Kabarett, das ist Prostitution auf hohem Niveau
(Rohrbach, rs)Über ihre Erfahrungen und Erlebnisse als aufstrebende Kabarettistin reflektierte Franziska Wanninger am Donnerstagabend von "Kultur im Zeidlmaier". Das sei " Prostitution auf hohem Niveau", wenn man so über die Firmenfeiern und Dorffeste tingeln müsse, Nebenbeschäftigungen jedweder Art annehmend, um finanziell auch nur annähernd über die Runden zu kommen.
Gut, wenn es dann eine Tante Elfriede gibt, die die drei wichtigsten Voraussetzungen guter Verwandtschaft erfüllt, nämlich "steinalt, sehr reich und kinderlos" zu sein. Dabei hat es das Leben mit der kleinen Franzi häufig nicht sehr gut gemeint. Der Bruder wollte lieber einen Hund als die Schwester, im Schönschreiben hatte sie nie eine Chance auf gute Noten, weil der Platznachbar leider Gottes Linkshänder war und sie permanent angestoßen hat und bei der Kommunion gab es von der Mama statt des ach so gewünschten Prinzessinnenkleids nur die Second-Hand-Kleinanzeigenvariante; da fühlte sie sich wie die "Kammerzofe zwischen lauter Prinzessinnen".
die gleiche Frau - andere Rollen - unterschiedliche Gestik, Mimik und Intonation: Franziska Wanninger auf der Bühne des Zeidlmaier
"AHOIbe – Guad is guad gnua" heißt das aktuelle Programm von Franziska Wanninger. Dabei habe das Management da anfangs wohl etwas falsch verstanden, es ursprünglich "Ahoi" genannt; nur: thematisch hätte das ja nun gar nicht gepasst, auch nicht zum klaren bayrischen Dialekt der Künstlerin. Aber das habe sie kurz vor dem Andruck noch korrigieren können. Stilsicher und pointiert schlüpft sie im Laufe ihres Programms immer wieder zwischen einzelnen Rollen hin und her. Da ist zunächst die junge Künstlerin (unklar bleibt, ob sie zufällig Franziska heißt?), die sich unbedarft und ein wenig naiv auf die Bretter wagen möchte, die ihr einmal die Welt bedeuten sollen. Dagegen steht ihr neuer Manager, der - in erster Linie von sich selber überzeugt ("Ich hab alles und alle schon gehabt.") - die Ungeduld und Überheblichkeit in Person repräsentiert. Selbst Florian Silbereisen kommt der Kabarettistin nicht aus, ebenso wenig wie eben die Telefonate mit besagter Tante Elfriede.
Eine der stilistischen Hilfsmittel von Kabarett ist, dass Personen und Situationen überzeichnet und komisch dargestellt werden. Was aus den Szenen von "AHOIbe – Guad is guad gnua" fiktiv und was autobiografisch ist, das bleibt dem Zuschauer verborgen, es ist jedoch stark anzunehmen, dass Franziska Wanninger auch sehr viele persönliche Erlebnisse in diesem Programm verarbeitet hat. Vielleicht hätte der Titel auch lauten können "Von der Empfangsdame beim Radio bis zur Vertreterin für Alarmanlagen - Geschichten die das Leben einer Kabarettistin schreibt"; es ist nicht bekannt, ob die beruflichen Intermezzi, die sie auf der Bühne darstellte, auf persönlichen Erfahrungen beruhen, überzeugend jedoch waren sie allemal - und äußerst humorvoll.
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