerikanischen Hopfenpflanzer sind auf die Craft-Bier-Industrie wie ein Laserstrahl fixiert und sie werden ihnen alles produzieren, das sie auch immer brauchen. Und dies wird zu einem fairen Preis erfolgen und mit Vertrag. Das sind doch vernünftige Bedürfnisse der Hopfenpflanzer, nicht wahr? Das bedeutet heute, dass amerikanische Alpha-Preise mit Aromahopfenpreisen konkurrieren und zwar auf einer Dollar-pro-Acre-Basis.

Was heißt dies tatsächlich in Dollar? Ein amerikanischer Hopfenpflanzer erwartet im Durschnitt mindestens 9.000 $ pro Acre (17.503 Euro/ha) und dies steigt. Sorten mit hoher Nachfrage und kleinem Angebot steigen auf 12–14.000 $ pro Acre (23.338–27.228 € pro ha). Warum wollen deutsche Hopfenpflanzer weniger? Das ist genau genommen die Ein-Millionen-Dollar-Frage. Gibt es keine länger währende Nachfrage nach deutschem Aromahopfen? Ist die Nachfrage nach dem deutschen Hopfensorten zu gering, um solche Preise ebenso anzusetzen? Das sind vernünftige Fragen für Hopfenpflanzer, die 12.000 €/ha erhalten (6.170 $ pro acre). Die Antwort ist einfach. Es gibt eine unvergleichlich starke Nachfrage für neue Sorten wie Mandarina Bavaria, Hallertau Blanc und Müller Melon. Das ist keine Laune, sondern ein echter Trend. Große Brauereien kaufen schon große Mengen der neuen Sorten und bekennen sich mit 5-Jahren-Verträgen dazu. Andere kleine Brauer probieren und lesen von den erfolgreichen Bieren dieser Brauer. Sie sehen den Absatz und wollen ihn auch. Neue Sorten sind der Trend in der amerikanischen Craft-Bier-Industrie, wenn sie etwas Einmaliges anbieten.

Die Preise, die an deutsche Pflanzer gezahlt werden, spiegeln nicht die Nachfrage nach diesen Sorten wider. Deshalb werden die gefragten Sorten nicht in den entsprechenden Mengen angebaut. Vielleicht denken deutsche Händler, dass dann Hopfen auf ganzen Fläche zwischen Nürnberg und München angebaut wird. Sie nehmen an, sie würden der Industrie einen Gefallen leisten, indem sie die Nachfrage steuern. Vielleicht sind die deutschen Hopfenpflanzer „Preisnehmer“ und nicht „Preismacher“?

Eines ist sicher: Jedes Jahr werden neue Sorten frei gegeben. Dies mindert die Nachfrage und die Besonderheit für bestehende Sorten und gibt dem Brauer eine größere Auswahl. Wenn Sie etwas Besonderes anbauen, gleich ob Sie sich in Neuseeland, Deutschland oder im Staate Washington befinden, setzt sich dies um in größeren Wettbewerb und geringerer Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde Ihre Sorte in Zukunft kauft.

Die Pflanzer, die am frühesten anpflanzen, die Frühanwender, werden am meisten profitieren. Die Nachfrage ist bei ihnen. Jedes Jahr mit dem ein deutscher Hopfenpflanzer wartet, neue Flächen mit speziellen Aromasorten anzubauen, für die Bedarf besteht, bietet sich für jemand anderen eine Gelegenheit. Man kann nicht in der Hallertau weiterhin Perle, Magnum und Tradition anbauen und dabei wettbewerbsfähig bleiben. Pflanzer müssen das produzieren, was heute die Märkte erfordern. Die Brauer werden keine andere Wahl haben, als die Hopfen zu kaufen, die sie bekommen können, anstelle derer, die sie wünschen, wenn es diese Hopfen nicht gibt. Die meisten Craft-Brauer sind willens, für ihren Hopfen faire und nachhaltige Preise zu zahlen. Das klingt doch ganz nach einem Wunschpartner! Die Pflanzer sollten nicht erwarten, dass der „Hopfenschmuser“ ihnen wundervoll den Preis bietet, den sie wollen. Sie müssen die Preise fordern, die sie brauchen, um das Rennen zu bestimmen. Wenn der gewohnte Händler nein sagt, suchen Sie sich andere Absatzmöglichkeiten, um ihren Hopfen zu verkaufen.

Wie steht es doch in der Bibel bei Matthäus: „Bitte, und Dir wird gegeben, suche und Du wirst finden, klopfe an, und Dir wird geöffnet.“

In der Vergangenheit waren die Hopfenpreise nur einmal im Jahrzehnt gut dank der zugleich wechselnden Nachfrage nach Alpha-Hopfen. Wenn Alpha drin war, ging der Preis nach oben, bei Knappheit an Alpha. Wenn ein Gewinn nur in zwei bis drei Jahren in einem Jahrzehnt erzielt wird, stellt dies kein nachhaltiges Geschäftsmodell dar. Das ist ein Grund, weshalb es heute weniger Hopfenbauern gibt als vor 20 Jahren. Das System arbeitet nicht zum Vorteil des Pflanzers. Heute besteht der Trend in Deutschland, Magnum durch Herkules zu ersetzen. Einige abenteuerlustige Leute wählen dafür Perle oder Tradition. Das befördert das alte Muster. Natürlich wollen deutsche Hopfenpflanzer keine Gelegenheit auslassen. Sie nehmen gerne Preise, die heute 50 % höher sind, als die der Jahre zuvor. Das sieht wie Fortschritt aus – relativ.

Die Chance jedes Hopfenpflanzers auf der Welt liegt in der Lieferung an Craft-Brauer. Durch die Konzentration auf diesen Punkt und dem Nein zu Niedrigpreisen kann sich die Tendenz, „nachhaltige“ Preise zu zahlen, auf die Großbrauer ausweiten. Ihre derzeitige Strategie besteht darin, möglichst niedrige Preise zu zahlen, die Preisspitzen einmalig in einem Jahrzehnt auszusitzen und sorgfältig die Folgejahre so zu regeln, dass sie auf dem Papier gut abschneiden. Klingt dies nach einem Partner, mit dem Sie zusammen arbeiten möchten? Das Anpflanzen von weiteren Hochalphahopfen in einer Zeit, in der eine hohe Nachfrage nach Aromahopfen besteht, erhält den Status also. Das passt genau in den Plan der Großbrauereien. Trotzdem senden sie Ihnen für diesen Gefallen keine Weihnachtskarte. Dadurch bestreiten die deutschen Hopfenpflanzer die letzte Schlacht der Hoffnung, das Glück zu haben, über Freihopfen zu verfügen, wenn es mal wieder einen Alphamangel geben wird.

Anstelle dessen sollten Sie ihre Ziele überprüfen und sich darauf konzentrieren, wo die Betonung heute liegt, nämlich auf Aroma. Glauben die deutschen Hopfenpflanzer wirklich, dass es eine derartig steigende Nachfrage nach deutschem Herkules gibt, um die Mehrproduktion zu rechtfertigen? Der wahre Grund für die Nachfragesuche nach deutschem Alpha liegt doch darin, dass es in Amerika zu teuer geworden ist. Der Grund liegt darin, dass in den USA die Pflanzer niedrigeren Preisen eine Abfuhr erteilen. So einfach ist dies. Internationale Händler können Standard-Alpha zurzeit nirgendwo günstiger einkaufen als in Deutschland. Indem der deutsche Pflanzer die „Alpha-Maschine“ füttert, lässt er eine echte Gelegenheit aus für seinen Betrieb und seine Familie. Er lässt potentielle Gewinne und Chancen aus, wenn er Alphahopfen produziert, während die Nachfrage an Aromahopfen so groß ist. Von dieser Entscheidung werden andere profitieren.

Die „Hopfenrevolution“ von heute ist nicht auf die USA beschränkt. Es besteht ein globales Phänomen. Die Ausfuhren amerikanischer Craft-Biere steigen. Die Saat ist ausgestreut, Biervorlieben weltweit zu ändern. 2016 wird die Stone Brauerei aus San Diego, Kalifornien, in Berlin brauen, um die Welle der Nachfrage nach Europa zu tragen. Andere große Craft-Brauer sind nicht weit davon entfernt. Die Craft-Revolution ändert die historischen Zyklen der Hopfenindustrie, die wir alle gewöhnt sind. Wir stehen alle in ungewohnten Gewässern. Wahrscheinlich gibt es einen Mangel an Alpha in der nahen Zukunft. Aber ist dies wichtig? Die Hopfenpflanzer, die Freihopfen halten, werden davon profitieren. Aber wie üblich werden die hohen Preise nur einige begünstigen. Der Trend der nächsten 10–15 Jahre, von dem deutsche Pflanzer profitieren, sind die stetig ansteigenden, nachhaltigen Preise für Aroma- und Alphahopfen an Craft-Brauer. Sobald die deutschen Hopfenpflanzer diesen Pfad verinnerlicht haben, werden sie den Mut haben, wie ihre amerikanischen Kollegen, Nein zu sagen zu niedrigen Preisen. Pflanzer überall verdienen, einen guten Lebensstandard zu bekommen. Die Erzeugung bedeutet harte Arbeit, gepaart mit Risiko. Nachhaltige Preise sind Gebot der Stunde. Die Firmen, die diese Preise nicht zahlen wollen, sind keine Partner der Pflanzer. Nun ist die Zeit gekommen, diese Preise zu fordern, die nötig sind.
Hopfenpflanzer der Welt vereinigt Euch.
 

 

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