„Ruhe bewahren!“ im Feststadl – Luise Kinseher live
(Pfaffenhofen, msk)„Sie laufen, rennen, schwitzen – Kreislauf, Panik, Herzinfarkt“, erklärte Kinseher am Freitag den Paffenhofenern unseren Zeitgeist. Da haut es dem Steinzeithirn notgedrungen irgendwann den Schalter raus und man bildet sich hübsche Fahrstuhlgenossen ein. Vitamine sollen ja helfen – so ein bisschen Obst im Stamperl kann nicht schaden.
Die Welt dreht sich immer schneller. Der Tag müsste 48 Stunden haben, damit wir unser selbstauferlegtes Pensum schaffen. Wer soll das noch verstehen und wo soll es hinführen? Wie gut, dass die Mary (sprich: Märie) sich auskennt und uns das Leben, die „Gwantn-Gwarks“ und das richtige Stüberln erklärt. Denn im Stammstüberl herrscht noch Ruhe und Ordnung, die sonst nirgends mehr zu finden ist. Das macht auch die Warterei leichter, denn einer wartet immer. Wenn ich mir das Kauen durch Pürieren im Mixer spare, aber der Magen wiederum auf den Mixer warten muss, habe ich dann wirklich Zeit gespart?
Auf den Punkt witzig, hintersinnig, manchmal lakonisch und oft absurd begeistern Luise Kinseher und ihre zwei „Kolleginnen“ das Publikum im Feststadl. Dabei ist gerade das Absurde direkt aus dem Leben gegriffen. So wird das mit der Pflegestufe für Karl-Heinz nichts, solange er sich noch selbst die Zähne putzen kann – Glück ist Geschick, wenn er dafür auch jedes Mal die richtige Bürste im Bad benutzt. Wenn er jetzt rein zufällig ein Bein verlöre, sähe die Sache schon anders aus. Am Ende ist alles relativ. Das wissen auch der Einstein und die Mary: Für manche ist sie „a geile Sau“, für andere „a Bläde“ – dabei ist sie ja immer die Selbe! Bei so viel neuem Verständnis für die Welt tut es gut, dass Kinseher zwischendrin zum Gesangsapparat greift und musikalisch zusammenfasst. So eine Zusammenfassung spart ja auch wieder Zeit für andere Dinge.
Begeistert bis in die letzte Reihe zeigte sich das Publikum von einer der größten Damen im bayrischen Kabarett. Kinseher, präsentiert von Wolfgang Ramadan im wunderschönen Feststadl (mit ganz neu aufgestellter Bewirtung) – da braucht man nicht nach München ins Lustspielhaus fahren, um einen erinnerungswürdigen Abend zu verbringen.
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