„Butzlumpm“, Hans im Glück und PTBS – „Top Dogs“ am HGW
(Wolnzach, msk/la)„Business, das ist Krieg, Blut und Tränen.“ Was macht so ein Multi, wenn ihm seine Lebensgrundlage, seine Existenzberechtigung, genommen und er „gegangen“ wird? Wie hart ist ein Sturz von der Spitze der Pyramide? Die Schüler des HGW stellten es gestern eindrucksvoll dar.
Im Stück trifft der Zuschauer auf ehemalige Top-Manager, die im Rahmen ihrer Entlassung ein Outplacement Center besuchen, um einen Weg zurück in die Arbeitswelt zu finden. Dabei zeigen die jungen Schauspieler des Q11 Kurses Dramatisches Gestalten, wie die Figuren mehr und mehr daran scheitern, sich mit ihrem unbefristeten Langzeiturlaub abzufinden. Während sich Frau Merkl mit blutigen Mordphantasien an ihrem Chef tröstet, zeigen sich bei Herrn Schmidbauer deutliche Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung – obwohl er noch mehr Chancen hätte, als die labile Frau Boguth, die „mit Mitte fünfzig kein Bein mehr auf den Boden kriegt.“
Clara Hurzelmeier versucht Simon Haid klarzumachen, dass er ebenfalls gefeuert wurde.
„Top Dogs“ von Urs Widmer ist ein brandaktuelles Stück, das sich mit den Zuständen hinter den Kulissen der großen Konzerne beschäftigt. Die Geschäftswelt hat sich im Streben nach mehr Profit und Macht selbst radikalisiert und wer nicht folgen kann, wird zurückgelassen. An der Darstellung dieser Zurückgelassenen probten die Schüler des Kurses seit Oktober. Gestern brillierten sie mit intensivem, humorvollen, energiegeladenem Spiel in ganz unterschiedlichen Gruppen- und Einzelszenen. Unter der tiefenentspannten Führung der Psychologin Haselsteiner geben die Entlassenen immer mehr zu, wie der Verlust der Existenz an die Nieren geht. Empathisch schwer gehandicapt kann auch das Privatleben keinen Halt bieten – sie haben keines. Sie sind es nicht gewohnt, sich mit Normalverdienern auseinandersetzen zu müssen. In ihren Träumen jedoch verblasst die antrainierte Emotionslosigkeit neben den Wünschen, die die Figuren insgeheim hegen – sei es die ersehnte Anerkennung durch die kalte Mutter oder den Ex-Chef von einem Gipfel in den sicheren Tod zu stoßen.
Franziska Merkl und Christoph Eisenmann träumen von Mord und Moneten
Bei der Darstellung all dieser unterschiedlichen, überforderten Figuren legten die jungen Talente gestern im Vergleich zu den Proben „nochmal eine Schippe drauf“, so ihr begeisterter Regisseur Marius Lubnow. Wer gestern nicht in der Aula des Gymnasiums saß, dem sei eindringlich ans Herz gelegt, sich heute Abend um 19:00 Uhr von der zweiten und letzten Aufführung fesseln zu lassen.
Leon Schmidtbauer und Katharina Boguth - gestresst und emotional
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