Gravierende Probleme bei Wohnungssuche
(Pfaffenhofen, rt)Auch die Khalils sind eine als Flüchtlinge anerkannte Familie aus einer Reichertshofener Asylbewerberunterkunft und auf der Suche nach einer Wohnung. Doch sie hat bislang keinen Erfolg damit, trotz umfangreicher Unterstützung von ehrenmatlichen Helfern aus der Marktgemeinde. Auf Hallertau.info wurde für sie bereits ein Hilfsaufruf gestartet.
In vielen bayerischen Asylbewerberunterkünften aber auch im Landkreis Pfaffenhofen leben Flüchtlinge, deren Asylanträge längst anerkannt sind. Deshalb sollten sie eigentlich ausziehen, doch sie finden einfach keine Wohnung. Die Lage ist verzwickt und wird ohne eine Lösung in Zukunft erhebliche Probleme aufwerfen, da vorauszusehen ist, dass der Flüchtlingszustrom noch Jahre anhalten wird.
Familie Khalil ließ in Syrien alles zurück, als sie vor über einem Jahr aus ihrer Heimat wegen des dort tobenden Bürgerkrieges fliehen musste. Ihre Zuversicht hat sie bislang nicht verloren. Noch nicht. Denn als ungleich schwerer als die Aufenthaltserlaubnis oder einen Sprachkurs zu bekommen stellt sich jetzt die Wohnungssuche heraus. Die Khalils dürften, nein sollten eigentlich ihre Reichertshofener Asylberberunterkunft verlassen. Doch selbst mit tatkräftiger Unterstützung des Arbeitskreises Asyl der örtlichen Nachbarschaftshilfe ist bislang keine Wohnung für sie zu finden (Hallertau.info berichtete). Obwohl die Khalils die Miete vom Pfaffenhofener Jobcenter bezahlt bekämen. Die Sache hat jedoch neben ihrer Herkunft noch einen Haken: Es gibt vom Amt für die sechsköpfige Familie bei einer ihr zustehenden Wohnfläche von etwa 120 Quadratmeter nur 700 Euro für die Kaltmiete.
Türen schließen sich
"Sobald ich sage, dass ich die Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie suche, verschließen sich die Türen“, sagt Conny Maier vom Arbeitskreis Asyl. Das macht die ehrenamtlich Engagierte traurig und wütend zugleich. "Einerseits werden die Erstaufnahmeeinrichtungen immer weniger, andererseits haben anerkannte Flüchtlinge bei uns kaum eine Chance auf eine Wohnung."
Khalils sind mangels eigener Wohnung zu so genannten "Fremdbelegern" geworden und versperren quasi neu hinzukommenden Asylbewerber den Platz in der Gemeinschaftsunterkunft. Gegenwärtig trifft dieser Status für 93 Menschen im Landkreis zu. Doch haben potentiell an Asylanten vermietende Wohnungseigentümer ihre Mietobjekte dem Landkreis längst angeboten und die sind längst zu Gemeinschaftsunterkünften geworden. Ein Teufelskreis, denn auch Mietwohnungen für Bleibeberechtigte werden gebraucht.
Gravierende Problematik
"Die Wohnungsproblematik für anerkannte Asylbewerber ist unbestritten sehr gravierend", sagt Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU), der den Wohnungsmarkt im Landkreis als "sehr angespannt" bezeichnet. Einkommensschwächere Personen hätten es generell sehr schwer, eine geeignete Wohnung zu finden. "Der Landkreis hat hier aber kurzfristig leider keine Handhabe regulierend zu wirken", so der Kreischef. In dieser prekären Situation sehen sich allerdings auch andere Landkreise in Bayern, ohne eine wirklich praktikable Antwort darauf zu haben.
Wolf ist sich der Schwierigkeiten um diese Thematik bewusst und gesteht deshalb den Asylanten zu, dass sie "bis auf weiteres in ihren jetzigen Unterkünften unbefristet bleiben können." Hilfe bei der Wohnungssuche käme neben ehrenamtlich tätigen Menschen aus den jeweiligen Kommunen auch von der Asylsozialberatung der Caritas oder über das Jobcenter. "Ein Verzeichnis der Sozialwohnungen im Landkreis wird zur Verfügung gestellt und auf die Notwendigkeit eines Wohnberechtigungsscheines hingewiesen."
Unbedingt festhalten will der Pfaffenhofener Landrat trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten an der dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern. Damit verfolgt er einen durchaus vernünftigen Weg, denn Integration klappt dabei einfach besser und soziale Spannungen werden dadurch weitgehend vermeiden, um nur einige wenige Vorteile dazu zu nennen, die auch von Fachleuten immer wieder bestätigt werden. Natürlich wäre es jetzt hilfreich für Wolf, ein fertiges und umsetzbares Förderprogramm des Bundes oder des Landes für sozialen Wohnungsbau an der Hand zu haben, doch auf das kann er derzeit nicht hoffen.
Vermieter sind gefragt
"Als Landkreis können wir nur an die Vermieter appellieren, auch anerkannten Asylbewerbern die Chance auf eine eigene Wohnung zu geben", bittet der Kreischef. Damit trifft Wolf den Nagel auf den Kopf. Denn jetzt aber auch in Zukunft wird diese Problematik nur mit der Bereitschaft von Wohnungseigentümern zu lösen sein, eventuell vorhandene Vorbehalte auszuräumen und ihre Wohnungen auch an anerkannten Flüchtlinge zu vermieten. Gerade dabei könnte die Sozialpflichtigkeit des Eigentums - und das nicht einmal mit großem Aufwand - gelebt werden. Im Übrigen: Selbst eine umfangreiche staatliche Wohnbauförderung, die vermutlich ohnehin erst nach Jahren greifen würde, hätte den Nachteil, womöglich zur Ghettobildung beizutragen. Und damit wäre erst recht niemandem gedient.
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