Dichterwettstreit Goethes Schlittschuh 2015
(Pfaffenhofen, mh)Dichterwettstreit Goethes Schlittschuh 2015
Eine Bierwirtschaft mit uralter Brautradition im Herzen der Stadt Pfaffenhofen, als Bühne für einen Dichterwettstreit, ist einfach genial gewählt. Wenn diese Wirtsstube Geschichten erzählen könnte, so wie das Sofa in der Geschichte einer Teilnehmerin, wir würden Jahre mit dem Zuhören verbringen.
Was in diesem Jahr blieb, waren neun Dichter, Denker und Poeten/Innen: Dominik Neumeyer, Jens Rohrer, Gerhard Trautmannsberger, Uschi Kuffer, Len Hawk, Toby Tone, Michael von Benkel, Markus Ostermayer, Jutta Schelchshorn. Eine dreifrauliche, hochkompetente Jury mit Denise Cedinas, Veronika Gabriel und Barbara Mayer, nebst einem rührigen Alexander Bally als Moderator, der den Preis am liebsten selbst mit nach Hause nehmen wollte.
Wie gesagt ein Sofa als Erzähler/In (Len Hawk), absurdes Konsumverhalten und seine Folgen (Dominik Neumeyer), Karotten, Pferde und Beziehungen (Jens Rohrer), Heimkehr und Hoffnung (Gerhard Trautmannsberger), Heimatgedichte aus Pfaffenhofen (Uschi Kuffer), eine laszive Taxifahrergeschichte (Michael von Benkel), das vielleicht letzte Bad eines Obdachlosen (Markus Ostermayer), bayerische Baumgeschichten (Jutta Schelchshorn) und als Gewinner der existentielle Rap von dem jüngsten Teilnehmer, Len Hawk.
Vielfältiger kann eine Lesung kaum sein, so manch einer hat die vielen Eindrücke erst später sortieren wollen, keiner konnte sich entziehen. Zeit für Diskussion und Bewertung gab es dann bei einer Nachlesefeier im Jungbräu, die die „Mobilisten“ auch noch organisiert hatten. Möglicherweise erscheint im Internet, für die die keine Zeit hatten, noch die ganze Veranstaltung als Video, wir werden hören und sehen.
“Die Leiden des jungen Werther” mögen vom Ansatz her, die Entscheidung der Jury für Len Hawk ausgemacht haben, das Kernwerk der Sturm- und Drangzeit Goethes, passt von der Intensität und den Themen, außer dem Selbstmord natürlich, am besten zum Namensgeber des „Schlittschues“.
Eine feine Wahl, die zeigt das in Pfaffenhofen, trotz der „Muhhacklickligkeit“ seiner Bewohner, so etwas wie ehrliche Wertschätzung für die Wortkunst gepflegt wird. Auch die beiden bayerischen Mundartdichterinnen konnten sich über ernstgemeinten Applaus und gerechte Bewertung freuen, es muss nicht immer die große Literatur der dicken Bücher sein, manchmal reicht ein Augenblick.
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