Zirkusreife Sticheleien

 

 

Deftig und hoch her geht es bei den Starkbierfesten der Reichertshofener Jungen Wähler Union (Hallertau.info berichtete von der Premiere). Kaum eines der brisanten Regionalthemen, vor allem aus den Bereichen der Politik und Gesellschaft, blieb unangetastet. Und einer bekommt dabei besonders viel sarkastisches Fett ab. Für wahre Lachsalven im Publikum sorgen die (Läster-)Klosterschwestern Mon-Cheri und Ramazzotti alias Marita Strasser und Rosi Held mit ihrer Fastenpredigt, die sie in ihrem nunmehr fünften Auftrittsjahr aufführen. Nicht wenige einen Beitrag dazu leisten auch die köstlich und semiprofessionell aufgeführten Sketche und Bühnenstücke.

Allen voran muss Reichertshofens Bürgermeister für so manchen Spott herhalten obgleich es zu Anfang nicht danach aussieht: "Du bist der Beste im Landkreis, bist hoch intelligent, durchtrainiert, machst immer eine gute Figur, arbeitest 24 Stunden am Tag - und manchmal auch in der Nacht -, machst immer alles richtig, bist immer gut gelaunt, humorvoll und souverän,liebst sogar deine Feinde und trinkst nie einen Schluck Alkohol." Mehr des Lobes sollte es dann von den beiden Schwestern für nur 50 Euro Honorar auch nicht sein. Nur Gutes wollten sie über die Marktgemeinde Reichertshofen verbreiten, doch dann wäre die Predigt kurz geworden, meinen sie.

Erst einmal aber ist die JWU-Gemeinderätin Andrea Blößl an der Reihe. Für ihr Profil auf Facebook habe sie drei Stunden lang 400 Fotos gemacht, danach zwei Stunden lang 350 gelöscht, 50 eine Stunde lang bearbeitet um dann eines zu posten unter der Überschrift: "Ich, mal ganz spontan." Wirklich mächtig aber, und zwar als Frau an dritte Stelle weltweit, sei Kanzlerin Angelika Merk, denn sie folge direkt auf Conchitta Wurst und Harald Glöckner.

 

 

Atemlos beim Todesfall

Ein kleiner Exkurs folgt darauf in die internationale Terroristenszene.
Islamischen Extremisten verübten ihre Selbstmordanschläge ja nur "wega de 72 Jungfraun, de im Paradies auf sie warten - und des, obwoi eana koana gsogt hod, wia oid de Jungfaun eigentlich san." Aber egal, denn die nächste Fußballsaison werde ja eh in der russischen Stadt Leipzig ausgetragen, während Schlagersängerin Helene Fischer auf einer Beerdigung erstmals ihren Schlager "Atemlos" singe. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer aber betreibe derweil seine Helikopter-Politik: "Vui Staub aufwirbeln und dann davofliang."

Nach einem Prosit auf die Männer im Allgemeinen ist Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf an der Reihe. Jener sei so beschäftigt, dass er schon nicht mehr wisse, was er überhaupt mache, doch sei er "der beste Landrat den Pfaffenhofen im Moment hod, und des sog i ned von jedem." Nicht hinbekommen habe man aber die Sache mit den Gelben Säcken. Wenn die noch dünner gemacht werden, könne man den Plastikmüll gleich direkt auf die Straße kippen und gelb anmalen.

Napoleon und die Mobilmachung

Zu den Bürgermeistern in Vohburg und Baar-Ebenhausen ist den nicht so frommen Klosterschwestern auch etwas eingefallen: "Der Schmid Martin is mit über 80 Prozent wieder gewählt wordn - und des, obwoi den de Leit doch eigentlich kenna." Ludwig Wayand, der Napoleon des Nordens stach dagegen besonders hervor, als die bayerische Sozialministerin Emilia Müller zu Besuch in der Oberstimmer Kaserne war: "Wia der bei der Besichtigung mit der Ministerin in der Kaserne Oberstimm auftreten is, do hob i gmoant, jeden Moment ordnet der de allgemeine Mobilmachung o."

 

 

Gemeinderätlich depperte Debatten

Doch dann kehren die beiden Ordensdamen zurück in marktgemeindliche heimische Gefilde. "Im Gemeinderat waren wieder die üblichen Depperten, äh, natürlich Debatten." Und überhaupt habe ja Reichertshofen seit dem letzten Joahr einen neuen Gemeinderat, "dabei hätt's den Oidn scho gar ned braucht!" Die Junge Wähler Union habe mit Martin Kirmaier und Helga Dorfner-Huber zwei neue Gemeinderäte bekommen. Als sie der Bürgermeister nach der dritten Sitzung gefragt habe, wie es ihnen denn so geht im Gremium, hätten beide einstimmig geantwortet: "Scheiß auf intelligentes Leben im All, uns dat scho a intelligentes Leben im Gmoarat reicha." Wer die Sitzungen des Gemeinderates verfolge, dem fiele schnell der Filmklassiker ein: "Denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Von der Mücke zum Elefanten in Reichertshofener Version

Völlig abgehoben sei mittlerweile die örtliche CSU. "Sogt da Bürgamosta hü, plärrt da Felber hü und de Schweiger hott; frogt da Burgamosta, 'wos moants ihr dazua?', songs nix, um se nachher drüber zu beschwern, das koana auf sie hört." Jeder Sitzung folge mittlerweile eine Beschwerde Schweigers über den Bürgermeister an die Adresse der Rechtsaufsicht - nur um dann von dort zu erfahren, dass die Verwaltung schon alles richtig gemacht habe. "I moan oiwai, de hod an schlechten Berater - manche woin glänzen, obwois koan Schimmer hom, de Intelligenz-Allergiker." Drum lautete der Ratschlag der Klosterschwestern: "Wennst as nimma kapierst, dann hör hoit im Gmoarat auf!“

Die CSU verstehe sich als "fundamentale Opposition - und sie tun was sie können - genau des is eana Problem!" Einen guten Ratsachlag gibt's dann auch gleich noch obendrauf: "Wenn ma in die falsche Richtung lafft, dann hod es keinen Sinn as Tempo zu erhöhen." Auf die Sieben Plagen aus der Johannes-Offenbarung reduzierten sich in Gotteshofen auf die Stechmücken, die sich ausgerechnet in zwei geplanten Senken konzentrieren würden. Auf Felber gemünzt: "I frog mi, wer hod in Gotteshofen ein Nichts mit dene Mulden wieda so hochgspuit?" Obleich ja so ein Mückenstich einer gewissen Gefährlichkeit nicht entbehrt: "Schaugts eich den Franken o, den hod letztes Johr ah Stanzen in Bauch nei gstocha - der is immer no gschwoin!

Zirkusreifer Kampf gegen die Bürgermeister

Felbers Kämpfe gegen die Reichertshofener Bürgermeister dauerten nun schon Jahrzehnte an, doch dass er sich, wie geschehen, mit dem früheren CSU-Gemeindechef Anton Westner zusammentut, verwundere schon sehr. "Ois da Franken und da Westner beim Neujahrsempfang zamtroffa san, hod da Franken zum Westner gsogt: 'Herr Westner, ich wünsche Ihnen für das Neue Jahr all das, was sie mir auch wünschen' - seitdem schaugt der Westner den Franken nimmer o."

Und überhaupt: Der Reichertshofener Gemeinderat habe ja jetzt den Zirkus Krone verklagt, und zwar weil der behauptet habe, Deutschlands größter Zirkus zu sein.

 

 

Wer nun eine der noch folgenden Vorstellung live miterleben möchte, hat schlechte Karten, denn die noch folgenden JWU-Starkbierfeste im Langenbrucker Gasthof Fröhlich am Freitag, 20. März, im Höger Gasthof Söltl am Samstag 21. März und im Windener DJK Vereinsheim am Freitag, 27. März sind bereits ausverkauft.

 

 

Anmerkung der Redaktion:
Alle hier gezeigten Szenenbilder stammen von der Premiere des Starkbierfestes 2015 in Reichertshofen.