Thomas Goppel - "Jetzt fangt des Lebn erst so richtig an."
(Scheyern, rs)"Wir Bayern in Europa - ein solides Pfund?", so lautete der Titel eines Vortrags von Dr. Thomas Goppel (CSU), den er auf Einladung der Senioren-Union im Kreisverband Pfaffenhofen am Montagnachmittag in einem Nebenraum der Scheyrer Klostergaststätte vor ungefähr 50 Zuhörern hielt.
Hans-Joachim Lojewski (Foto oben), Kreisvorsitzender der Senioren-Union, hatte für seinen Verband und alle Interessierten hochkarätige Gäste zur diesjährigen Jahresabschlussfeier gewinnen können. Der CSU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Freising/Pfaffenhofen, Erich Irlstorfer, hatte die Einladung ebenso angenommen wie die ehemalige Bezirkstagsabgeordnete Annemarie Höcht. Kurzfristig absagen wegen anderweitiger Termine musste hingegen der Landtagsabgeordnete des Kreises, Karl Straub.
So einen Redner muss man erst einmal gewinnen, in die Provinz des Pfaffenhofener Landkreises zu kommen! Dr. Thomas Goppel, Landesvorsitzender der Senioren Union und in seinen nunmehr 40 (!) Jahren als Abgeordneter im Bayerischen Landtag in verschiedenen Funktionen Mitglied der Staatsregierung, ließ gar nicht erst irgendwelche Zweifel aufkommen: dort stand ein Polit-Profi vorne am Rednerpult.
Ohne Manuskript oder sonstige Vorlage nahm er sich des selbstgestellten Themas an, kam sogleich auf die Bevölkerungswanderungen im vereinten und offenen Europa in Folge der deutschen Einheit. Argumentationssicher, immer mit statistischen und erhobenen Zahlen unterlegt, rechnete er vor, dass von den nach Kriegsende noch ca. 6 Millionen und heute 12,5 Millionen Einwohnern in Bayern "rein rechnerisch keiner bayrischen Ursprungs" sei. Von den Sudetendeutschen über Zuzüge aus den westlichen wie auch aus den osteuropäischen Ländern bis hin zu den Norddeutschen, die allesamt das Leben und die Kultur in Bayern genießen, sehr wohl mittlerweile aber auch mit prägen. "Mein Vater hat einmal gesagt, das beste Mittel gegen die Preußen ist 'z'samheiraten'." Alles in allem haben es die Bayern nach Goppels Einschätzung geschafft, "mit ganz viel Zuwanderung sehr ordentlich fertig zu werden", weil sie ein anderes Integrationsvorgehen als in manch anderer Region in unserer Republik hätten. "Wir sind Europäer wie kein anderer."
Mit einem Seitenhieb auf die Energiepolitik der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Kraft ("möchte ihre alte Braunkohle loswerden") und die jetzt zu schließenden Kernkraftwerke, "die uns der Helmut Schmidt eingebrockt hat" ging er nahtlos über zur Erfolgsgeschichte des hiesigen Ausbildungssystems. "In keinem regionalen Umfeld ist die duale Ausbildung so verankert wie bei uns." Zum Ende seiner Rede hin gab Thomas Goppel auch eine Einschätzung zu den "neuen kalten Fronten" ab, die sich auftun. Die Amerikaner können, so Goppel, unheimlich gut mit dem Gedanken der Freiheit umgehen; und daran müsse man sie immer wieder erinnern, denn es sei nicht Freiheit, wenn man hier einmarschiere oder dort in regionale Konflikte eingreife. In diesem Zusammenhang zeigte er letztendlich auch Verständnis für Wladimir Putin, der gar nicht anders reagieren könne als er es augenblicklich tue angesichts der Aufnahme so vieler ehemaliger Ostblock-Länder in die NATO.
Von Sterbehilfe über Rente mit 63 oder auch der Verantwortung der Älteren bei der Wahrung des Friedens gab es in der Rede Thomas Goppels natürlich auch immer wieder Aussagen zu Themen, die das durchwegs ältere Publikum direkt angingen. Die Situation der Senioren beschrieb er gegen Ende seines Vortrags mit dem Abgang des Brandner Kaspars, als die Vorhänge auf der Bühne schon zugehen. "Jetzt fangt des Lebn erst so richtig an."
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