Engelhard schlägt Alarm: Verein Leben retten selbst in Not
(Pfaffenhofen, rt)Sieht den Notarztdienst im Landkreis in Gefahr: Leben-retten-Vereinsvorsitzender Rudi Engelhard (r.) bei einer Spendenübergabe. Archivfoto: Raths
Der Verein "Leben retten" finanziert den Notarztdienst im Landkreis Pfaffenhofen bereits seit geraumer Zeit mit. Jetzt braucht er selbst Hilfe, denn das zur Verfügung stehende Geld wird zusehends knapper. Der Vereinsvorsitzende von "Leben retten", Altlandrat Rudi Engelhard, drückte deshalb den Alarmknopf bei der diesjährigen Mitgliederversammlung.
"Dank der Unterstützung des Vereins 'Leben retten' konnte im abgelaufenen Jahr wieder an den Standorten Geisenfeld und Pfaffenhofen nahezu lückenlos rund um die Uhr je ein Notarzt einsatzbereit sein" sagte der Leitende Notarzt Olaf Ruchnewitz während der Veranstaltung. An den beiden Notarzt-Standorten Pfaffenhofen und Geisenfeld versuche jeden Monat je ein Leitender Notarzt, die Dienste zu besetzen. Da im Landkreis Pfaffenhofen nicht genügend Mediziner mit Notarztberechtigung zur Verfügung stünden, würden zusätzlich Ärzte vor allem aus den Großstadtkliniken angeworben. "Die kommen vor allem zu uns in den Landkreis, weil wir mit Hilfe des Vereins 'Leben retten' eine Mindestvergütung pro Schicht garantieren können", erläuterte Ruchnewitz. Weiterhin stünden drei ortsansässige Mediziner als sogenannte "Zweitnotärzte“ in Rufbereitschaft. "Insgesamt haben in den letzten Jahren Notarzteinsätze von drei auf vier Hilferufe je Tag deutlich zugenommen", schilderte Christian Leitner seine Erfahrung als Notarzt. Fast immer komme es bei schweren Unfällen oder akuten Erkrankungen auf jede Minute an. Das Pfaffenhofener System, wonach die Notärzte in den Rettungswachen in Bereitschaft sind, habe sich dabei sehr bewährt.
Bewährtes Notarztsystem mangels Geld in Gefahr
Zwar sei die Notfallrettung derzeit gesichert, doch kämpfe man mit finanziellen Problemen, sagt Engelhard. Im Gegensatz zur häufig geäußerten Meinung seien die Notärzte nicht fest angestellt, sondern leisteten diesen Dienst freiwillig neben ihrem ohnehin anstrengenden Beruf in Kliniken und Arztpraxen. "Ohne die Förderung durch den Verein 'Leben retten' hätten wir keinen durchgehenden Notarztdienst in Geisenfeld und Pfaffenhofen, weil sich die Schichten mit nebenberuflichen Notärzten ohne entsprechende Anreize nicht besetzen lassen", bekräftigt Engelhard im Gespräch mit Hallertau.info. "Unser System mit Notärzten, die in der Rettungswache in Bereitschaft sind, ist wesentlich schlagkräftiger und die Hilfe kommt die entscheidenden Minuten schneller", als dies in manch anderen Landkreisen der Fall sei, wo die Ärzte neben ihrer Praxis den Notarztdienst verrichten müssten. "Bei einem Atemstillstand hat man fünf Minuten, um irreversible Schäden zu vermeiden", gibt Engelhard zu bedenken.
Notarzt-Mitfinanzierung nur noch für wenige Wochen gesichert
Laut Schatzmeister Michael Hoyer standen im vergangenen Jahr Ausgaben von 153.619 Euro den Einnahmen von lediglich 143.161 Euro gegenüber. Das daraus resultierende Defizit von 9.458 Euro sei letztmals aus den Spendenrücklagen vergangener Jahre abgedeckt worden, wie der Verein in einer Pressemitteilung mitgeteilt hat. "Aktuell reicht das Geld noch für das erste Vierteljahr 2015", sagt Engelhard auf Nachfrage von Hallertau.info.
"Wir sind dringend auf Spenden von Privatpersonen und Institutionen angewiesen", appelliert jetzt Engelhard. Die Unterstützung durch den Landkreis und die Gemeinden sei hervorragend, trotzdem brauche der Verein rund 30.000 Euro zusätzlich, um seine Ausgaben zu decken. Als Beispiel für die Verwendung der Gelder nennt Engelhard die zusätzliche Ausstattung des Notarzt- und Rettungsdienstes, eine pauschale Haftpflichtversicherung, Übernahme von Kursgebühren für den Erwerb der Notarztberechtigung und Zahlung einer Pauschale für die Übernahme des Notarztdienstes durch Klinikärzte während ihrer Dienstzeit.
"Um das notwendigen Geld zusammenzubekommen, wird der Verein jetzt verstärkt die Werbetrommel rühren", kündigt Engelhard an. So soll in den Arztpraxen ein Flyer aufgelegt werden und es ist ein Bücherflohmarkt zur Pfaffenhofener Josefi-Dult in Zusammenarbeit mit der Frauen-Union geplant. "Wir sind auf jeden Euro angewiesen", so der Vereinsvorsitzende. Es werde heute für vieles gesammelt, "da ist es schwierig, ohne ein besonderes einmaliges Projekt eine zusätzliche Spendenbereitschaft zu wecken", so Engelhard gegenüber Hallertau.info. "Aber gibt es etwas Wichtigeres als dafür zu sorgen, dass Menschen in akuter Lebensgefahr rasch und fachkundig geholfen wird?" Jeder Cent komme diesem Zweck zugute, denn der Verein arbeite mit Null-Prozent Verwaltungskosten.
Spendenkonto
Wer den Verein "Leben retten" unterstützen will, kann dies tun über dessen Spendenkonto bei der Sparkasse Pfaffenhofen unter der IBAN-Kontonummer: DE13721516500000086868.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.