Wortverdreher im Eilzugtempo
(Pfaffenhofen, rt)
Die Lady Gaga der bayerischen Politik, nennt er sich in der Rolle des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber: Wolfgang Krebs. Der im Turbotempo wortverdrehende Kabarettist trat am heutigen Abend im vollbesetzten Pfaffenhofener Stockerhof auf und erntete dort mit seinem neuen Programm "Können Sie Bayern?" stürmischen Beifall.
Wacker geschlagen hat sich das Publikum beim Bayern-TÜV an diesem Prüfungsabend unter Regie der Dreifaltigkeit bayerischer Regentschaft. Edmund Stoiber, Günther Beckstein und Horst Seehofer waren ebenso vertreten wie Heimatminister Markus Söder; dazu gesellten sich Schlagerschnulzensänger Meggy Montana und der cholerischen Gemeinderat Schorsch Scheberl, schließlich auch noch Angela Merkel einer Gastrolle. Krebs hat sie einfach alle drauf. Bayerns Ministerpräsidenten gaben sich sozusagen die Klinke in die Hand: Angefangen beim stammelnden und stotternden Stoiber über den gramgebeugten Günther Beckstein bis hin zu Horst Seehofer - "Ich wundere mich selber wie viel Meinungen in mir Platz haben" - mit seinem typischen Lachen.
Die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident hätten die Demokratie ja erst auf dem zweiten Bildungsweg erlernt, zündelte Krebs wort- und gestenreich. Auf die Modellauto-Affäre der Haderthauers eingehend meinte der Kabarettist: "Wer in Bayern ein politisches Spitzenamt hat, für den gehören Abendessen mit Schwerverbrechern dazu." Überhaupt werde die Haderthauer durch die Lücke ersetzt, die sie hinterlassen habe.
Hundert Euro Maut verlange Stoiber künftig von allen Preußen, die ab Aschaffenburg nach Bayern einreisen, war zu vernehmen. Und zwar zweckgebunden "für den Wiederaufbau von Pfaffenhofen", so der Vorschlag von Krebs. Doch der Wahnsinn schlechthin sei das Bündnis 90 / Die Grünen, denn diese Partei schreibe die Zahl ihrer Mitglieder doch glatt auch noch in ihren Namen.
Scheberl, der Vorsitzender von 30 Ortsvereinen in Untergamskobenzeisgrubengernhafelverdimmering, plagen dagegen die Zugezogenen aus dem Neubaugebiet mit ihrer "Schnitzel- und Hax'nheizung" in ihren Niedrigenergiehäusern.
Krebs tobte seine sprachakrobatische Kunstfertigkeit auf der Bühne im Stockerstadel munter aus und entlarvte mit subtiler Kraft die Plattitüden politischer Sprache. In welche Figur sich Krebs auch verwandelte, die Sympathie des Publikums war immer auf seiner Seite und so bedachte es ihn am Ende mit überschwänglichem Applaus, den er sich wahrlich verdiente.
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