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Unsere Lieblinge - Urgesteine der "Nacht"-Musik

(Rohrbach, rs)

"Wir spielen lauter Dinge die nicht zusammen passen," warnt Stefan Noelle das Publikum im Incontri schon vor dem ersten Ton. Und sein musikalischer Partner Alex Haas sei ein "Urgestein", das habe ihm die Münchener Kultkneipe "Fraunhofer" unlängst in einer Konzertankündigung attestiert. Nun, in Rohrbach spielte beides keine Rolle; das Publikum war begeistert von einem Konzert der ganz anderen Art.

Eigentlich hätten "Unsere Lieblinge" - so nennen die beiden Münchener Musiker sich in dieser Formation - schon im vergangenen Herbst in der Kulturwerkhalle auftreten sollen. Damals musste Alex Haas krankheitsbedingt absagen, und Stefan Noelle gab eines seiner ersten Solo-Konzerte. Damals noch mehr in Richtung Liedermacher, ging das Programm am Freitagabend quer durch 50 Jahre Musikgeschichte. Wer hat schon den Golden Earring Klassiker "Radar Love" im Repertoire, spielt danach "Schuld war nur der Bossanova" und in der Folge "Bad moon rising"? Sie täten sich durch die Musikgeschichte "morphen", würde man heute laut Stefan Noelle sagen, früher hätte es einfach nur Potpourri geheißen. Aber ein Potpourri aus dem 60er Jahre Schlager-Fuzzi Willy Schneider ("Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein") und Amy Winehouse ("Rehab"), der laut Wikipedia Vertreterin "des modernen 2000er Jazz, gemixt mit leichten Hip Hop Beats"? Siehe oben: "Wir spielen lauter Dinge die nicht zusammen passen." Zwei Dinge sind jedoch bei all den Remakes anders: jeder noch so bekannte Klassiker ist komplett anders arrangiert und die Texte sind zumeist adaptiert, nur selten original.

Der eine der beiden Musiker - Stefan Noelle - steht hinter seinem minimalistischen Schlagzeug, bestehend aus einer Snare Drum und einem Becken. Er schlägt nicht nur auf seine Instrumente, nein, er zelebriert sie geradezu. Hüpft von einem Bein auf das andere, springt in die Luft und tauscht in rasendem Wechsel die Stöcke. Alex Haas hingegen - das "Urgestein am Kontrabass", siehe oben - wirkt ruhiger, wenn er sein Instrument streicht und zupft, dann geradezu schlägt, um es schließlich wieder wie sein Liebstes zu umarmen.

Schlicht und einfach "Nacht" heißt das Programm der Lieblinge, soll heißen, dass die Songs in irgendeiner Weise etwas mit eben dieser Tageszeit, mit dem Schlafen oder mit dem Träumen zu tun hat. Einer der Höhepunkt im Repertoire ist ganz sicher das Finale des ersten Sets: "Ewige Nacht", einem Gesamtwerk bestehend aus mehr als 50 Songs, die durchwegs nur angesungen werden, aber alle das Thema "Nacht" in sich tragen. Mit einer Ausnahme: "Day Tripper" sei als Hommage an den Tag eingebaut, so Noelle. In diesem - nennen wir es, wie es ist - Potpourri finden sich unter anderem die Songs wieder, die beispielhaft in der rechten Spalte gelistet sind. Aber wie gesagt: insgesamt waren es mehr als 50! Wie kündigte Stefan Noelle das Stück an? Wir spielen die "Ewige Nacht", "damit sie auch nur annähernd eine Ahnung davon bekommen, was wir alles nicht spielen."

Dieser Bericht kann nicht geschrieben werden, ohne nicht noch einen weiteren der absoluten Höhepunkte dieses Konzertabends unerwähnt zu lassen. Wie könne man "Hotel California", den Klassiker unter der Kategorie Beherbergungslieder, spielen, ohne Gitarren für das Gitarrensolo zum Ende des Stücks dabei zu haben? Schließlich sei man ja im Grunde genommen die "gitarrenfreie Band par Excellence". Nun, auch dieses Problem bekamen die Lieblinge gelöst: statt des Gitarrensolos wurde ein Text auf diesen eigentlich instrumentalen Part gelegt und das "Gitarrensolo" wurde einfach gesungen. "Wir spielen lauter Dinge, die nicht zusammen passen." Noch Fragen?

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