Hands on Strings - Zwei zum Preis von Einem
(Rohrbach, rs)"Hands on Strings", das sind die Gitarristen Thomas Fellow und Stephan Bormann. Sie jedoch einfach nur als "Gitarristen" vorzustellen wäre viel zu wenig angesichts dessen, was die Beiden am Freitagabend den Incontri-Besuchern geboten haben. Sie veranstalten an ihren Instrumenten ein musikalisches Feuerwerk, als würde ein kleines Orchester auf der Bühne stehen und musizieren.
Wenn man sich einmal vor Augen führt, welche - gerade auch kommerziellen - Erfolge Gitarren-Ensembles wie ehemals Paco De Lucia, John McLaughlin und Al Di Meola hatten, dann kann man erahnen, welches Potenzial in dieser Art von Musik steckt. "Hands on Strings" kitzeln heraus, was geht; mal zupfen sie die Instrumente, dann schlagen sie sie, stärker oder schwächer, mal mehr, mal weniger Saiten mitnehmend. So werden von zwei Musikern auf der Bühne rein über Gitarrenklänge Stimmungen im Publikum erzeugt, die Instrumente scheinen Geschichten zu erzählen oder sich zu unterhalten - wenn auch ohne Worte.
Beide "Hands on Strings"-Musiker, Thomas Fellow wie auch Stephan Bormann, haben eine Professur an der Musikhochschule in Dresden. Daher mag es sich erklären, woher die Vielfalt an musikalischen Stilrichtungen kommt, die sie zu ihren Konzerten mitbringen. Vielleicht liegt die Ursache dafür aber auch in ihren vielen Tourneen, die sie quasi in die ganze Welt geführt haben. Von arabischen über süd- und nordamerikanischen Einflüssen, vom Mittelmeer bis Indien, egal ob Rock-, Pop-, Jazz- oder Konzertgitarre - das Spektrum deckt eigentlich alles ab, was dem Liebhaber allerfeinster Gitarrenmusik gefällt.
"Der eine von uns - nämlich Stefan - spielt viele unterschiedliche Gitarren, der andere dafür unterschiedliche Töne." Die Ankündigungen und Zwischeninformationen von Thomas Fellow waren durchwegs humorvoll, teilweise mit einem Schalk im Nacken. Aber was Stefan Bormann aus seinem Fundus an Instrumenten herausholte, war in der Tat beeindruckend. Wann gibt es schon einmal Soli auf einer 12saitigen Gitarre? Wer spielt die - ohnehin selten zum Einsatz kommende - Oktav-Gitarre anstelle einer Mandoline, so wie bei der Cover-Version des Miami Sound Machine-/Gloria Estefan-Klassikers "Conga"? Und so eine Version von Stings "Fragile" wie am Freitagabend hat man bis dato ganz sicher auch noch nie gehört. Um es aber deutlich zu machen: ansonsten besteht das Repertoire der "Hands on Strings" aber auch aus sehr vielen Eigenkompositionen, die - wie oben schon gesagt - mal rhythmisch, dann wieder äußerst gefühlvoll das Publikum auf die musikalische Reise mitnehmen. "Zwei zum Preis von einem" gab es dann noch im Zugabeteil des Konzerts, denn das Publikum akzeptierte die zur Wahl gestellte Alternative "rhythmisch" oder "ruhig" nicht, ignorierte einfach das "oder" und bekam beides.
" Zum 20jährigen Incontri-Jubiläum sollen scheinbar alle kommen, die schon 20 Jahre Musik machen und immer noch wie 20 aussehen", kokettierte Thomas Fellow schon zu Konzertbeginn mit der Erfahrung der Musiker, die bereits zum 4. Mal in dieser Formation in Rohrbach auftraten. Wenn jedes weitere Konzert des Jubiläumsjahres diese Qualität mitbringt, dann ist es den Besuchern sicher egal, wie jung oder alt die Musiker aussehen. "Hands on Strings" jedenfalls zählen schon jetzt zu den Konzerthighlights der Frühlingssaison.
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