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"Staatenlos"

(Pfaffenhofen, wk)


Vollkommen überfüllt war der Hofbergsaal am Sonntag, als der Verein “Freundschaft mit Valjevo“ zur Filmdokumentation des Filmemachers Peyman Saba eingeladen hatte. Über zweihundert Menschen füllten den Saal, dabei überwiegend Menschen mit ausländischen Wurzeln sowie einige vereinzelte Deutsche. Der Film beleuchtete die Situation von Flüchtlingen in Deutschland. Im Anschluss konnte mit dem Filmemacher diskutiert und Fragen gestellt werden.


Die Luft war zum Schneiden dick, wie man so schön sagt und der Film dauerte eine gute Stunde, doch die allermeisten hielten durch bis zum Schluss, sprach der Film doch die meisten der Zuschauer direkt an, hatten sie doch das meiste selbst erlebt, kannten die Sorgen, Probleme und Wünsche der Menschen im Film. Es wurden Menschen aus den verschiedensten Ländern der Erde interviewt, ihre Lebens- und Wohnsituation geschildert, Aktionen gegen Abschiebung, Demonstrationen und Statements von Menschen gezeigt, die sich intensiv für Asylbewerber und Flüchtlinge einsetzen. Und die Kritik an der Politik wurde sowohl im Film als auch nachher in der Diskussion deutlich. Die Politik habe sich zu spät um das Thema gekümmert und eine schnelle Bearbeitung von Anträgen behindert. So wies der Valajevo-Vorsitzende Bernd Duschner auf Fälle aus Neuburg hin, wo Asylanträge schon seit über 10 Jahren bearbeitet, aber nicht entschieden würden. Andererseits stehen die Menschen unter dem permanenten Druck einer möglichen Abschiebung. In Einzelfällen endete dies sogar mit Selbstmord der Asylbewerber. Er benannte dabei drei Fälle von anwesenden Personen, deren Abschiebung unmittelbar droht und ließ eine Unterschriftenliste rumgehen, um gegen die Abschiebung zu protestieren. Dabei stellte sich eine betroffene junge Frau aus dem Kongo vor, die seit 3 Jahren in Deutschland lebt, die Sprache gelernt hat und in einer Kindertagesstätte arbeitet sowie noch einen Zusatzjob ausübt und sich somit selbst ernähren kann.

Bernd Duschner und Peyman Saba
Für Filmemacher Peyman Saba gibt es keinen Unterschied zwischen politischen- und Wirtschaftsflüchtlingen, für ihn sind alles Flüchtlinge, aus welchem Grund auch immer sie nach Deutschland gekommen sein mögen. Es gibt Gründe in ihren Heimatländern die sie zur Flucht treiben – und Europa sei nicht ganz unbeteiligt an den Gründen, sei es, dass die Landwirtschaft oder Fischerei zugunsten Europas reguliert werde oder die Ausbeutung der Bodenschätze mit Gewinnverlagerung nach Europa. Er kritisierte auch, dass mehr Geld für neue Flughäfen oder die Verhinderung von Flüchtlingen durch die Euro-Grenzpolizei “Frontex“ ausgegeben werde als für Menschen. Als einziger Kommunalpolitiker meldete sich ‚“Mensch“ Meyer, der beklagte, das Asylrecht sei in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausgehöhlt worden, so dass es jetzt nur noch eine „hohle Nuss“ sei.

Nach Ende der Veranstaltung strömten die Menschen in den Vorraum, in dem Frauen aus den verschiedensten Ländern ein Buffet heimatlicher Gerichte aufgebaut hatten. Man konnte Speisen genießen aus Afghanistan, Kurdistan, Syrien, dem Irak, Marokko, Tunesien, Algerien, der Türkei, dem Kongo und Somalia. Die Frauen, die alles vorbereitet hatten waren sehr dankbar, dass das Buffet so gut ankam. Das gemeinsame Essen förderte die Kommunikation zwischen den verschiedenen Nationen, sah man doch Kongolesen mit Syrern oder Kurden diskutieren.

einige der fleissigen Köchinnen
 

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