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Michl Müller - Der Marathonmann unter den Kabarettisten

(Niederscheyern, rs)

"Nachher sagen noch alle, den müssen's ja von der Bühne tragen", beendete Michl Müller seinen mehr als 3 (!) stündigen Auftritt in der fast ausverkauften Niederscheyrer Halle am Samstagabend. Ja, es war eine Veranstaltung, die länger dauerte als die meisten anderen vergleichbaren; nein, es war auch trotz der Länge keinen Augenblick langweilig. Das Publikum war begeistert, die Themenvielfalt brachte immer neue Überraschungen und Akzente ins Programm.

Egal ob er über Männer philosophiert, die keine Oberhemden und auch keine Krawatten zu Weihnachten geschenkt bekommen wollen oder von Damen, denen ein Küchengerät als Präsent zuwider wäre; wie er Halloween als alten evangelischen Feiertag herleitet oder die Furcht der Wildschweine vor den Heerscharen an Schwammerl-Suchern erklärt: Michl Müller argumentiert durchwegs nachvollziehbar und schlüssig. Und das kommt an beim Publikum. Die Halle in Niederscheyern war bis auf ganz wenige Restkarten ausverkauft, die Besucher erlebten einen vergnüglichen Abend, der Themen des Alltags, der Gesellschaft aber teilweise auch der Politik und Wirtschaft anriss, den kabarettistischen Zungenschlag aber immer in den Vordergrund ließ.

Ganz mutig kommt er dabei auch daher, "D´fränggische Dreggsagg", wie er sich selber betitelt. "Freistaat Franken - das haut niemals hin, wir mögen uns ja untereinander nicht, die Unter-, Ober- und Mittelfranken." Und wer würde dann am Ende Ministerpräsident? Die Antwort gibt er sogleich dazu: der Loddar Matthaeus natürlich, wer sonst? Und auch seine eigene Frage nach den 3 großen "F" der fränkischen Kultur beantwortet er selber, er muss es ja schließlich wissen: Frühschoppen, Federweißer, Fronleichnam.

Von Helene Fischer geht's über Sigmar Gabriel ("die Mensch gewordene Leberknödelsuppe") zum "Graureiher der deutschen Politik" Frank-Walter Steinmeier und zum Stammgast in jeder deutschen TV-Talkshow Andrea Nahles ("die mit dem blauen Hosenanzug"). Aber nicht nur die Roten bekommen ihr Fett weg, auch die christlichen Parteien respektive deren Hauptakteure werden auf ihre jeweils ganz eigene Art bewertet. So habe er - Müller - festgestellt, dass Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer chronisch krank sein müsse, er habe ganz offensichtlich eine Stromtrassen-Allergie und dazu auch ein Haderthauer-Syndrom. Ob die Andrea Merkel wohl Tabledance gemacht habe beim letzten G20-Summit in Australien? Jedenfalls habe Wladimir Putin nach der stundenlangen Unterredung mit ihr fast fluchtartig den Konferenzort verlassen. Und ob die Taliban tatsächlich das Teilzeitmodell mitmachen würden, das Ursula von der Leyen in der Bundeswehr favorisieren würde, das wage er doch zu bezweifeln.

So gibt ein Thema das andere, Angler, Vegetarier und Golfspieler bekommen so nebenbei auch noch ihr Spiegelbild vorgehalten, ebenso Ärzte, die Gerichtssprecherin beim Hoeneß-Prozess oder Romantikhotels und ganz besonders deren Gäste. Zwischendrin bekommt das Publikum immer wieder Reminiszenzen an die längst vergangenen Zeiten der Proteste dargeboten. "Darüber gehört eigentlich auch mal ein Protestlied gemacht ... und das hab ich gemacht.", sagt's und schon geht's los. Live in Begleitung der eingespielten Musik gibt Michl Müller Songs zum Besten, die natürlich nicht wirklich Protestsongs sind, die aber das Publikum immer wieder mitnehmen und einbeziehen.

Wenn das so weiter geht, dann wird der "Dreggsagg aus Bad Kissingen" unter den Kabarettisten bald das, was Mario Barth für die Comedians ist: die Massen mobilisiert er ganz offensichtlich heute schon, ein 3-Stunden-Programm als Alleinunterhalter auf die Bühne zu bringen - das ist aller Ehren wert. Und wenn man als Franke die Oberbayern begeistern kann, dann ist doch die größte Hürde schon genommen!
 

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