Der "Blaue Kurfürst" und Schloss Wolnzach
(Wolnzach, wk)
Eigentlich hat der als Blauer Kurfürst bezeichnete bayrische Kurfürst Max Emanuel (1662-1726) mit Wolnzach direkt nichts zu tun, ist aber aufgrund seiner militärischen Siegeszüge Auslöser gewesen, dass sich einer seiner Offiziere, Oberst Baron Leopold Heinrich von Elsenheim, nach dem Balkanfeldzug des Kurfürsten das „Neue Schloss“ in Wolnzach erbauen ließ, da das alte Schloss im 30-jährigen Krieg niedergebrannt wurde.
Die Geschichte des Blauen Kurfürsten war Ausgangspunkt eines Vortrages von Hermann Maier im Historischen Cirkel, zu dem sich die Mitglieder und Interessierte im Gasthaus „Zur Post“ trafen. Für an Ortsgeschichte interessierte Zuhörer gab es dabei viel Neues zu hören. Zum einen über Kurfürst Max Emanuel und seine Beteiligung an verschiedenen Kriegen, wobei seine größten Erfolge im Kampf gegen die Türken vor Wien (1683) und die Befreiung Belgrads von den Türken (1688) waren.
der "Blaue Kurfürst" (rechts) mit Familie beim Jagdausflug
Und als Oberst hatte Leopold Heinrich von Elsenheim Anteil an dem Erfolg vor Belgrad und konnte mit seinem Kriegsgewinn und Krediten durch die Fugger von Schwindegg das Neue Schloss als Wasserschloss in Wolnzach erbauen (1695-1705), das 1812 abgerissen wurde. Der Bau des Schlosses war nach Meinung von Hermann Maier ein richtiges Konjunkturprogramm für Wolnzach, da viele Handwerker beschäftigt werden mussten. Das Schloss stand früher auf dem Gelände des jetzigen Volksfestplatzes und die Namen Schlosshof, Schloßstraße, Hotel-Schlosshof, Schlossapotheke und Elsenheimerstraße erinnern noch an diese alten Zeiten. Ein baugleiches Schloss existiert heute noch in Oberlauterbach bei Pfeffenhausen.
das alte Schloss Wolnzach das Neue Schloss Wolnzach
Hermann Maier verstand es, die geschichtlichen Zusammenhänge gut darzustellen, auch die Schlossbauten von Max Emanuel (Ausbau von Schloss Schleißheim, Schloss Lustheim) und seinen Vortrag mit Lichtbildern und einigen Tonaufnahmen zu unterlegen. Und für ein jüngeres Publikum wäre dieser Vortrag sicher viel interessanter gewesen als vielleicht eine trockene Unterrichtsstunde in der Schule, doch leider trafen sich nur überwiegend ältere Zuhörer, darunter viele, die als Mitglieder des Historischen Cirkels selbst in der heimatlichen Geschichte sehr bewandert sind. Der Leitspruch des Vereins, „wer seine Herkunft nicht kennt, hat auch keine Zukunft“ ist dabei recht zutreffend. Einen weiteren Vortrag von Hermann Maier findet statt am 27. April im Gasthof „Zur Post“ unter dem Titel „Max Emanuels Stern sinkt und Gosseltshausen brennt“.
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